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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Professor und der Anwalt in London zurückblieben.
    Cutler andererseits musste gehen. Es hätte Verdacht erregt, wenn der ehemalige Sekretär Dunholms nicht Teil einer Delegation des Ordens des Silbernen Kreises gewesen wäre. Seinen Schutz – und auch den Feodoras – sollte Khan gewährleisten. Der Magier indischer Abstammung war ein ungemein talentierter Hypnotiseur, und er würde Cutler und die Prinzessin nach dem Verfertigen des falschen Briefs einer Behandlung unterziehen, die sie glauben machen würde, der Brief sei tatsächlich echt. Natürlich musste das alles heimlich und noch vor ihrer Abreise vonstatten gehen, denn auch die anderen Magier des Ordens kannten Khans Begabung, und wenn er an Bord gewesen wäre – ganz gleich wie kurz – , hätte Wellington diesen Umstand in ihrem Geist entdecken und misstrauisch werden können.
    »Also machen wir uns auf den Weg.« Cutler sah zu Filby und Peabody hinüber, die mit den Resten des Ordens – Richardson, Winterbottom, Miss Spellman, dem jungen Harold Porter und allen anderen – zusammengekommen waren, um die Gruppe zu verabschieden. »Passen Sie gut auf sich auf«, sagte er. »Und beten Sie für uns, dass wir alle heil zurückkehren.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Cutler, dass Marjorie Morland auf Blackwood zutrat, die Hand hob und diese an die Wange der älteren Frau legte. »Du wirst nicht sterben«, sagte sie leise.
    »Nein, Liebes, das werde ich nicht«, gab Blackwood zurück. Mit sanfter Gewalt schob sie die elfenhafte Frau von sich und ergriff die kleine Reisetasche, die sie zusammen mit einigen Kleidungsstücken in den letzten Tagen heimlich aus ihrer Wohnung zum Golden Crown gebracht hatte. Sie alle reisten mit leichtem Gepäck, zum einen, weil es an Bord der Turbinia nur wenig Platz gab, zum anderen, weil sie darauf hofften, dass ihr Ausflug nicht allzu lange dauern würde.
    Cutler gab ein Zeichen, und Peabodys Kompagnon Richardson schloss ihnen die Tür auf. »Gott schütze Sie«, rief Miss Spellman ihnen nach, als sie auf die Straße traten.
    Oh ja, dachte Cutler unbehaglich. Gottes Schutz können wir in der Tat gebrauchen.
    Plötzlich vernahm er ein Krächzen über sich und schaute überrascht auf. Auf dem Giebel des Golden Crown saß ein Kolkrabe und blickte aufmerksam zu ihnen herab. »Nevermore?«, fragte Cutler unsicher. »Bist du das?«
    Der Rabe nickte mit dem Kopf und krächzte erneut.
    »Das ist doch Browns Rabe, oder?«, bemerkte nun auch Westinghouse.
    »Es hat den Anschein«, erwiderte Cutler. »Wie kommst du hierher, Nevermore?« Sie hatten einander zuletzt im Keller des Old Man’s gesehen, als der Rabe die dort versteckt ausharrenden Magier über die Vorgänge in Creek’s Mouth unterrichtet hatte, wohin sich Wellington und seine Anhänger nach dem Verlust der Unteren Guildhall zurückgezogen hatten.
    Nevermore breitete die Flügel aus und flatterte zu ihnen hinab. Er beäugte die Magier mit ihrem Reisegepäck und krächzte aufgeregt.
    »Ich glaube, er will uns begleiten«, meinte Binnington und zwirbelte seinen weißen Schnurrbart.
    »Er spürt, dass wir seinem Herrn nachreisen«, erkannte Cutler nickend. »Ist es so, Nevermore? Willst du mit uns kommen?«
    Statt einer Antwort erhob sich der Rabe in die Luft und flog ein paar Schritte die Straße hinunter. Dann landete er wieder und schaute die Magier auffordernd an.
    »Also gut. Wenn du magst, begleite uns. Aber es wird eine mehrtägige Fahrt, und es ist ein kleines Schiff voller Menschen. Das darf dich nicht stören.«
    Nevermore flatterte nur ungeduldig mit den Flügeln.
    Gemeinsam machten sich die Magier auf den Weg. Nevermore flog ihnen voraus. Aus irgendeinem Grund schien der Rabe genau zu wissen, wo ihr Ziel lag. Sie durchquerten den Southwark Park und stiegen danach in einen Zug, der sie zur Union Station brachte. Von dort folgten sie der Blackfriars Bridge hinüber zum anderen Themse-Ufer und hatten kurz darauf das Victoria Embankment erreicht. Nevermore, der sich nicht dazu hatte überreden lassen, in den Zug zu steigen, erwartete sie dort bereits auf einer Straßenlaterne sitzend.
    Die Turbinia lag noch immer an der Stelle, wo Cutler sie gestern verlassen hatte. An Bord herrschte bereits reges Treiben. Parsons und zwei weitere Männer in praktischer Seemannskleidung liefen auf Deck hin und her, wobei der Ingenieur immer wieder in einem Deckhaus am Heck des Schiffes verschwand, aus dem Maschinenlärm drang. Aus dem gelben Schornstein stieg bereits dunkler Qualm. Das

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