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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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der Fifth Avenue einen Stein werfen kann, ohne einen General oder fünf Colonels zu treffen.«
    – New York Times, 24. April 1897
    24. April 1897, 20:00 Uhr GMT (19:00Uhr Ortszeit)
    Atlantik, etwa 600 Seemeilen südwestlich von England
    »Kommen Sie herein, meine Herren. Das Essen wird jeden Augenblick aufgetischt.« Lionida Diodato – Francesca Buitoni, sie soll ja keinen Verdacht schöpfen , verbesserte sich Randolph in Gedanken – machte eine einladende Geste, als Holmes und er, begleitet von einem jungen Fähnrich, am Abend erneut in den Salon der Gladius Dei traten. Die Mannschaft hatte drei der kleinen Tische zusammengerückt und daraus eine Art Tafel gebildet, an der Platz für sieben Personen war. Scarcatore und Diodato waren bereits anwesend, ebenso ein rundlicher Mann mit einer gepflegten Halbglatze im Gewand eines Priesters.
    Die Magierin richtete ein paar Worte auf Italienisch an den jungen Fähnrich, der sich daraufhin verneigte und zurückzog. Dann schenkte sie Holmes und Randolph ein warmes Lächeln. »Darf ich vorstellen«, sagte sie und deutete auf ihre Begleiter. »Dies hier ist Signore Tremore, der Bordkaplan. Kaplan Tremore, die Herren Moriarty und Brown aus London.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Gentlemen.« Tremores Englisch hatte einen stärkeren Akzent als das Diodatos, doch er schlug sich zweifellos besser, als Randolph es getan hätte, wenn diese Unterhaltung stattdessen auf Italienisch geführt worden wäre.
    Holmes machte einen Schritt nach vorne und verneigte sich höflich. »Die Freude ist ganz auf unserer Seite«, erwiderte er stellvertretend für Randolph mit. Der Kutscher war sich nicht so sicher, ob er sich wirklich freute, einem Pfaffen des Vatikans zu begegnen. Aber der Kaplan wirkte so gemütlich und umgänglich, dass er beim besten Willen kein gutes Feindbild abgab. Daher nickte Randolph ebenfalls und rang sich ein Lächeln ab.
    »Hauptmann von Stein gesellt sich in wenigen Minuten zu uns. Mir wurde mitgeteilt, dass er sich noch um eine Frage der Navigation zu kümmern hat«, erklärte Diodato die Abwesenheit des Kommandanten des Luftschiffs. »Aber setzen wir uns doch.«
    Sie ließen sich auf den bereitgestellten Stühlen nieder, wobei Holmes nicht ganz zufällig den Platz Diodato gegenüber wählte. Randolph entschied sich für den Stuhl rechts neben ihm, womit er dem Wissenschaftler Scarcatore gegenübersaß. Kaplan Tremore setzte sich ans Fußende der Tafel; der Stuhl am Kopfende blieb für den Hauptmann frei. Ein Steward kam herein und servierte einige Getränke und kleinere Vorspeisen.
    So verbrachten sie ungefähr eine Viertelstunde mit harmloser Plauderei, bis auch der Kommandant des Luftschiffes eintraf. Die Herren erhoben sich höflich von ihren Stühlen, aber von Stein bat sie mit einer Geste, wieder Platz zu nehmen.
    »Nun, Hauptmann, haben Sie uns auf sicheren Kurs gebracht?«, wollte Diodato wissen.
    Der deutsche Offizier setzte sich und nickte knapp. »Von Südwesten her zieht eine Unwetterfront auf uns zu. Wir werden ihr nicht ganz entgehen können, aber ich habe einen Kurs anlegen lassen, der uns um das Schlimmste herumführt.«
    »Stellt dieses Gewitter eine Gefahr dar?«
    »Jedes Unwetter stellt eine gewisse Gefahr dar. Wenn es allerdings ein Luftschiff auf der Welt gibt, das so einer Gefahr trotzen kann, ist es die Gladius Dei . Machen Sie sich keine Sorgen, Signora, und auch Sie nicht, meine Herren.« Er schaute zu Randolph und Holmes hinüber.
    »Wer macht sich hier Sorgen?«, erwiderte Holmes leichthin.
    Ich beispielsweise , dachte Randolph. Natürlich sagte er das nicht laut. Wenn es ein Luftschiff auf der Welt gibt … Er schnaubte innerlich. Wie viele Schiffe von der Art der Gladius Dei gab es denn auf der Welt? Wenn es ein halbes Dutzend gewesen wäre, hätte es ihn schon gewundert.
    Gleich darauf wurde das Essen aufgetischt und lenkte Randolph einstweilen von seinen unheilvollen Gedanken ab. Es erstaunte ihn bereits zum zweiten Mal an diesem Tag, wie üppig an Bord des Luftschiffes gespeist wurde. Für ein Kriegsschiff – und nichts anderes war die Gladius Dei in seinen Augen – kam ihm das reichlich ungewöhnlich vor. Andererseits sagte man den Dienern der katholischen Kirche seit jeher einen Hang zu Verschwendung und Prunksucht nach. Und vermutlich sahen die Mahlzeiten der einfachen Luftschiffer und Soldaten auch ganz anders aus.
    Während sie ihre Teller mit erlesenen Speisen beluden, wandte sich die Diodato an Holmes und ihn: »Ich

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