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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Hüften und maß die anwesenden Männer mit einem vorwurfsvollen Blick. »Wir befinden uns kaum mehr als zwei Tage von der Wahren Quelle der Magie entfernt, wo eine wahre Herkulesaufgabe auf uns wartet. Wenn wir uns jetzt gegenseitig bekämpfen, spielen wir unserem Gegner nur in die Hände. Diese Schwäche können wir uns nicht leisten. Ich rate daher dringend, dass Sie, Hauptmann von Stein, zurück auf die Brücke gehen, Mister Carlyle wieder in Gewahrsam genommen wird und die übrigen Herren sich ihre Kabinen begeben, bis sich die Gemüter abgekühlt haben.«
    Einen Augenblick lang wirkte Scarcatore so, als wolle er abermals etwas einwenden, doch er entschied sich zu Randolphs Überraschung dagegen und neigte stattdessen den Kopf. »Also schön. Folgen wir Signora Diodatos Empfehlung.«
    Von Stein gab seinen Männern einen Befehl, und zwei traten an Holmes und Randolph vorbei, um den ehemaligen Leiter für Äußere Angelegenheiten loszubinden. Sie nahmen ihn in die Mitte und schleppten ihn aus dem Raum. Zwei weitere Soldaten gesellten sich zu dem Magier und dem Kutscher.
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Holmes. »Wir ziehen uns freiwillig zurück.«
    »Diese Herren werden Sie dennoch begleiten«, gab der deutsche Offizier zurück. »Um vor Ihrem Raum Wache zu stehen.«
    »Sie sperren uns also wieder ein.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich wünsche jedenfalls, dass Sie mir in der nächsten Zeit nicht mehr unter die Augen kommen. Das ist mein Schiff, und ich dulde solchen Aufruhr nicht.«
    Holmes erweckte den Eindruck, als läge ihm eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, daher hielt Randolph den Zeitpunkt für gekommen, einzugreifen. »Kommen Sie, Holmes«, sagte er leise. »Wir haben gewonnen. Fordern Sie unser Schicksal nicht heraus.«
    Der Magier ließ die angespannten Schultern sinken und nickte knapp. Wortlos wandte er sich um und schritt hoch erhobenen Hauptes in Richtung Heck zu ihrer Kabine. Randolph und die Soldaten folgten ihm. Als Holmes an Diodato vorbeikam, streckte diese die Hand aus und berührte ihn am Arm. Er hielt kurz inne, und die beiden tauschten einen stummen Blick aus, als versuchten sie zu ermessen, wie sie jetzt zueinander standen. Dann wandte Holmes sich ab und ging weiter.
    Als sich die Tür ihrer Kabine hinter ihnen geschlossen hatte, ging der Magier zu einem der beiden Stühle und ließ sich mit einem schweren Seufzer darauf nieder. Er senkte den Kopf und massierte sich die Schläfen. Anschließend hob er den Blick wieder und sah Randolph, der neben der Tür stehen geblieben war, resigniert an. »Sagen Sie es ruhig, Brown.«
    »Was soll ich sagen?«
    »Dass ich unsere ganzen schönen Pläne, heil aus dieser Geschichte herauszukommen, ruiniert habe. Wir sind wieder genau da, wo wir am Anfang standen. Nein, schlimmer: Alle dort draußen sind jetzt wütend auf uns.«
    Randolph verzog den Mund zu einem zynischen Grinsen. »Soll ich Ihnen was verraten, Holmes? So ist es mir fast lieber. Jetzt wissen wir zumindest, woran wir sind. Diese ganze Heimlichtuerei war mir ohnehin zu anstrengend.« Er nahm sich den zweiten Stuhl und setzte sich ebenfalls. In etwas vertraulicherem Tonfall sagte er: »Nur das mit Diodato … das tut mir leid.«
    »Ja«, gab Holmes zurück. »Mir auch, mein Freund, das können Sie mir glauben. Mir auch.«
    27. April 1897, 15:29 Uhr GMT (14:29 Uhr Ortszeit)
    Atlantik, etwa 1100 Seemeilen südwestlich von England
    Das fliegende Schiff des Holländers glitt durch den Nebel auf sein stetig näherrückendes Ziel zu. An Bord saß der Franzose in seiner – oder vielmehr Robert Penningtons – Kabine, spürte, wie ihm die Zeit davonlief und knirschte mit den Zähnen. Dank Richelieu war er nun wieder ganz er selbst; der Falke, der ihm seine Brille gebracht hatte, versteckte sich derweil im Ausguckkorb des höchsten Mastes, hielt sich aber bereit, sollte sein Herr nach ihm rufen. Doch die neu gewonnene Unabhängigkeit von dem widerspenstigen Bewusstsein des forschen englischen Journalisten Pennington war das einzig Gute an seiner gegenwärtigen Lage. Der Umsetzung seines Planes, Jonathan Kentham und Kendra McKellen auszuschalten, war er noch keinen Schritt näher gekommen.
    Wie er es auch drehte und wendete, er fand keine Lösung für die Frage, wie er von dem fliegenden Schiff entkommen sollte, nachdem er Kentham und die junge Frau offen angegriffen hatte. Daran, dass er ihren Tod als Unfall würde hinstellen können, glaubte er keine Sekunde; nicht auf einem Schiff

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