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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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verschwinden. Die Gesetzeshüter nahen.«
    »Gut«, sagte der Erste Lordmagier mit einem Nicken. »Die letzten Ordensmitglieder sollen die Guildhall verlassen. Bringen Sie sie nach Creek’s Mouth im Osten von London. Um Mitternacht werde ich sie mit der Nautilus an der Mündung des Barking Creek abholen.«
    »Sie kommen nicht mit uns?«, fragte Carlyle mit leichter Überraschung.
    »Nein«, erwiderte Wellington. »Ich habe noch etwas zu erledigen.«
    Der Magier bedachte ihn mit einem kurzen, prüfenden Blick. Er schien sich zu fragen, ob Wellington vorhatte, ihre Sache zu verraten und aufzugeben.
    Der Erste Lordmagier richtete sich leicht auf. Zweifeln Sie an mir, Mister Carlyle? , fragte er stumm und mit deutlicher Schärfe in der Stimme.
    Sein Gegenüber senkte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Ich bitte um Verzeihung.«
    »Gut«, sagte Wellington. »Und Mister Carlyle … Schicken Sie ein paar Ihrer Männer los. Sie sollen herausfinden, wo sich die Geflohenen verstecken. Weit können sie noch nicht gekommen sein.«
    »Sehr wohl, Lordmagier. Wir werden sie wiederfinden. Das verspreche ich.« Offensichtlich machte sich der Leiter für äußere Angelegenheiten persönlich für die Flucht der Ordensmitglieder verantwortlich, eine Einstellung, die seinem Arbeitseifer nur förderlich sein konnte.
    »Hervorragend«, sagte Wellington. »Wir sehen uns um Mitternacht.«
    Carlyle nickte noch einmal und entfernte sich dann rasch.
    Wellington blieb allein zurück. Er presste die Lippen zusammen und drehte sich langsam um die eigene Achse. Leb wohl, du Hort meiner Erinnerungen. Einmal noch wollte ich deiner gedenken, und nun sollst du vergessen sein.
    Andächtig breitete Victor Mordred Wellington die Arme aus und öffnete sich der Macht der Wahren Quelle der Magie, die in seinen Adern floss. Sein Geist durchdrang das gelblich glitzernde Durcheinander der ersten Sphäre der Magie, versank in den dunstigen blauen Schleiern der zweiten Sphäre, und auf einmal war er umgeben von einem rot gleißenden Inferno aus Fadenwerk, einem Flirren und Wimmeln aus Myriaden von Fäden, die den Bausteinen der Wirklichkeit selbst Form und Halt verliehen. Mit einer Kraft, die kein Magier des Silbernen Ordens zu ermessen, geschweige denn zu begreifen vermochte, fuhr Wellington mitten in das Chaos hinein, zerstörte mit roher Gewalt alle bestehenden Fadenverbindungen … und um ihn herum zerfiel all das, was bis dahin die Untere Guildhall gewesen war, zu Staub.
    22. April 1897, 19:18 Uhr GMT (20:18 Uhr Ortszeit)
Italien, Mailand, Bahnhof Milano Centrale
    Der Zug erreichte Mailand mit einer knappen halben Stunde Verspätung, aber Scarcatore versicherte Lionida, dass das kein Problem darstellen würde, da sie von hier aus mit der Kutsche weiterfahren würden.
    »Eigenartig«, sagte die Magieragentin, während sie am Gleis entlang die riesige, von einer gewölbten Decke aus Stahl und Glas überspannte Bahnhofshalle durchquerten und auf den imposanten Eingangsbereich zuschritten, der im Stil der französischen Neorenaissance gehalten war. »Monsignore Castafiori sagte mir, ich würde – oder nun vielmehr: wir würden – in Mailand in unser Transportmittel nach England umsteigen. Er hat sicher keine Kutsche damit gemeint.«
    »Nein, das hat er nicht«, stimmte der Deflector ihr zu.
    Lionida hob eine Augenbraue. »Entnehme ich Ihrem Tonfall zu Recht, dass Sie sowohl unser Ziel als auch unser Gefährt bereits kennen?«
    Ihr Begleiter druckste ein wenig herum. »Nein, eigentlich nicht. Der Monsignore bat mich während der Konstruktionsphase, einige Artefakte aus unserem Arsenal herauszusuchen, die nützlich sein könnten. Aber ich wurde in den Einbau nicht mit einbezogen.«
    »Signore Scarcatore, irgendwie habe ich den Eindruck, dass Sie mehr wissen, als Sie mir sagen möchten«, stellte Lionida mit milde tadelnder Miene fest.
    Ihr Begleiter schenkte ihr einen hintergründigen Blick und schmunzelte. »Es stimmt, aber ich möchte im Moment lieber nicht mehr verraten. Sie sollen es mit eigenen Augen sehen.«
    »Ich mag eigentlich keine Überraschungen.«
    »Diese hier werden Sie lieben.«
    Sie verließen das Bahnhofsgebäude und erreichten einen weitläufigen, von Grünflächen geschmückten Vorhof, in dem zahlreiche Kutschen auf die eintreffenden Reisenden warteten. Das Gespann des Officiums erwies sich als robuste Reisekutsche, die von vier Pferden gezogen wurde. Ihr Kutscher, seinem Dialekt nach ein Einheimischer, begrüßte sie höflich, verstaute

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