Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
gebracht. Er hätte sonst etwas dafür gegeben, das Geschehene rückgängig machen zu können. Aber diese Möglichkeit war ihm verschlossen.
    »Da vorne ist die Pyramide«, sagte Randolph und deutete auf den dunkelgrauen Schemen vor ihnen im Nebel. »Wir sind fast da.«
    »Durchhalten, hörst du«, drängte Holmes das Schiff und klopfte auf das Holz am Bugspriet.
    Das Schiff knarrte, und es kam Jonathan so vor, als versuche es, den Bug zu heben, um einige Schritte an Höhe zu gewinnen. Doch schon im nächsten Augenblick sackte es wieder ab. »Oh, oh, aufpassen. Da ist eine Ruine«, warnte Randolph und bog seinen Körper unwillkürlich nach links. Seine Warnung hatte wenig Wirkung. Im nächsten Augenblick streifte der Schiffsrumpf an Steuerbord die Mauer und riss polternd einige Steinbrocken heraus. Erneut durchlief ein Schauer das Schiff, und die Wanten ächzten.
    Mit finsterem Blick stapfte Hyde-White durch die nebelverhüllte Ruinenlandschaft. Hinter ihm folgten fast zwanzig bewaffnete Quellhüter und zwei Anhänger Wellingtons, die mit grimmigen Gesichtern die verbliebenen elf gefangenen Gefolgsleute Albert Dunholms bewachten, die sie zuvor aus der Nautilus geholt hatten. Hyde-White musste zugeben, dass seine Vorsichtsmaßnahme, die Gefangenen im Inneren des lebenden Tauchboots eingeschlossen zu halten, vielleicht übertrieben gewesen war, ebenso wie auch die Größe der Wachmannschaft, die er für die Überführung zum Quelltempel rekrutiert hatte. Von diesem jämmerlichen Haufen, acht Männern und drei Frauen, die er hier sozusagen zum Schafott führte, ging keine Gefahr mehr aus. Wellington kann sich die Prozedur sparen, ihnen den Willen zu rauben, bevor er sie in die Kanone einspannt , dachte er verächtlich. Die haben keinen Funken Kampfesmut mehr im Leib.
    Der gepanzerte Hüne kniff die Augen zusammen. Vor sich konnte er den dunklen Schemen der Pyramide ausmachen, die er gleich ein weiteres Mal würde erklimmen müssen. Er hasste die Erbauer dieser Stadt inbrünstig dafür, dass sie die Kultstätte der Wahren Quelle an der Spitze einer Pyramide errichtet hatten. Für einen normalen Menschen war der Aufstieg über die steile Treppe hoch zum Tempelrund eine Strapaze, für ihn in seiner starren Rüstung war es eine Tortur. Darüber hinaus ärgerte er sich über den Nebel, der so plötzlich über die Insel hereingebrochen war. Eben waren noch die Sturmböen zwischen den Ruinen hindurchgefahren, und auf einmal war alles still und weiß. Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu. Andererseits konnte es gut sein, dass die starke Magie, die von der Quelle ausstrahlte, auch das Wetter zu tolldreisten Kapriolen trieb.
    Unvermittelt setzte zu ihrer Linken ein Hämmern und Donnern ein und riss Hyde-White aus seinen Gedanken. Er wandte sich um und sah etwa eine Viertelmeile entfernt das diffuse Aufblitzen von Mündungsfeuer. Der Boden bebte, als schwere Explosionen die felsige Küstenlinie der Insel verwüsteten.
    »Sie greifen wieder an!«, rief einer der beiden Magier, die ihn begleiteten.
    »Aber was bringt es ihnen?«, grollte Hyde-White. »Bei dem Nebel sehen deren Schützen doch kaum die Hand vor Augen. Und wo werfen sie ihre Bomben hin? Auf ein leeres Stück Küste.« Er hielt inne. Wenn er so darüber nachdachte, ergab das wirklich keinen Sinn. Oben auf der Pyramidenspitze mochte man nicht genau ausmachen können, wie sinnlos das Donnerwetter war, das von dem zurückgekehrten Luftschiff entfesselt wurde. Aber hier, in der direkten Umgebung, stellte sich durchaus die Frage, was der Vatikan damit bezweckte. Vielleicht schießen sie auch einfach nur blind ins Leere und hoffen auf einen Glückstreffer , dachte er. Deren Gottvertrauen möchte ich haben.
    Unvermittelt glitt ein großer Schatten träge über sie hinweg. Überrascht blickte Hyde-White auf. Das sah aus wie ein Schiff, genau genommen wie ein Segelschiff. Was zur Hölle … Und plötzlich begriff er, was der Angriff zu bedeuten hatte, der dort im östlichen Teil der Insel für solche Aufregung sorgte. Es war eine Ablenkung – eine Ablenkung für diesen verstohlenen Stoßtrupp, der sich von Norden näherte. Aber woher haben die auf einmal ein fliegendes Segelschiff? , wunderte er sich.
    Nun, im Grunde war es einerlei. Sein Plan hatte sich soeben geändert. Er durfte nicht zulassen, dass dieses Schiff die Quellpyramide erreichte. »Acht Mann bleiben hier bei den Gefangenen«, grollte er. »Der Rest kommt mit mir.« Erwartungsfroh verfiel er in einen leichten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher