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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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entfernt überspannte die flache Rundbogenkonstruktion der Waterloo Bridge den Fluss. Kaum eine Menschenseele war zu sehen.
    Über die Promenade und unter der Brücke hindurch näherten sie sich dem Bezirk des sogenannten Temple, einem Viertel, das für die britische Rechtsprechung von enormer Bedeutung war, lagen dort doch zwei der vier existierenden Anwaltskammern, der Middle Temple und der Inner Temple. Cutler wusste, dass dieser Teil Londons, in dessen Mitte die Temple Church lag, ursprünglich den Tempelrittern gehört hatte. Später hatten sich hier immer mehr weltliche Rechtsgelehrte und ihre Studenten niedergelassen, und heute waren die Gebäude zwischen Themse und Fleet Street, der Surrey Street im Westen und der Whitefriar Street im Osten fest in deren Hand.
    Ist das lange her , dachte er mit einem Anflug von Nostalgie. Als junger Mann hatte er hinter den Mauern dieser Gebäude die Juristerei studiert. Dann hatte ihn die Magie berührt, und alles war anders geworden.
    »Sehen Sie, dort vorne«, unterbrach Filby seine Gedanken. Der Professor deutete auf die langgezogene, erstaunlich schlanke Gestalt eines Bootes, das an einem Pier nicht weit von ihnen entfernt lag. Sein Rumpf war weiß lackiert, und es wies, neben einem dicken gelben Schornstein, nur einige wenige, spartanisch wirkende Deckaufbauten auf. Ein Mann in einem dunklen Gehrock stand am Bug des Schiffes, den Zylinder in der Hand, und blickte wie in Gedanken auf die nächtliche Themse hinaus. »Das muss Parsons mit seiner Turbinia sein.«
    »Wir werden es gleich wissen«, sagte Cutler. Als sie den Pier erreicht hatten, hob er die Stimme. »Verzeihung, sind Sie Mister Parsons?«
    Der Mann drehte sich um. Er sah aus wie um die Vierzig, hatte einen dichten Schnurrbart und trug eine dünne Nickelbrille auf der Nase, durch deren Gläser er die Neuankömmlinge verwundert musterte. »Ja, Sir, der bin ich.« Er kam auf Cutler und die anderen zu. »Was verschafft mir die Ehre eines so späten Besuchs?«
    »Mister Parsons, man sagt, Sie seien der Erfinder des schnellsten Schiffes, das derzeit auf Gottes weiter Erde zu finden ist.« Cutler deutete auf den schlanken Schiffsrumpf. »Ich nehme an, es handelt sich dabei um dieses hier.«
    »So, sagt man das?« Parsons kletterte von Bord und trat ihnen gegenüber. Auf seiner Miene lag Misstrauen, aber auch unbestreitbar ein Hauch von Neugierde. »Es wundert mich, dass diese Nachricht in London bereits die Runde gemacht hat. Ich bin erst seit gestern in der Stadt, und nach meiner Vorführung heute Morgen bei der Admiralität der Royal Navy erweckte deren Prüfungskommission nicht den Eindruck, als würde sie sofort zur London Times eilen, um die spektakuläre Nachricht jenes Ereignisses den Reportern in die Feder zu diktieren.«
    »Wir haben unsere Quellen«, sagte Cutler, womit er betont vage blieb, um Feodora nicht unnötig in dieses Gespräch mit hineinzuziehen. »Doch woher wir von Ihnen und Ihrer Turbinia wissen, spielt eigentlich auch keine Rolle. Wichtig ist nur, dass wir Sie und Ihr Schiff gerne für eine Fahrt hinaus auf den Atlantik chartern möchten – sofern es für solch weite Strecken ausgelegt ist.«
    »Ich habe über sieben Tonnen Kohle im Rumpf geladen«, erwiderte Parsons. »An der Reichweite soll es nicht scheitern. Aber mit Verlaub, die Turbinia ist kein Passagierschiff. Und wer sind Sie überhaupt? Kommen Sie von der Regierung?«
    »Wir handeln gewissermaßen in ihrem Interesse«, erklärte Cutler ausweichend. »Und der Auftrag, für den wir Sie gewinnen wollen, ist wirklich von außerordentlicher Wichtigkeit. Ich will Ihnen gerne alle Einzelheiten darlegen, aber das sollte nicht hier draußen auf dem Pier geschehen.«
    Der Ingenieur musterte Cutler, Filby, Peabody und die Prinzessin eingehend, bevor er mit den Schultern zuckte. »Dann kommen Sie an Bord. Ich kann Ihnen zwar leider nur die Enge der Mannschaftskajüte anbieten, aber zumindest sollte ich imstande sein, uns eine heiße Tasse Tee zu brühen. Anschließend können Sie mir erzählen, was Sie zu mir geführt hat.«
    Gemeinsam gingen sie an Bord und kletterten unter Deck. Während Cutler und die anderen um einen schmalen Tisch herum Platz nahmen, machte Parsons ihnen wie versprochen einen Tee. Danach begann Cutler zu erzählen. Alles Magische ließ er dabei einstweilen unerwähnt. Stattdessen machte er Wellington zu einem größenwahnsinnigen Wissenschaftler, der sich auf gefährliche Forschungen mit Strahlung eingelassen hatte und

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