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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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zerstörerischen Gewalten des Fadenwirbels aufzuhalten. Doch plötzlich krachte ein Schuss. Und keine Sekunde später brach der Wirbel in sich zusammen, zerfiel wie ein Staubteufel, der gegen eine Felswand geweht war.
    »Ha, getroffen«, frohlockte Sawyer grimmig.
    Erschöpft sank Wovoka mit den Knien auf das kalte Deck und schloss die Augen.
    Ein Aufblitzen im Fadenwerk warnte Wellington und ließ ihn instinktiv zurückzucken. Dennoch gelang es ihm nicht ganz, dem Angriff auszuweichen. Schmerzhaft biss die Gewehrkugel in seine linke Schulter und ließ ihn nach hinten taumeln. Sofort brach seine Konzentration zusammen, der Fadenwirbel verschwand, und er fiel aus der Wahrsicht. Ein gequältes Ächzen kam über seine Lippen. »Verdammter Hundesohn«, fluchte er und presste eine Hand auf die Stelle, an der die Kugel ihn getroffen hatte. Ein nasser Fleck aus Blut begann sich auf seinem Hemd und seiner Jacke auszubreiten.
    »Lord Wellington!«, rief Gunn aus und eilte, ungeachtet seiner eigenen Kopfverletzung, sofort auf den Ersten Lordmagier zu, um ihm zu helfen.
    »Schon gut, schon gut«, wimmelte Wellington den überbesorgten Mann ab. Ein leichter Schwindel überkam ihn, aber er zwang ihn von sich. Er wollte vor Tisiphone und Hyde-White keine Schwäche zeigen. »Holen Sie Doktor Polidori. Er soll mitbringen, was er an Arztbesteck braucht, um die Wunde zu behandeln.«
    »Sehr wohl«, bestätigte der Ingenieur und eilte aus dem Raum.
    Wellington blickte zu Tisiphone hoch, die im Gerüst der Fadenkanone kauerte. Seit dem ersten dröhnenden Volltreffer des Kriegsschiffs hatte sie die Kuppelkammer nicht mehr verlassen, sondern verfolgte stattdessen mit unverhohlener Neugierde den Schlagabtausch zwischen Wellingtons Anhängern und den Amerikanern. »Tisiphone!«, rief der Erste Lordmagier. »Wenn Sie Ihrem Namen alle Ehre machen wollen, dann rächen Sie mich. Töten Sie diese beiden Männer am Bug des Kriegsschiffes. Sie sind im Moment unsere gefährlichsten Gegner.«
    Die grauhäutige Frau sprang vom Gerüst zu ihm herunter und starrte hinaus zu dem vor der Küste kreuzenden Schiff, dessen Kanonenschüsse noch immer auf die Quellpyramide einhämmerten. Sie bleckte die Fangzähne und fauchte, doch in ihrer Wut lag auch Unentschlossenheit. »Ich will Jonathan, nicht diese Männer. Was, wenn sie mich genauso verletzen wie Sie?«
    Wellington fluchte innerlich. Ausgerechnet jetzt musste das sonst so selbstsichere Dämonenweib von Zweifeln geplagt werden. Er griff nach dem einzigen Strohhalm, den ihm sein Verstand anbot. »Diese Männer sind ein Quellwächter und sein Diener!«, beschwor er Tisiphone. »Und es ist mehr als wahrscheinlich, dass alles, was Jonathan Kentham Ihnen angetan hat, nur deshalb geschah, weil er auf die Einflüsterungen jener Männer hörte.« Er hatte keine Ahnung, ob das stimmte. Genau genommen kam es ihm sogar eher abwegig vor, schließlich stammten diese Magier aus Amerika und Kentham kam aus England, was eine Zusammenarbeit in der Kürze der Zeit eigentlich ausschloss. Aber er musste schließlich nicht sich selbst, sondern nur Tisiphone überzeugen, und die wusste über die Möglichkeiten und Einschränkungen der Magie noch so gut wie nichts. »Hören Sie«, fuhr er fort. »Wenn Sie sich wirklich an Jonathan rächen wollen, müssen Sie zunächst jene strafen, die ihn zu seinen Schandtaten verführt haben. Dieser Quellwächter … «, er deutete aus dem Fenster der Kuppelkammer, »… ist einer von ihnen.«
    Wenn Sie sich wirklich an Jonathan rächen wollen, müssen Sie zunächst jene strafen, die ihn zu seinen Schandtaten verführt haben. Wellingtons Worte hallten in Tisiphones Bewusstsein nach, zerfraßen ihre Zweifel und stärkten ihren Zorn.
    Das Bild des heidnischen Opfertempels, des Ortes, an dem sie gestorben war, stieg vor ihrem geistigen Auge auf. Ihr Mörder mit den Augen wie Onyx war ihr viel zu nah, und Jonathan war so unglaublich fern. Er stand wie hinter einem Schleier und starrte sie an, kalt, fahl und grau. Dann drehte er sich von ihr weg und – Tisiphone holte zischend Luft – wandte sich einer Gruppe von Männern und Frauen zu, die bei ihm hinter dem Schleier standen. Dieser Quellwächter ist einer von ihnen , echote Wellingtons Stimme in ihrem Kopf. Töten Sie ihn.
    Tisiphone kniff die Augen zusammen und sah die winzige Gestalt am Bug des stahlgrauen Kriegsschiffes plötzlich klar und deutlich vor sich. Dunkle Haut, ein schwarzer Hut – sie erkannte ihn wieder. Er war wirklich da

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