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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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sie erneut unter die Bäume, die zwischen der Straße und dem kleinen, von drei grünen Inseln gesprenkelten See standen. »Hier ist es«, sagte James. Er warf einen Blick nach links und rechts, als wolle er sich versichern, dass sie niemand beobachtete – was in Alices Augen nicht nur eigentümlich war, sondern angesichts des Wetters auch gänzlich unnötig. Danach verließ er unvermittelt den Parkweg und hielt auf einige Büsche zu, die hier etwas dichter beisammen standen als an anderen Stellen im Park.
    »He, wo wollen Sie hin?«, verlangte Alice empört zu wissen.
    »Es liegt etwas verborgen zwischen den Büschen«, erklärte James, packte ihre Hand fester und zog sie weiter mit sich. »Ich habe es auch nur zufällig bemerkt, weil es gerade aufglühte. Da, schauen Sie.« Er blieb stehen und zog einen Ast beiseite, der ihnen die Sicht versperrte.
    Alices Augen weiteten sich. Voller Erstaunen schlug sie die Hand vor den Mund. »Bei allen Heiligen«, murmelte sie. »Was ist das?«
    Neben ihr schüttelte James den Kopf. »Ich kann es Ihnen nicht sagen … «
    Vor ihnen, umgeben von dichtem Buschwerk, stand eine einzelne Blume. Dabei schien der Begriff Blume für dieses Gewächs irgendwie unpassend – zumindest wäre es die größte ihrer Art gewesen, die Alice jemals gesehen hatte. Die Pflanze besaß einen kurzen, fleischig wirkenden Stiel, der so dick wie der Stamm eines jungen Baumes war. Fünf wunderschöne blaue Blütenblätter wiesen weit ausladend wie die Arme eines fast vier Schritt durchmessenden Seesterns in alle Richtungen. Ein Kranz dünner, nach innen gerollter Halme umgab sie. Ein schwerer, süßer Duft ging von der Blume aus. Es roch, als stünde man inmitten einer von Rosenhecken umrankten Laube. Das Erstaunlichste jedoch war das sanfte blaue Leuchten, das von den Blütenblättern ausging. Mal wurde es stärker, dann wieder schwächer. Alice fühlte sich an den Rhythmus eines sehr langsam schlagenden Herzens erinnert.
    »Das ist doch keine gewöhnliche Pflanze«, stellte Alice das Offensichtliche fest. »Müssten wir das nicht irgendjemandem melden … Gibt es eine königlich-botanische Gesellschaft? Vielleicht bekommen wir sogar eine Prämie für die Entdeckung.«
    »Wer weiß«, murmelte James. Langsam ging er auf die Pflanze zu.
    »Passen Sie auf, James«, sagte Alice. »Vielleicht ist sie giftig.« Sie hatte irgendwo mal gehört, dass sich giftige Tiere, beispielsweise Frösche, oft durch außergewöhnlich kräftige Farben auszeichneten.
    »Ich habe nicht vor, sie zu essen. Ich möchte sie nur einmal anfassen.« Er ging vor den dicken Blütenblättern in die Hocke und streckte die Hand aus. Alice hielt den Atem an, als er behutsam über die blau schimmernde Oberfläche strich. »Sie ist warm«, rief er überrascht aus. »Alice, das müssen Sie selbst fühlen! Die Pflanze ist warm wie ein … «
    In diesem Augenblick schlug die Falle zu! Blitzschnell rollten sich die feinen Halme aus, nur um peitschenartig auf den Jungen zuzuschnellen und seine Arme und Schultern zu umwickeln. Alice schrie auf, als die Halme James mit einem unerwartet kräftigen Ruck aus dem Gleichgewicht brachten und nach vorne auf das dicke Blütenblatt kippen ließen, das er gerade berührt hatte. Der Junge wollte zurückweichen, doch immer mehr Halme umwickelten ihn, hielten ihn fest und zogen ihn tiefer in die Blüte hinein, deren fünf sternförmig ausgebreitete Blütenblätter sich schwerfällig, aber unerbittlich zu schließen anfingen.
    »Hilfe!«, schrie James. »Was ist das?«
    »Hilfe!«, nahm Alice den Schrei auf. »Oh, mein Gott, hilf uns doch jemand!« Sie stürzte auf die Pflanze zu, deren Aufglühen jetzt in kürzeren Abständen erfolgte, so als hätte sich ihr Pulsschlag beschleunigt. Mit beiden Händen packte Alice eines der Blütenblätter und versuchte verzweifelt, es aufzuziehen. Doch sie war nicht stark genug.
    »Lauf weg, Alice!«, flehte James. »Bring dich in Sicherheit!« Grüne Fesseln hatten ihn vollständig umschlungen, und sie konnte nur noch seine zappelnden Beine sehen, während sich der Blütenkelch der bizarren Todespflanze weiter um ihn schloss, ihn verschluckte und ihren Blicken entzog.
    »Nein! James!« Wie eine Besessene zog und zerrte Alice an der Pflanze, schlug mit ihren Fäusten darauf ein und trat gegen ihren fleischigen Stiel. »James!« Im Inneren der Pflanze hörte sie die Schreie des Jungen, gedämpft, aber eindeutig panisch. »Hilfe!«
    »Halten Sie durch, Miss, wir kommen« , rief

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