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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Dämonin vom Deck der Brooklyn ab und riss den Paiute mit sich in die Höhe. Mit mächtigen Flügelschlägen zog sie ihn hinauf in die Wolken. Wovoka spürte, wie ein Fadenbündel ihn vom Deck des Kreuzers aus zu fassen versuchte, aber es riss sofort wieder. Sawyer mochte ein guter Schütze sein. Seine magische Treffsicherheit ließ dagegen zu wünschen übrig.
    Im nächsten Augenblick verschwanden sie im Dunst des regengeschwängerten Himmels. »Dein Leben ist verwirkt«, fauchte ihn seine Entführerin an.
    »Was habe ich Ihnen getan?«, wollte Wovoka wissen, dem langsam aufging, dass der ganze Angriff gar nicht der Brooklyn , sondern ihm persönlich gegolten hatte.
    »Sie haben Jonathan verführt, mich sterben zu lassen!«, eröffnete ihm die grauhäutige Dämonin.
    »Jonathan?«, fragte Wovoka verwirrt.
    »Unter der Erde, an der Schwelle des Infernos!«
    Ihr Ahnen, steht mir bei , schoss es dem Paiute durch den Sinn, als ihm schwante, worauf seine Gegnerin anspielte. »Sie sind die Frau, die bei der Schaffung des Quellsiegels umkam«, keuchte er von Schrecken erfüllt. »Die Frau, der Mister Kentham nicht helfen konnte.«
    »Der Jonathan nicht helfen wollte, weil Sie ihm eingeflüstert haben, sich von mir abzuwenden.«
    »Wir müssen die Welt retten!«, rief Wovoka verzweifelt. »Er konnte nicht anders handeln.«
    »Die Welt ist mir gleichgültig. Und Ihre Worte ebenfalls!« Die Frau bleckte weiße Fangzähne, und ihr Kopf zuckte auf Wovoka zu. Der Paiute wollte sich wegdrehen, doch er war nicht schnell genug. Seine Gegnerin biss ihn in den Hals und entlockte ihm einen Schmerzensschrei.
    Ihm blieb keine andere Wahl. Es mochte Selbstmord sein, sich so weit oben in den Wolken von der geflügelten Gestalt zu lösen, aber sie würde ihn auch umbringen, wenn er bei ihr blieb.
    Er löste seine Hände von ihrem Leib und presste sie stattdessen an ihre Schläfen. Ungeachtet seiner rasenden Schmerzen versenkte er sich in die zweite Sphäre der Wahrsicht, dann öffnete er seinen Geist und machte seine Qualen zu den ihren. Die Wucht des telepathischen Angriffs ließ die Frau laut aufschreien. Gleichzeitig genügte er, um ihn aus ihrer Umklammerung zu befreien.
    Wovoka fiel, vor Schmerz und Erschöpfung kaum noch bei Sinnen, durch die Wolken in die Tiefe. Aus den Augenwinkeln sah er, dass auch seine Gegnerin hinabstürzte. Offenbar war auch sie angeschlagen. Er fiel aus den Wolken heraus und erblickte einen weißen Nebelteppich, der sich über die Wellen gelegt hatte und in widernatürlicher Geschwindigkeit auf die Insel zuglitt.
    Und in einem kurzen, lichten Moment fiel dem Paiute-Seher auch wieder ein, woran ihn dieses Wetterphänomen erinnerte. Der Holländer , dachte er. McKellen sprach von einem Freund der Wächter, der sich Holländer nennt und dessen Schiff stets von magischem Nebel begleitet wird. Als ihm das klar wurde, hellte sich sein Gesicht auf, denn die Anwesenheit des Holländers konnte nur eines bedeuten: Jonathan Kentham, der Träger des Quellsiegels, war eingetroffen!
    Dann schlug er durch den Dunst auf den Wellen auf, und alles bewusste Denken entglitt ihm.
    29. April 1897, 15:42 Uhr GMT (12:42 Uhr Ortszeit)Mittelatlantischer Rücken, etwa 1600 Seemeilen vor der afrikanischen Küste
    Jonathan Kentham stand am Bug des fliegenden Segelschiffes, und in seinem Kopf spielte Wagner. Genau genommen war es der Walkürenritt aus Wagners Nibelungen. Das mochte pathetisch sein, aber zum ersten Mal, seit Lordmagier Wellington im Orden des Silbernen Kreises die Macht übernommen hatte, verspürte Jonathan eine regelrechte Euphorie. Sie waren alle wieder zusammen: Randolph, Holmes und Kendra standen direkt neben ihm am Bug, Watson saß furchtlos auf der hölzernen Reling, und Rupert schaute tatendurstig aus der Umhängetasche an Jonathans Seite. Darüber hinaus befanden sich eine Magieragentin des Vatikans, ein grimmiger Inquisitor und zehn zu allem entschlossen wirkende deutsche Soldaten mit an Bord. Am Steuer standen der Holländer und Meister Fu.
    Es war eine kaum vorstellbare Allianz, und nicht nur Jonathan hatte einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen, um zu verhindern, dass sich der Holländer und dieser Inquisitor namens Scarcatore gegenseitig umbrachten. Aber am Ende hatten ihnen die Ereignisse das Heft aus der Hand genommen. Als die beiden Gruppen im Salon der Gladius Dei das ferne Geschützfeuer vernommen hatten und erkannten, dass sich soeben eine dritte Partei in diesen Kampf eingemischt hatte, war man

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