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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Ziel, aber dafür mit umso mehr Getöse zum Leben.
    Wovoka achtete auf all das nicht. Weder Greers Magier noch die Kanonen der Brooklyn konnten den Kreuzer jetzt noch retten. Allein Wovoka war dazu imstande. Dies hier war das Kräftemessen, auf das er gewartet hatte, die Begegnung, die ihm in seiner Vision gezeigt worden war. Für einen Moment schloss er die Augen und wurde ganz ruhig. Sein Geist glitt durch die zweite Sphäre der Magie, und er öffnete sich der dritten. Rot wimmelndes Chaos hüllte ihn ein und machte eine Orientierung nahezu unmöglich. Ein ungeübter Magieanwender hätte sich in diesem Universum aus Fadenverbindungen verloren. Aber Wovoka hatte jahrelang in der Einsamkeit des amerikanischen Westens nichts anderes getan, als die Natur der Magie zu erforschen und sich mit ihr vertraut zu machen. Er erkannte die Ordnung im Chaos, und er sah auch den zyklonartigen Wirbel, der von der Quellpyramide ausging und mit seinem offenen Ende über den Rumpf der Brooklyn strich.
    Magie, steh mir bei , dachte er, gegen seinen Willen beeindruckt von der Kraft, die Wellington entfesselt hatte. Wie bedauerlich war es doch, dass dieser Mann sich auf den Pfad in die Dunkelheit begeben hatte. Unter anderen Umständen wäre es Wovoka eine Freude gewesen, mit ihm gemeinsam das Wesen des Fadenwerks und der Magie zu erforschen.
    Nun jedoch richtete der Paiute seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit auf den Zyklon. Mit weiten, kreisenden Bewegungen schuf er eine Gegenströmung im Fadenwerk und drang auf den Wirbel ein. Machtvolle Fadenströme zerschlugen das offene Ende des Wirbels und drängten das rote Inferno zurück wie die Fluten eines entfesselten Flusses das Feuer, das den Wald verzehrt.
    »Das ist unmöglich!«, schrie Wellington voller Zorn. Er stand direkt unterhalb der Fadenkanone, tief in die rot kochende dritte Sphäre der Magie versenkt, und hatte soeben begonnen, das unablässig feuernde amerikanische Kriegsschiff in die Fluten des Atlantiks zu zerstreuen, als sich ihm auf einmal ein unerwarteter Widerstand entgegenstellte. Und nicht nur das! Der gesichtslose Magier dort draußen, der imstande war, die dritte Sphäre zu meistern, hielt Wellingtons Fadenwirbel nicht nur auf, er drängte ihn sogar zurück.
    Der Erste Lordmagier versuchte, im Wimmeln der roten Fäden seinen Gegner auszumachen, und tatsächlich gewahrte er eine einsame Gestalt, die hoch aufgerichtet am Bug des Kriegsschiffes stand. Tisiphones Vision eines Mannes mit geschlossenen Augen und weit ausgebreiteten Armen, der bereit war, ihm entgegenzutreten, kam ihm in den Sinn. Wer bist du? , fragte er im Geiste seinen Widersacher. Gehörst du zu diesen Wächtern, von denen auch McKellen einer war?
    Er erhielt keine Antwort, und im Grunde war es auch vollkommen gleichgültig. Dieser Mann war ein mächtiger Feind und musste vernichtet werden, bevor Jonathan Kentham mit seinen Gefährten hier eintraf. Wellington riss die Arme hoch und beschwor alle Kraft, die in seinem Inneren schlummerte, aus sich hervor.
    Der Wirbel flackerte und peitschte hin und her, ein schlangenartiges Ungetüm, dem man den Kopf abgeschlagen hatte.
    Einen Moment lang gestattete sich Wovoka die Hoffnung auf einen schnellen Sieg. Vielleicht hatte er Wellingtons Fähigkeiten doch überschätzt. Aber dann nahm das Brausen im Fadenwerk erneut zu, und mit doppelter Wucht schlug der britische Magier gegen seinen unbekannten Gegner zurück.
    Wovoka schrie auf und stemmte sich gegen den Sturm, den außer ihm niemand zu sehen oder zu spüren vermochte. Doch Schritt um Schritt drang der Wirbel auf ihn ein, zwang ihn in die Knie, drohte ihn zu verschlingen. Schmerz durchflutete ihn, und verzweifeltes Erkennen keimte in ihm auf. Wenn kein Wunder geschah, würde er den Kampf gegen Wellington verlieren. Und dann würde die Brooklyn mitsamt ihrer Besatzung einfach aufhören zu existieren. Sie würde zerstreut werden wie Staub im Wüstenwind. »Nein!«, rief Wovoka verzweifelt. »Das darf nicht geschehen. Haltet Wellington auf!« Er hätte nicht zu sagen vermocht, an wen genau er diese flehentliche Bitte richtete, aber zu seiner Überraschung wurde sie erhört.
    »Ich glaube, ich habe den Mistkerl gefunden«, meldete sich Sawyer plötzlich neben ihm zu Wort. Der Paiute-Seher hatte nicht bemerkt, dass der junge Agent sich aus dem Mastkorb zu ihm gesellt hatte. »Jetzt bist du dran, mein Freund.«
    Wovoka hatte keine Zeit zu schauen, was sein Begleiter genau tat; zu sehr war er damit beschäftigt, die

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