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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ihr Gepäck und bat sie anschließend einzusteigen.
    »Wie lange wird unsere Reise noch dauern?«, versuchte Lionida ihm ihr Ziel zu entlocken.
    »Wir dürften in den frühen Morgenstunden ankommen, Signora«, antwortete der Kutscher. »Ich habe Ihnen Wegzehrung und Decken bereitgelegt, damit es Ihnen während der Fahrt an nichts mangelt.«
    »Danke, sehr freundlich«, sagte die Magieragentin, während sie angesichts der Aussicht, acht bis zehn weitere Stunden unterwegs zu sein, innerlich einen tiefen Seufzer ausstieß. Langsam begann sie sich zu fragen, ob sie mit dem Schiff nicht doch schneller in London eingetroffen wäre.
    Die Kutsche verließ den Bahnhof über die Bastioni di Porta Venezia in nordwestlicher Richtung und fuhr eine Weile durch die belebten abendlichen Straßen. Es war Jahre her, seit Lionida das letzte Mal Mailand besucht hatte, aber sie erkannte den Cimitero Monumentale, den prachtvollen Friedhof von Mailand wieder, als sie daran vorbeifuhren, und dieser Umstand verriet ihr, dass sie sich weiterhin nach Nordwesten bewegten.
    Es dunkelte bereits, als die Kutsche die Ausläufer Mailands hinter sich ließ und einer Überlandstraße folgend die lombardische Landschaft durchquerte. Angesichts der Fahrtzeit und ihrer Fahrtrichtung rechnete Lionida sich aus, dass ihr Ziel noch jenseits des Lago Maggiore irgendwo am Südrand der Alpen liegen musste. Sie machte sich aber nicht die Mühe, diese Annahme durch Scarcatore bestätigen zu lassen. Der Gelehrte hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er darüber nicht reden wollte.
    Stattdessen richtete Lionida ihr Augenmerk auf den zugedeckten Korb, den sie in der Kutsche vorgefunden hatten, und entdeckte darin eine erfreulich geschmackvolle Auswahl lokaler Speisen. Die nächste halbe Stunde verbrachte sie damit, ausgiebig zu Abend zu essen, und auch ihr Begleiter entwickelte einen Appetit, der eher zu einem sizilianischen Landarbeiter als zu einem Gelehrten gepasst hätte.
    Als sie fertig waren, nahm sich Lionida eine der beiden Decken, legte sie sich um die Schultern und lehnte sich gegen den Fensterrahmen der sanft rüttelnden Kutsche. »Wecken Sie mich, wenn wir ankommen«, wies sie Scarcatore an, auch wenn sie davon ausging, dass sie lange vorher wieder wach sein würde. Sie hatte noch nie gut während Reisen schlafen können, und die Nacht in dieser Kutsche würde keine Ausnahme darstellen.
    »Das werde ich, Signora Diodato«, versprach der Deflector, rückte sein Köfferchen auf dem Schoß zurecht und legte ebenfalls den Kopf zurück an das Polster. Mit diesem Bild vor Augen schlief Lionida ein.

 
    KAPITEL 20: NEUE PLÄNE

    »Canton, Ohio. Gestern in den Mittagsstunden flohen drei Häftlinge aus dem Stark-County-Zuchthaus, als die Wachen bei der Essensausgabe kurz abgelenkt waren. Die Wachen schickten ihnen sofort Bluthunde nach. Die Entflohenen trennten sich nach einigen Meilen. Einer von ihnen konnte in einem Farmschuppen aufgespürt und festgenommen werden. Den übrigen beiden gelang es irgendwie, die Hunde zu hypnotisieren und mit ihnen zusammen unterzutauchen. Die Suche nach den Häftlingen dauert an.«
    – New York Times, 22. April 1897
    22. April 1897, 20:30 Uhr GMT
England, London, unweit der St. Paul’s Cathedral
    Das Old Man’s war so etwas wie eine Institution unter den Magieanwendern Londons. Nach außen hin erweckte es den Anschein eines ganz gewöhnlichen Pubs, wie sie in dem Gassengewirr nördlich von St. Pauls häufiger zu finden waren. Doch sein Betreiber, den alle ebenfalls nur unter dem Namen Old Man kannten – ungeachtet des Umstandes, dass er gar nicht ausgesprochen alt aussah –, achtete sehr darauf, dass zu gewissen Abendstunden nur besondere Gäste, also Magier, eingelassen wurden. So konnten sie ungestört untereinander verkehren und mussten ihre Gaben nicht verbergen. Dieses ungewöhnliche Angebot, zusammen mit einer zwar eigenwilligen, aber irgendwie heimeligen Atmosphäre und dem besten Ale zwischen Bishopsgate und Fleet Street, hatte das Old Man’s im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte zu einem beliebten Anlaufpunkt für die Ordensmitglieder des Silbernen Kreises werden lassen.
    Wie es Old Man überhaupt gelungen war, Kontakt zu den Magiern des Silbernen Kreises herzustellen und ihr Vertrauen zu gewinnen – und das obwohl eine der grundlegenden Regeln für neue Ordensmitglieder lautete, die Magie vor normalen Menschen geheim zu halten –, wusste niemand so genau. Manche behaupteten, er sei ein Freund von Albert

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