Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
derartigen Unterfangen geben«, sagte Cutler streng.
    »Also verraten wir es ihr nicht«, entgegnete Feodora. »Ich schreibe ihr einen Brief, dass ich für ein paar Tage eine Bekannte auf dem Land besuche. Das wird niemanden stören.«
    »Und was ist mit den Unterbringungen? Es gibt keinen Platz an Bord, um für die nötige Privatsphäre zu sorgen, die einer Dame zusteht. Sie hätten vielleicht eine eigene Koje, aber sie müssten im selben Raum mit mehreren Männern schlafen. So etwas geziemt sich einfach nicht.«
    »Ich bin weder prüde noch verzärtelt, Mister Cutler«, gab Feodora schnippisch zurück. »Abgesehen davon nehme ich an, dass Sie alle Ehrenmänner sind und wissen, was sich gehört, wenn einen die Umstände dazu zwingen, mit einer Dame das Quartier zu teilen.«
    Cutler schloss kopfschüttelnd die Augen. »Selbstverständlich, Hoheit, aber ich halte das trotzdem für keine gute Idee. Das alles ist kein Spiel.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, Mister Cutler. Aber das ist mir egal! Mein ganzes Leben habe ich im goldenen Käfig verbracht, ein junges, adliges und womöglich verrücktes Mädchen, ohne echte Freunde und ohne wirklichen Sinn im Leben. Natürlich werde ich umsorgt und mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt, aber eigentlich interessiert sich niemand für mich. Ich bin die Tochter der Schwester des Deutschen Kaisers! Aber während meine Eltern in der Hauptstadt das Leben genießen und für Skandale bei Hofe sorgen, hat man mich auf das Schloss meiner Großmutter abgeschoben, damit ich sie nicht störe. Und meine Großtante hat sogar in ihrem Freundeskreis nach jemandem suchen müssen, der mich ins Theater ausführt, weil meine Familie, meine Cousins und Cousinen im Buckingham Palace oder wo sie sich auch herumtreiben, Wichtigeres zu tun haben, als sich um die Verwandte aus dem wenig geliebten Deutschen Reich zu kümmern. Würde ich sterben, es wäre den meisten von ihnen einerlei!« Feodora blickte ihn mit erregter Miene an.
    »Nun, nun, sagen Sie so etwas nicht, Hoheit«, versuchte Cutler sie zu besänftigen.
    »Aber ich spreche die Wahrheit!«, rief sie. »Und nun, da Sie wissen, dass nichts von dem, was ich bei Hofe bin oder leiste, irgendeine Bedeutung hat, müssten Sie eigentlich verstehen, warum ich Sie begleiten möchte. Ich will endlich erfahren, wer ich wirklich bin. Ich will ich selbst sein können. Und ich möchte meinen Beitrag zu etwas leisten, das wichtig ist, ganz gleich, ob jemals jemand von dem erfährt, was wir getan haben oder nicht. Es genügt mir, wenn ich für mich weiß, dass ich mehr bin als nur ein Stück lebendige Dekoration für die schön möblierten Gemächer des Buckingham Palace oder Schloss Friedrichshofs oder wie diese Orte alle heißen, an denen sich mein Leben abspielt.«
    Dunholms ehemaliger Sekretär schwieg eine Weile, während er über das Gehörte nachdachte. Schließlich seufzte er ergeben. »Also gut. Sie sind eine erwachsene Dame. Ihrem Stand nach dürften eher Sie mir als ich Ihnen Befehle erteilen, und letzten Endes können wir es uns kaum leisten, auf Ihre Hilfe zu verzichten, wenn wir den Plan, den Sie vorgeschlagen haben, in die Tat umsetzen wollen. Daher gestatte ich Ihnen, wenn auch schweren Herzens, uns zu begleiten.«
    Man musste der Prinzessin zugutehalten, dass sie sich zumindest Mühe gab, keine Anzeichen schnöden Triumphs auf ihre Miene treten zu lassen. Ganz gelang es ihr nicht. »Ich danke Ihnen, Mister Cutler.«
    »Also sehen wir uns morgen am späten Vormittag an Bord der Turbinia «, sagte dieser. »Ich bete, dass Ihr riskantes Unternehmen im Palast nicht scheitert. Und ich hoffe, dass uns keine Abordnung Palastwachen überrascht und unter Anklage des Prinzessinnenraubs festnimmt.«
    Feodora schenkte ihm ein Lächeln. »Ich werde versuchen, beides zu verhindern.«

kapitel 36:
    die kavallerie sitzt auf
    »Rätselhafter Todesfall in Wiesbaden. Gestern Abend wurde in einer Stadtwohnung an der Wilhelmstraße der Weltreisende Alexander Baldwin von seinen Freunden tot aufgefunden. Der Tote wies eine einzelne, gezielte Stichwunde in der Brust auf. Die Umstände deuten auf einen Raubmord hin, da ein kostbarer Dolch tibetanischen Ursprungs entwendet wurde. Seltsamerweise war die Wohnung abgeschlossen, und der Schlüssel steckte innen. Auch alle Fenster waren verriegelt und unbeschädigt.«
    – Frankfurter Zeitung, 26. April 1897
    26. April 1897, 23:58 Uhr GMT (18:58 Uhr Ortszeit)
    Vereinigte Staaten von Amerika, New York,
New York Naval

Weitere Kostenlose Bücher