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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Schublade und ließ es in eine Tasche ihres Reisekleides gleiten. Sie schloss die Schublade wieder, huschte quer durch den Raum und entriegelte das Fenster. Keine Sekunde zu früh!
    »Prinzessin?« Mit fragender Stimme steckte der Lord-Kammerherr den Kopf in den Raum. »Was suchen Sie im Arbeitszimmer ihrer Majestät? Sie dürfen diesen Raum nicht betreten.« Der bärtige Mann runzelte die Stirn.
    Feodora machte ein argloses Gesicht. »Ich … ich dachte, ich hätte etwas gehört. Als ich nachschauen ging, sah ich, dass das Fenster halb offen stand. Irgendjemand muss es nicht richtig geschlossen haben, und der Wind hat es aufgedrückt.« Sie machte das Fenster geräuschvoll zu. »So, alles wieder in Ordnung.«
    »Ja, hm, nun schön.« Bootle-Wilbraham räusperte sich. »Ich bin zurückgekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass die Duchess nicht vor dem Mittagessen zurückerwartet wird. Vielleicht möchten Sie in diesem Fall doch lieber … «
    »Sie haben vollkommen recht, mein Herr. So lange will ich wirklich nicht hier warten. Ich danke Ihnen, dass Sie mir Bescheid gegeben haben.«
    »Keine Ursache, Prinzessin.«
    Feodora trat an ihm vorbei und machte sich auf den Rückweg zu ihren Gemächern. Wie versprochen hatte Mina dort bereits ihre Reisekleidung herausgelegt. Derweil sie noch damit beschäftigt war, den kleinen Koffer fertig zu packen, setzte Feodora sich hin und verfasste rasch ein paar Zeilen an ihre Großtante, in der sie ihr das Gleiche mitteilte, was sie Mina zuvor erzählt hatte. Natürlich war die Ausrede fadenscheinig und würde schnell auffliegen. Bis dahin allerdings hoffte sie, bereits draußen auf dem Atlantik zu sein.
    »Gib das hier der Duchess of Argyll«, sagte Feodora, als sie den Brief beendet und in ein Kuvert gesteckt hatte.
    »Sehr wohl, Hoheit«, bestätigte Mina mit einem Nicken.
    »Und jetzt hol mir einen Diener, der meinen Koffer trägt. Danach kannst du gehen.«
    »Ja, Hoheit. Ich wünsche Ihnen ein paar schöne Tage bei Ihrer Freundin.«
    »Danke, meine Liebe. Dir auch eine schöne Zeit. Vielleicht verbringst du sie mit diesem jungen Gärtner, der dir schon mehr als einen schmachtenden Blick zugeworfen hat, wenn wir im Park spazieren waren.« Feodora zwinkerte ihrer Zofe vielsagend zu, die daraufhin errötete.
    Kurz darauf traf der Diener ein, Feodora verabschiedete sich von Mina und begab sich zum Innenhof, wo sie sich eine Kutsche rufen ließ. »Nach St. Paul’s«, befahl sie dem Kutscher in der Absicht, eine zweite falsche Fährte zu legen, sollte die erste zu schnell als solche erkannt werden. Als das Gespann anfuhr, gestattete Feodora sich ein zufriedenes Lächeln. Die erste Herausforderung hatte sie bereits gemeistert. Der spannendere Teil ihrer Reise stand ihr allerdings noch bevor.
    27. April 1897, 10:03 Uhr GMT
    England, London, Ecke Albion Street/Renforth Street
    »Sind wir bereit, meine Freunde?« Cutler, der im Golden Crown stand, blickte auffordernd in die Runde.
    »So bereit, wie man nur sein kann«, erwiderte Doktor Westinghouse stellvertretend für die Übrigen.
    Nach einigen Debatten am späten gestrigen Abend bestand ihre Gruppe nun – neben Cutler – aus Westinghouse und Colonel Binnington sowie Misses Blackwood und Thomas Home, einem jüngeren Bruder des in Magierkreisen berüchtigten Selbstdarstellers Daniel Dunglas Home. Der Doktor und der Colonel waren beide Kriegsveteranen und schienen somit für ein derartiges Himmelfahrtskommando gut geeignet. Blackwood hatte auf ihrer Teilnahme bestanden, nachdem sie erfahren hatte, dass eine junge Dame an Bord sein würde. Und Home war ein begabter Fadenweber, der sich auf der Reise einige Schutzmaßnahmen ausdenken sollte, um die Erfolgsaussichten ihrer Mission zu verbessern.
    Darüber hinaus hatte Cutler den Inder Ajatashatru Chandrashekhar Khan gebeten, ihn am Themseufer unweit des Liegeplatzes der Turbinia zu treffen. Noch um Mitternacht hatte er Peabody mit einer entsprechenden Nachricht nach Soho geschickt, nachdem ihm am gestrigen Abend auf dem Heimweg eine fatale Schwäche ihres großartigen Plans aufgefallen war. »Wellington ist ein begabter Telepath. Er muss nur einen Blick in unseren Geist werfen, wenn wir ihm den Brief übergeben, und er wird herausfinden, dass wir ihn auszutricksen versuchen«, hatte er zu Filby und Peabody gesagt. Die drei Männer waren daraufhin übereingekommen, den anderen nichts von dem falschen Brief zu sagen und außerdem die Gefahr einer Entdeckung dadurch zu minimieren, dass der

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