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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Sie blickte zu Scarcatore hinüber. »Haben Sie da etwa Ihre Finger im Spiel?«
    »Was genau geschehen wird, ist für Sie ohne Belang«, erwiderte der Wissenschaftler ungewohnt selbstsicher. »Wir wollen Ihr Gewissen nicht mit unnötigen Einzelheiten des anstehenden Verhörs belasten.«
    Lionida spürte, wie sich zwischen ihren Augenbrauen eine steile Falte bildete. »Mit Verlaub, Signore Scarcatore, aber ich habe Carlyle gefangen genommen. Abgesehen davon bin ich die Magieragentin des Officiums und leite die Expedition. Sie begleiten mich nur.«
    »Ich bedaure, Signora Diodato, aber Sie irren. Und um Ihr Bild von der allgemeinen Sachlage zurechtzurücken: Ich bin der Inquisitor, und Sie begleiten mich .«
    Diese Eröffnung traf sie vollkommen unvorbereitet. »Sie belieben zu scherzen.«
    »Ich sagte Ihnen doch schon einmal, dass ich niemals scherze«, erinnerte sie der Wissenschaftler. »Aber falls Sie meine Worte infrage stellen, bitteschön.« Er griff in die Innentasche seiner Jacke und zog ein Siegel hervor. Mit den zwei gekreuzten Schlüsseln unter der päpstlichen Tiara sowie dem weißen Schild mit dem goldenen Templerkreuz zeigte es das bekannte Wappen des Officium contra Magiae . In einer Ecke rechts unter dem Kreuz waren hingegen zusätzlich ein Schwert und ein Olivenzweig abgebildet.
    Er ist tatsächlich ein Inquisitor , staunte die Magieragentin stumm. Warum hat Castafiori mir verschwiegen, dass mich ein Inquisitor begleitet? Sie gab sich die Antwort selbst: vermutlich weil er befürchtet hatte, dass sie in dem Fall den Auftrag ablehnen würde. Die Inquisitoren waren ein sehr kleiner, verschworener Zirkel innerhalb des Officiums, ein Überbleibsel aus vergangenen Jahrhunderten. Ihre Methoden galten sogar unter den Magieragenten des Vatikans als fragwürdig, aber sie waren nützlich, da sie sich um Dinge kümmerten, die niemand sonst erledigen wollte – etwa weil diese nach derart radikalen Lösungen verlangten, dass ein normaler Mensch danach nicht mehr friedlich schlafen konnte. Dieser unbedingte Wille der Inquisitoren, eine ihnen gestellte Aufgabe zu erledigen, wie auch ihre fanatische Treue der Kirche gegenüber hatten bedauerlicherweise zur Folge, dass sie innerhalb des O.C.M. eine Sonderstellung einnahmen. Und das bedeutete, dass Scarcatore ihr wirklich übergeordnet war und sie sich seinen Weisungen fügen musste, wenn sie nicht als Verräterin auf dem zumindest metaphorischen Scheiterhaufen landen wollte.
    »Ich gestehe, ich bin ein wenig überrascht, dass Sie sich erst jetzt zu erkennen geben. Verspürten Sie kein Bedürfnis, Holmes und Brown zu verhören?« Lionida fiel es schwer, den Sarkasmus aus ihrer Stimme herauszuhalten. Sie hatte gedacht, dass aus Scarcatore und ihr etwas werden könnte – selbstverständlich rein beruflich – , aber nun, da er die Maske des verhuschten Wissenschaftlers ablegte und sein wahres Gesicht zeigte, bezweifelte sie das plötzlich.
    »Ich habe mit dem Gedanken gespielt, aber ich dachte mir, ich überlasse sie Ihnen – als Geste des guten Willens. Erfreulicherweise ist es Ihnen ja durchaus gelungen, Signore Holmes und Signore Brown dazu zu bewegen, ihr Leben für unsere Sache aufs Spiel zu setzen. Ich weiß die Tapferkeit dieser beiden Herren zu schätzen. Allerdings warte ich noch immer auf die Beantwortung der Frage, was sie an Bord der Nautilus entdeckt haben.« Seine Miene wurde streng. »Beschaffen Sie uns diese Information, ansonsten sind Holmes und Brown gleich nach Carlyle an der Reihe.«
    Nicht, wenn ich es verhindern kann , dachte Lionida ärgerlich.Laut sagte sie: »Ich werde mich bemühen. Aber deswegen haben Sie mich doch nicht gerufen, oder?«
    »Nein, auch wenn sich das eine mit dem anderen vortrefflich verbinden lässt«, sagte Scarcatore. Der Inquisitor faltete die Hände wie zum Gebet und neigte leicht den Kopf. »Wir möchten, dass Sie Signore Holmes beschäftigen, während wir uns mit Carlyle unterhalten. Es wäre uns unangenehm, wenn er uns bei unserem Vorhaben stört und womöglich ein falsches Bild von uns bekommt. Signora Potts soll sich derweil um Holmes’ Gefährten Brown kümmern. Verlassen Sie mit den beiden Männern die Gladius Dei für zwei oder drei Stunden, aber gehen Sie so unauffällig vor, dass diese keinen Verdacht schöpfen.«
    Lionida unterdrückte ein abfälliges Schnauben. Darum ging es also. Die feinen Herren beabsichtigten, sich die Hände schmutzig zu machen, aber sie wollten nicht, dass ihnen jemand dabei zusah. Ein

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