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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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unweit der Cannon Street Station gewesen. Dann hatte er plötzlich festgestellt, dass er sich zu bewegen vermochte. Noch kaum von nennenswertem Bewusstsein erfüllt, hatte er die metallenen Flügel ausgebreitet und sich verwirrt aus der eisernen Umklammerung, die bis dahin sein Dasein bestimmt hatte, gelöst, um sich schwankend und taumelnd wie ein orientierungsloser Schmetterling durch die Geräusche und Gerüche und das seltsam graue Hell und Dunkel zu bewegen, das seine soeben erst erwachenden Sinne überwältigte und verwirrte.
    Er war gegen Dinge gestoßen, die er nicht richtig hatte sehen, geschweige denn benennen können, und war durch die Luft gewirbelt worden, wobei er wieder mit anderen Dingen zusammengeprallt war. Dabei hatten seine schwachen, ungeübten Flügel die ganze Zeit instinktiv versucht, ihn höher in den düsteren Himmel aufsteigen zu lassen, ein Unterfangen, das ihnen erst nach einigen Mühen geglückt war. Doch ohne ein Wissen um die Welt, die ihn plötzlich umgab, hatte der Vogel nicht gewusst, wohin er sich wenden sollte, und außerdem hatte er schon bald gespürt, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmen konnte, denn das Fliegen war ihm schwerer und schwerer gefallen.
    Er hatte ein weitläufiges Gelände mit einem mächtigen grauen Gebirge passiert, das direkt an der Grenze zu dem breiten und fast vollkommen glatten Band aufragte, dem er bislang ohne rechte Absicht gefolgt war. Direkt danach war er an einer eindrucksvollen Sperre vorbeigekommen, die unmittelbar auf dem glatten Band zu stehen schien, nur um sich einige weitere, ermüdende Flügelschläge später in einem Wald aus aufragenden Säulen und kreuz und quer durch die Luft verlaufenden Hindernissen wiederzufinden. Am Ende seiner Kräfte und ziellos war er dazwischen umhergeirrt, bis er schließlich einen Ausweg entdeckt hatte, der ihn in die Schatten massiger, dicht an dicht stehender Steinmonumente geführt hatte. Dort war er völlig ermattet zu Boden gesunken, nur um sich kriechend aus dem grauen Zwielicht tiefer in den Schatten zu ziehen, denn irgendetwas sagte ihm, dass es dort sicherer war.
    Und dann sprach dieses Etwas erneut zu ihm. Wo bin ich? , fasste es seine Verwirrung unvermittelt in Worte. Was bin ich?
    Der winzige Vogel war so erstaunt über diese Stimme, dass er innehielt, und dieses Innehalten kostete ihn beinahe das neu gewonnene Leben, denn auf einmal tauchte ratternd und klappernd ein gewaltiges Gefährt auf, das direkt hinter ihm zum Halten kam. Dann erbebte die Welt plötzlich, als eine stählerne Ramme neben ihm donnernd auf dem Boden aufschlug.
    Ein riesenhafter Schatten fiel auf ihn, und als der Vogel den Kopf hob, erblickte er einen Koloss von Ehrfurcht gebietenden Ausmaßen, ein tonnenförmiges Monstrum auf zwei säulenartigen Beinen, über dessen matt glänzende Haut gelbliche Lichtfinger tanzten. Die Augen des Metalltiers konnten sich nicht weiten. Dafür steckte nicht genug magisches Leben in seinem Körper. Aber es vermochte Angst zu verspüren, und von instinktiver Panik erfüllt floh es. In seinem Rücken drehte sich der Berg von einem Ungeheuer um, sein Fuß hob sich – und als er achtlos aus dem Himmel wieder herabfuhr, zermalmte er den kleinen grauschwarzen Vogel unter sich.
    »Wir verteilen uns«, grollte Hyde-White, ohne auch nur das magische Leben zu bemerken, dass er soeben beendet hatte. »Crandon, Sie gehen mit zwei Männern hinten herum und sorgen dafür, dass niemand entkommt. Der Rest kommt mit mir.«
    Die sechs Männer nickten und teilten sich in zwei Gruppen auf. Während Crandon mit seinen Leuten um die Halle, in der er Randolph Brown hatte verschwinden sehen, herumging, stapfte Hyde-White mit kraftvollen Schritten direkt auf das Tor des offensichtlich ungenutzten Warenlagers zu. Die drei verbliebenen Magier folgten ihm mit entschlossener Miene. Sie gaben sich keine Mühe, verstohlen vorzurücken. Angesichts von Hyde-Whites Auftreten wäre das auch gar nicht möglich gewesen.
    »Halten Sie sich bereit, während ich das Tor öffne«, befahl Wellingtons Vollstrecker. »Sedgewick wird uns keinen Ärger bereiten. Aber erwarten Sie Widerstand von Brown. Es ist mir gleich, ob diese Männer überleben oder im Kampf umkommen. Hauptsache, niemand entwischt uns.«
    »Verstanden«, bestätigte einer seiner Gefolgsleute stellvertretend für alle drei.
    »Gehen Sie beiseite!« Hyde-White hob die gepanzerten Arme und streckte die Klauenhände nach vorne. Er prüfte erst gar nicht, ob das Tor zur

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