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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Gleichzeitig schoss er einen Fadenstrang auf das Vorhängeschloss ab, um es von der Holztür zu reißen.
    Jonathan, Kendra, Holmes und die anderen sprangen auf, als sie hörten, wie die Tür zu ihrem Gefängnis aufging. Voll angespannter Erwartung starrten sie auf die breiter werdende Öffnung, die das Versprechen von Freiheit barg.
    »Oh nein!«, entfuhr es Miss Morland, und die elfengleiche Frau schlug die Hände vors Gesicht.
    Bevor auch nur einer der Anwesenden fragen konnte, was sie gesehen hatte, flog ein schwerer Körper durch die Türöffnung und einmal quer durch den Raum, um am anderen Ende krachend gegen die Wand zu prallen und dann zu Boden zu stürzen.
    Das Monstrum Hyde-White füllte mit seiner ganzen Masse den Türrahmen. »Wir Engländer haben euch Schotten noch immer besiegt!«, brüllte er, und seine Facettenaugen wirkten, als wollten sie Funken sprühen. Seine Nase blutete und sah aus, als sei sie gebrochen, aber das schien ihn nur noch wütender zu machen.
    Mit mühsamer Bewegung hob Drummond den Kopf. Von einer Platzwunde auf seiner Stirn floss helles Blut über sein Gesicht und tränkte seinen Bart. »Besiegt vielleicht, aber niemals gebrochen«, keuchte er grimmig. »Sie können machen, was Sie wollen, Hyde-White. Drohen Sie uns. Schlagen Sie uns. Wir werden niemals aufhören …« Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht und griff sich an die Brust, bevor er fortfuhr. »… niemals aufhören … Widerstand zu leisten.« Er blickte zu Wilkins hinüber, der daraufhin einen Schritt auf Hyde-White zu machte und trotzig die Arme verschränkte. Ashbrook schloss sich ihm an.
    »Machen Sie ihn nicht wütend«, bat Miss Spellman von der Steinbank aus.
    »Wir machen ihn nicht wütend«, sagte Holmes erstaunlich ruhig. »Wir machen einen Standpunkt klar.« Er verschränkte ebenfalls die Arme und blickte Hyde-White furchtlos an.
    Westinghouse kratzte sich am grauhaarigen Kopf. »Ach, verdammt«, murmelte er, räusperte sich anschließend demonstrativ, hob das Kinn und trat ebenfalls vor. Cutler folgte seinem Beispiel.
    Jonathan spürte, wie sein Herz schneller schlug. Eine seltsame Atmosphäre breitete sich in der Zelle aus, knisternd aufgeladen, wie vor einem gewaltigen Gewittersturm. Aus der Haltung der Männer, die sich Wellingtons Vollstrecker entgegenstellten, sprach die Tapferkeit von Verzweifelten, die glaubten, nichts mehr verlieren zu können; und so vergebens diese Geste auch sein mochte, Jonathan bewunderte sie dafür. Er schluckte, straffte sich, trat neben Holmes und verschränkte die Arme. Kendra folgte ihm kaum einen Herzschlag später, das Gesicht ein Ausdruck trotziger Entschlossenheit.
    Holmes schenkte ihnen beiden einen kurzen Blick und lächelte dünn.
    »Er wird weichen«, flüsterte Miss Morland.
    Hyde-White ließ seinen Blick über die stumm Versammelten schweifen. Auf seiner Miene lag blanker Hass. »Ich könnte Sie alle hier und jetzt umbringen«, grollte er, und es klang, als täte er nichts lieber, als diese Drohung sofort in die Tat umzusetzen. »Aber Lordmagier Wellington würde das nicht wollen. Es wäre zu leicht … Ihr verdient ein anderes Schicksal.« Drohend hob er die rechte Klauenhand und schüttelte sie vor ihnen in der Luft. »Denkt an meine Worte!« Anschließend drehte er sich ruckartig um, verließ den Raum und schlug die Tür mit einer Wucht zu, die sie in den Angeln erzittern ließ. Nachdem er einen Moment außen zugange gewesen war, entfernten sich seine stampfenden Schritte.
    Während die Männer sich wieder zerstreuten und Westinghouse zu dem schwer verletzten Drummond eilte, atmete Holmes geräuschvoll aus und fächelte sich mit der Hand Luft zu. Er warf Jonathan und Kendra einen erleichterten Blick zu. »Da haben wir noch einmal Glück gehabt, meine Freunde. Einen Moment lang dachte ich schon, der Verrückte würde seinem Drang nachgeben und seine Drohung ernst machen, uns alle auf der Stelle zu töten.«
    »Was hat Sie vom Gegenteil überzeugt?«, fragte Jonathan, der spürte, wie seine Knie weich wurden, und der sich zusammenreißen musste, um nicht zu wanken.
    »Wellington«, sagte Holmes. »Wollte er uns töten, wären wir bereits rauchende Leichen, genau wie Cheltenham. Dass er keine Skrupel kennt, wissen wir. Er hat also noch irgendetwas mit uns vor.«
    »Das schien mir auch so, als er mich zu sich holte«, mischte Kendra sich ein. »Die Frage ist, was?«
    »In der Tat«, stimmte Holmes ihr zu. »Nichtsdestoweniger möchte ich nicht darauf bauen, dass

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