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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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niedergestreckten Afrikaner inne, der wohl zu der verborgenen Mannschaft des Holländers gehörte, und vergewisserten sich, dass ihm nicht mehr zu helfen war. Dann rannten sie weiter. Sie befanden sich nun ganz tief im Bauch des Schiffes, an einem Ort, an den es Jonathan bislang noch nie verschlagen hatte. Bereits von Ferne vernahmen sie das irre Gelächter eines Mannes. Jonathan wollte nicht glauben, dass es sich dabei um seinen Freund Robert handelte.
    Sie erreichten eine offen stehende Tür, durch die der flackernde Schein von Feuer drang. Der Holländer schrie erneut auf. Eine Mischung aus rechtschaffenem Zorn und abgrundtiefer Verzweiflung lag in dem Laut. »Elender!«, brüllte er, als er durch die Türöffnung stürzte. Mit Wucht riss er die Arme nach vorne, und Jonathan musste nicht in die Wahrsicht wechseln, um die druckvollen Fadenbündel zu sehen, die flirrend die rußgeschwängerte Luft durchschnitten.
    Der Franzose in Roberts Körper unternahm keinen Versuch, sich zu verteidigen. Womöglich war er dazu nicht mehr imstande. Mehr blindwütig als irgendwie gezielt hackte er mit einem Entermesser auf einige merkwürdige Klumpen auf dem Boden der geräumigen Kammer ein. Er war über und über mit Blut besudelt, Blut, das aus zahllosen Wunden in den Wänden, an den Stützbalken und aus dem Boden hervorspritzte.
    Heilige Mutter Gottes , dachte Jonathan voller Grauen, als ihm aufging, was hier vermutlich vor vielen Jahren geschehen war. Die Besatzung des Holländers war mit dem Schiff verschmolzen, ähnlich wie Hyde-White mit seinem Panzeranzug. War es der Geist dieser Männer, der es antrieb? Der seine Segel blähte und seinen Rumpf über die Wellen hob?
    Jonathan hatte keine Zeit, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Der magische Angriff des Holländers hatte den Franzosen voll erwischt und ihn gegen den nächsten Stützbalken geworfen. Der Attentäter grunzte und schüttelte den Kopf wie ein angeschlagener Boxer. Aber bevor er sich von den Schlägen erholen konnte, setzte ihr Gastgeber nach und schoss ihm mit einem Aufschrei ein weiteres Fadenbündel entgegen, und dann noch eins und noch eins.
    Unter dem Fadenhagel ging der Franzose zu Boden. Klappernd fiel ihm das Entermesser aus der Hand. Er stöhnte und wälzte sich, kaum noch bei Bewusstsein, im Blut des Schiffes.
    Aber der Holländer war noch immer nicht fertig mit ihm. Er sprang vor, stürzte sich auf ihn und begann, ihn wutentbrannt mit bloßen Fäusten zu bearbeiten. »Was … hast … du … getan?«, keuchte er zwischen den einzelnen Schlägen.
    »Hören Sie auf«, schrie Kendra. »Sie bringen ihn um.« Natürlich war es nicht der Franzose, dem ihre Sorge galt, sondern Robert, der, wie sie hoffte, noch irgendwo in den Tiefen seines eigenen Körpers gefangen war.
    Ihre Worte brachten Bewegung in Jonathan. Er trat hinter den Holländer, packte ihn am Arm und zerrte ihn hoch. »Sie hat recht «, sagte er scharf. »Es reicht. Sie haben gewonnen.«
    Ihr Gastgeber blickte ihn mit wilden Augen an. »Nein! Es reicht nicht. Wissen Sie nicht, was er soeben getan hat? Er hat wahrscheinlich mein Schiff getötet. Dafür bringe ich ihn um.«
    »Das verbiete ich Ihnen!«, entgegnete Jonathan. »In diesem Körper steckt noch immer mein Freund Robert Pennington. Er ist nicht für die Taten des Franzosen verantwortlich.«
    »Das ist mir gleich«, fauchte der Holländer.
    »Jetzt ja, später nein«, mischte sich nun auch Meister Fu ein. Der Asiat legte eine Hand auf die Schulter des Kapitäns und blickte ihn aus ernsten, traurigen Augen an. »Was hier geschehen, ist grausam und tragisch. Diese Männer sind auch für mich wie Familie. Ihr Leid schmerzt meine Seele. Aber Mister Kentham spricht wahr. Nicht nur ein schuldiger Mann lebt in diesem Leib, auch ein unschuldiger. Ihn zu ermorden wäre eine weitere schlimme Tat an diesem bösen Tag. Fesseln wir ihn, betäuben wir ihn. Ich kann hier helfen. Dann beenden wir unsere Aufgabe. Denn wenn wir zögern, gelingt uns das nicht mehr. Unsere Zeit, mein Freund, läuft ab.«
    »Ist das wahr, Meister Fu?«, fragte Kendra. Jonathan sah, wie sie sich umblickte. Sie schien unschlüssig zu sein, ob sie angesichts der blutüberströmten Überreste der mit dem fliegenden Schiff verschmolzenen Seeleute Ekel oder Mitleid empfinden sollte.
    »Ja, Miss McKellen, ich fürchte schon. Schiff ist stark außen, aber verletzlich in seinem Herzen. Dieser Mann … « Er deutete auf den bewusstlos am Boden liegenden Franzosen. »Er hat Herz

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