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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund
Autoren: Bernd Perplies
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Insel war nun viel näher als vorher. Keine halbe Meile mehr entfernt ragte ihre zerklüftete Küste aus dem Ozean. Jetzt waren auch die Ruinen, die überall um die Quellpyramide verteilt lagen, gut zu erkennen.
    Der Admiral trat ebenfalls vor die Tür und an Sawyers Seite. »Können Sie unseren verlorenen Indianer irgendwo entdecken?«, wollte er wissen. Kurz bevor der plötzlich auftretende Nebel zu dicht geworden war, hatten sie noch gesehen, wie Wovoka und die unheimliche graue Frauengestalt etwa eine Meile entfernt aus den Wolken in Richtung Wellen gestürzt waren. Doch der Dunst hatte sie schneller verschlungen als das Meer, und seitdem war ihr Schicksal ungewiss.
    Sawyer hob sein Fernglas wieder an die Augen und suchte das Wasser ab. »Es tut mir leid, Admiral. Ich kann ihn nicht finden.«
    Greer brummte missmutig. Was für eine Schande. Der Paiute-Seher war ein unglaublich talentierter Magier gewesen. Er hätte ihn gerne für seine Organisation gewonnen.
    »Aber schauen Sie sich das an! Das muss dieser Mister Kentham sein, den Wovoka hier zu treffen hoffte.« Sawyer deutete auf ein zigarrenförmiges Fluggefährt, das in vielleicht dreihundert Fuß Höhe über der Insel hing und die Ruinenstadt mit unablässigem Sperrfeuer aus seinen Bordgeschützen eindeckte. Granateneinschläge sprengten die uralten Mauern, und Bombenexplosionen wirbelten Fontänen aus Sand und Gesteinsbrocken auf. Doch auch das Luftschiff selbst zog schwarze Qualmwolken hinter sich her, während es träge über den Himmel in Richtung Süden driftete. Außerdem war ein großer Teil des bronzefarbenen Ballonkörpers aufgerissen. Silbernes Gestänge und Traggaszellen lugten wie die Eingeweide eines Maschinenmenschen zwischen den aufgeplatzten Zellstoffbahnen der Außenhaut hervor.
    »Was für ein Riesenbrocken«, knurrte Greer beeindruckt. »Scheint aus dem Deutschen Kaiserreich zu kommen.« Er hatte keine Ahnung, woher ein britischer Magier ein dermaßen imposantes Luftschiff nahm, aber das war eine Frage, die er ihm am Ende dieses Tages hoffentlich selbst stellen konnte. Der Admiral wandte sich der Brücke zu. »Alle Geschütze, Feuer auf die Insel wieder aufnehmen! Erhöhen wir den Druck auf Wellington. Aber lassen Sie Ausschau nach diesem Kentham halten. Wir wollen ihn schließlich nicht versehentlich unter Beschuss nehmen. Feuerleitstand, Blitzstrahlenkanone ausrichten. Zielen Sie auf das Gebäude über der Quelle. Und Mister Sawyer, stellen Sie einen Landetrupp zusammen und machen Sie sich auf den Weg. Unsere Freunde aus Europa werden über jede Hilfe dankbar sein, die sie bekommen.« Der Admiral rieb sich mit grimmigem Lächeln die Hände. »So, mein lieber Wellington. Sie hatten Ihren Angriff auf mein Schiff. Jetzt bin ich wieder dran.«
    Zu sagen, dass Victor Mordred Wellington angesichts des gegenwärtigen Verlaufs der Dinge Unzufriedenheit verspürte, wäre einer kolossalen Untertreibung gleichgekommen. Der Erste Lordmagier hatte – wenn er ehrlich war – mit einem Schiff mittlerer Größe gerechnet, auf dem Jonathan Kentham, bewaffnet mit dem Quellschloss und begleitet von einer Handvoll magischer und nichtmagischer Getreuen, die Insel der Wahren Quelle ansteuerte. Ein Feuer speiendes Flugschiff, ein waffenstarrender Panzerkreuzer, Meister der dritten Sphäre und Magier, die jeden Ehrenkodex vergaßen und mit Scharfschützengewehren um sich schossen, war mehr, als seine noch im Aufbau begriffenen Verteidigungsmaßnahmen dauerhaft verkraften konnten. Seine schmerzende Schulter, die Doktor Polidori fachmännisch versorgt hatte, war ein nachdrücklicher Beweis dafür.
    Vielleicht sollte er die Nautilus gegen die Amerikaner losschicken. Bennetts zum Leben erwachtes Wunderwerk hatte bewiesen, dass es selbst vor größeren Gegnern keine Angst haben musste. Und womöglich sollte er doch Tisiphone das Luftschiff angreifen lassen, das sich, deutlich angeschlagen, aber offenbar noch nicht besiegt, im Schutze des magischen Nebels erneut an die Insel angepirscht hatte. Wenn Kentham dabei umkam, war das zwar ein irgendwie unwürdiger Tod für den jungen und so tapferen Reporter, aber Wellington war bereit, dieses kleine Opfer zu bringen.
    Bedauerlicherweise konnte er allerdings weder zu dem Tauchboot noch zu der selbsternannten Rachegöttin eine telepathische Verbindung herstellen.
    »Lord Wellington!« Atemlos kam Miss Hollingworth die Treppe zur Kuppelkammer heraufgerannt. »Wir werden angegriffen.«
    »Ach wirklich?«, fragte der Erste
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