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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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zuvor beigebracht hatte. Ich bin umgeben von Magie. Ich bin erfüllt von Magie. Ich bin eins mit der Magie.
    »Doktor«, rief Drummond unterdessen keuchend nach Westinghouse.
    »Ja, Angus?«, meldete sich dieser zu Wort. »Kann ich noch irgendetwas für Sie tun?«
    Ich bin umgeben von Magie.
    »Das können Sie«, bestätigte der Schotte. »Was immer … gleich auch passiert, halten Sie sich raus. Holmes wird ein Ritual durchführen, das mich … wahrscheinlich umbringt. Aber es ist gut so … Ich will es so. Also greifen … Sie nicht ein. Und sagen Sie keinem etwas davon. Ich will … keinen großen Abschied. Nur Wilkins könnten Sie mir noch einmal heranschaffen.«
    Der Arzt schien über diese Aussicht nicht sonderlich erbaut zu sein, aber er sagte leise: »Ich verstehe und werde Ihren Wunsch respektieren. Alles Gute, Angus.«
    »Danke, Doktor. Ihnen auch.«
    Ich bin erfüllt von Magie.
    Westinghouse zog sich wieder zurück, und im nächsten Moment war Drummonds Adjutant an ihrer Seite. »Wie sieht es aus, Sir?«, fragte er, und in seinem Tonfall schwang die unbeholfen raue Herzlichkeit eines Mannes mit, der nicht wusste, wie er angesichts des bevorstehenden Todes eines guten Freundes mit seinen Gefühlen umgehen sollte.
    »Ich stehe vor der letzten Schlacht, Wilkins. Und ich …« Drummond brach ab und ächzte schmerzerfüllt. »… ich brauche noch mal Ihre Hilfe.«
    »Sie können auf mich zählen, Sir«, beeilte sich Wilkins zu sagen.
    »Sorgen Sie … für eine Ablenkung. Weiß nicht, wie. Schreien Sie rum! Hämmern Sie gegen die Tür! Irgendetwas … Ich will nicht … dass alle zusehen, wenn ich … wenn ich sterbe.«
    Der Magier schluckte hörbar, dann flüsterte er. »Ist gut, Sir. Ich gebe mein Bestes.«
    Der Leiter der Magieabwehr lachte geschwächt. »Wie immer, Wilkins … Danke.«
    Ich bin eins mit der Magie.
    »Sir«, begann Wilkins, stockte und setzte erneut an. »Sir, es war mir eine Ehre.«
    Drummond grunzte unwillig, aber Jonathan konnte sich gut vorstellen, dass die Worte ihn rührten. »Verdammt, bringen Sie mich nicht zum Heulen, Wilkins!« Er hustete. »Trinken Sie einen auf uns … wenn Sie hier raus sind.«
    »Das mache ich, Sir.«
    »Gut … und jetzt los.«
    Jonathans Körper wurde von dem eigentümlichen Prickeln ergriffen, das immer dann eintrat, wenn seine Sinne sich der Magie öffneten. Er machte die Augen auf und sah, dass glitzernde Risse in der ihn umgebenden Schwärze entstanden. Mit beiden Händen ins Leere greifend, berührte er sie und ließ zu, dass sich die schimmernden Lichtfäden aus seinen Fingerspitzen mit dem Glitzern verbanden. Mit fester Entschlossenheit zog er die Risse auseinander, ließ sie die Schwärze der Gefängniszelle zerteilen, und im nächsten Augenblick verwandelte sich die Welt um ihn in ein schimmerndes, flirrendes Durcheinander von Fäden, die sich kreuz und quer durch den Raum spannten.
    Zufrieden schaute Jonathan sich um. Die unterschiedlich hell strahlenden Fadenauren der anwesenden Magier umgaben ihn zu allen Seiten, und ein verzweigtes Netz aus Fäden erstreckte sich zwischen ihnen, wobei es größere Lücken in der leeren Raummitte aufwies und dichter wirkte, wenn zwei oder drei der Männer und Frauen beisammensaßen und sich leise unterhielten.
    Er sah Wilkins schimmernde Silhouette auf die Tür zumarschieren, die sich durch das komplexe Fadengespinst ihrer magisch angebrachten Riegel deutlich von der übrigen Wand abhob.
    »Ich kann nicht mehr!«, fing Drummonds Adjutant an loszubrüllen, wodurch er das Fadenwerk in heftigen Aufruhr versetzte. »Ich halte das nicht länger aus! Lassen Sie mich raus, verdammt! Ich will hier raus!« In seiner Stimme schwang all die Seelenqual mit, die er angesichts des Todes seines Freundes und Vorgesetzten nicht hatte zum Ausdruck bringen können. Wie von ohnmächtiger Wut erfüllt fing er an, gegen die Holztür zu hämmern, wodurch er die Aufmerksamkeit aller auf sich zog, die noch kräftig genug waren, ein Interesse dafür aufzubringen, was um sie herum vorging.
    »Jetzt, Holmes!«, ächzte Drummond.
    Holmes wandte sich Jonathan zu. »Sind Sie bereit?«
    »So bereit, wie man nur sein kann«, antwortete dieser.
    »Nun denn …« Der Magier drehte sich erneut zu dem Schotten um. »Grüßen Sie den Alten Mann von uns, Mister Drummond. Und entschuldigen Sie diese Unannehmlichkeit.«
    Der ehemalige Leiter der Magieabwehr grunzte bestätigend, nur um im nächsten Augenblick einen unterdrückten Schmerzenslaut von sich

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