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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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»Ist Nevermore irgendwo in der Nähe?«
    »Draußen an der Basinghall Street.«
    Der Magier schien kurz wortlos ins Leere zu blicken. »Viel Glück, meine Liebe …«, murmelte er.
    Doch Holmes führte keine Selbstgespräche. Ich komme euch holen, wenn wir die anderen gewarnt haben , erklang die samtene Stimme Watsons in Erwiderung eines unhörbaren Befehls, den der Magier ihr gegeben hatte, in Randolphs Geist. Dem Kutscher war, als zucke für einen Lidschlag eine schimmernde Schwanzspitze aus der Korridorwand, dann war die Geisterkatze, die sich offensichtlich dort vor Wellingtons Männern verborgen gehalten hatte, verschwunden.
    Um sie herum kamen ihre Verfolger zum Stehen. Speere, Gewehrläufe und kampfbereite Arme reckten sich ihnen entgegen. Schwer atmend und mit vor Wut und Anstrengung verzerrten Zügen trat Carlyle vor. »Holmes, Wilkins, Brown, Grigori, ergeben Sie sich!«, befahl der Leiter für äußere Angelegenheiten barsch. »Wenn Sie weiter Widerstand leisten, lasse ich Sie hier und jetzt umbringen. Das schwöre ich Ihnen.«
    »Und wenn nicht? Gehen wir dann gemeinsam Blumen pflücken?«, knurrte Randolph herausfordernd. In seinen Augen war ihr Tod ohnehin unvermeidlich, und er gedachte nicht, kampflos unterzugehen. Doch ein warnender Blick von Holmes sorgte dafür, dass er sich zügelte.
    »In dem Fall wird Wellington über Ihr Schicksal entscheiden«, erklärte Carlyle finster. »Und ich bete, dass er mir erlaubt, Sie trotzdem zu töten!«
    »Nein, überlassen Sie sie mir. Ich werde sie töten«, grollte Hyde-White, der in diesem Augenblick um die Ecke gestapft kam. Sein silberner Panzerleib war stumpf vom Steinstaub und von Scharten übersät, wo ihn herumfliegendes Mauerwerk getroffen hatte. Über sein mit dem massigen Kugelhelm vernietetes Gesicht lief Blut, und er zog eines der dicken Säulenbeine nach, so als habe die furchtbare Explosion, die sich unmittelbar neben ihm im Treppenaufgang ereignet hatte, die Scheibengelenke beschädigt. Dass er überhaupt noch lebte und ansonsten weitgehend unverletzt schien, war erstaunlich genug und ein Zeugnis der Qualitätsarbeit, die diese bizarre Rüstung darstellte.
    Mit vor Hass glitzernden Augen und erwartungsvoll klackenden Greifklauen näherte sich das Monstrum ihnen. Grigori, der es zum ersten Mal sah, murmelte einen russischen Fluch – oder ein Gebet, ganz sicher war sich Randolph da nicht –, während er das, was aus Wellingtons Adlatus geworden war, erschüttert anstarrte. Der Kutscher konnte es ihm nicht verdenken. Der aufgedunsene, riesige Leib, in dem Mensch und Maschine auf grausige Art und Weise zu widernatürlicher Einheit gefunden hatten, war weiß Gott kein schöner Anblick.
    »Niemand tötet hier irgendjemanden«, erklang in diesem Moment eine befehlende Stimme vom Ende des Ganges her.
    Randolph neigte den Oberkörper etwas zur Seite und erspähte Lordmagier Wellington, den Anführer des Neuen Morgens und Mörder seines Mentors. Im Gegensatz zu all seinen Untergebenen sah er aus wie immer: die schwarzen Hosen und der graue Gehrock makellos gepflegt und auf den asketisch strengen Zügen ein Ausdruck kalter Entschlossenheit.
    Gemessenen Schrittes kam er näher, und nichts an seiner Haltung oder seiner Mimik verriet die Gefühle, die angesichts der Flucht der Magier und der ihn umgebenden Zerstörung in ihm brodeln mussten. Einzig seine Augen, in denen es wie Elmsfeuer irrlichterte, gaben einen Hinweis darauf, dass die zur Schau gestellte Kontrolle eine Fassade war, die Wellington wahrscheinlich vor allem deshalb aufrechterhielt, weil sich ein britischer Gentleman niemals gehen ließ.
    So oder so hätte es Holmes erneuten warnenden Blickes nicht bedurft, um Randolph davon abzuhalten, Wellington zu reizen. Es gab Kämpfe, denen stellte sich der Kutscher gerne. Aber auch ihm war klar, dass jeder Widerstand nur eine frustrierend rasche Niederlage zur Folge gehabt hätte, wenn das Kräfteverhältnis so lachhaft unausgeglichen war. Er hielt es also wie seine Mitstreiter, schwieg und wartete ab.
    Auch Carlyle und Hyde-White schwiegen, allerdings war an ihren Mienen die Verdrossenheit über den Befehl Wellingtons abzulesen. »Haben Sie mich verstanden, meine Herren?«, fragte der Lordmagier in die Runde. »Ich habe durch Mister Browns tolldreisten Angriff bereits genug Verluste erlitten. Diese vier hier …« Mit einer Geste schloss er Holmes, Randolph, Wilkins und Grigori ein. »… brauche ich noch.«
    Er trat noch einen Schritt näher und

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