Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
ganzen Masse seines Körpers entgegen.
    Lordmagier Wellington stand am Fuße der Fadenkanone und starrte in den Nebel hinaus, der sich, Wind und Regen spottend, vor der Insel der Wahren Quelle gesammelt hatte. Er wusste, dass sich irgendwo darin seine Feinde verbargen, und es juckte ihn in den Fingern, das magische Phänomen zu zerstreuen. Aber er wollte seine Gegner, die sich im Inneren des weißen Dunstfeldes zweifellos sicher fühlten, nicht aufscheuchen, bevor er die Kanone ein weiteres Mal abschussbereit gemacht hatte.
    Er wandte sich an den Ingenieur, der auf der Rohrkonstruktion herumkletterte und diese auf mögliche Schäden überprüfte, die sie bei dem ersten Schuss davongetragen haben könnte. »Mister Gunn, wie ist der Zustand der Fadenkanone?«
    »Hervorragend, soweit ich das beurteilen kann«, gab Gunn zurück. »Die Schutzschicht aus Fadennetzen hat gehalten. Am Material sind keinerlei Veränderungen durch Magieeinwirkung zu sehen. Ein voller Erfolg, würde ich sagen.«
    »Sehr schön. Dann fehlt uns jetzt nur noch Hyde-White mit der Munition.«
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als es unten am Treppenaufgang zur Kuppelkammer einen kleinen Aufruhr gab und urplötzlich Grigori auftauchte. Als der Russe sah, wohin es ihn verschlagen hatte, blieb er wie angewurzelt stehen. Auf seinen Zügen machte sich ein Ausdruck zorniger Enttäuschung breit. Hinter ihm betrat Hyde-White den Raum. Er wirkte etwas außer Atem. Rennen war mit einem Metallkörper wie dem seinen wahrlich kein Vergnügen.
    »Grigori, wie schön, dass Sie sich zu uns gesellen«, sagte Wellington, nachdem er seine anfängliche Überraschung überwunden hatte. »Sie hätten sich nicht aus eigener Kraft zu uns bemühen müssen. Mister Hyde-White hätte Sie sicher auch getragen.«
    »Sparen Sie sich Spott«, sagte Grigori düster, während er, von Hyde-White unwirsch angetrieben, langsam auf Wellington zuschritt. »Was das?«, fragte er und deutete auf die riesenhafte Rohrkonstruktion.
    »Das?« Der Erste Lordmagier wandte sich halb zu seiner Erfindung um. »Ich nenne es eine Fadenkanone. Sie wandelt rohe Magie vermittels eines Transformators in einen Fadenschlag von nie dagewesener Stärke um und feuert diesen auf ein beliebiges Ziel irgendwo auf der Erde ab. Wir haben ihr volles Potenzial noch nicht gänzlich ausgetestet, aber ich bin zuversichtlich, dass ein gut gezielter Schuss bemerkenswerte Schäden beispielsweise an Schloss Versailles bei Paris oder am Winterpalast in St. Petersburg anrichten könnte.«
    »Und warum das?«, wollte Grigori wissen.
    Wellington schnaubte. »Das fragen Sie noch? Es geht um Macht, mein tumber Freund, und um Abschreckung. Die kontinentaleuropäischen Reiche rüsten sich, über das Britische Empire herzufallen. Diese Waffe hier wird die Machthaber lehren, sich in Bescheidenheit zu üben. Niemand sonst hat etwas Vergleichbares, und niemand sonst wird jemals eine so gewaltige Waffe sein Eigen nennen können, denn es gibt nur eine Wahre Quelle der Magie – und wir beherrschen sie.«
    »Das sein Wahnsinn«, befand Grigori. »Sie werden Krieg heraufbeschwören, den Sie nicht können gewinnen. Waffe oder nicht Waffe, das hier Ihr Untergang sein wird, Wellington.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie das beurteilen können oder sollten«, entgegnete der Erste Lordmagier scharf. »Überhaupt haben wir genug geredet. Ich habe Sie schließlich nicht herholen lassen, um mir eine Moralpredigt anzuhören.« Er hob wie beiläufig die rechte Hand.
    »Was Sie wollen von mir?«
    Der Erste Lordmagier lächelte freundlich. »Sie erinnern sich an den Transformator, der magische Energie in Fadenkraft umwandeln soll?«
    » Da. «
    »Der sind Sie.« Und mit einem gezielten Mentalschlag raubte Wellington Grigori das Bewusstsein. Er ließ die Maske der Höflichkeit fallen und nickte Hyde-White auffordernd zu. »Schaffen Sie ihn nach oben in das Kanonenrohr und binden Sie ihn dort fest. Polidori, möchten Sie einen zweiten Schuss wagen?«
    »Natürlich, Victor«, sagte der Doktor. »Allerdings würde ich es wirklich vorziehen, wenn unsere › Transformatoren‹, wie Sie sie nennen, vorher ihrer Willenskraft beraubt würden. Es ist nicht ganz leicht, einen mehr oder weniger gesunden Geist zu übernehmen. Wir könnten Gefangene durch Fehlschüsse verlieren, wenn es mir nicht im richtigen Augenblick gelingt, ihre Fadenaura zu beeinflussen.«
    »Ich werde das für die Zukunft berücksichtigen«, versprach Wellington. »Gegenwärtig

Weitere Kostenlose Bücher