Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
zu schlagen wissen. Der hohen Kunst, das Leben zu genießen, wird dieser Tage viel zu selten Achtung gezollt. Cheers.« Lächelnd hob er sein Weinglas und trank einen Schluck. Nachdem er es wieder abgesetzt hatte, blickte er sie forschend an. »Wissen Sie, was ich mich frage?«
    Lionida gestattete sich ein vertrauliches Lächeln. »Soll ich in Ihrem Geist nachschauen?«
    »Nicht nötig«, wehrte Holmes ab. »Ich will es Ihnen sagen: Was macht eine Frau wie Sie beim Officium? Sie ruinieren mein Bild von den frömmelnden Fanatikern, das ich bislang mit der Magieinquisition verbunden habe.«
    »Mister Moriarty.« Die Magieragentin schüttelte tadelnd den Kopf. »Seien Sie froh, dass mein Vorgesetzter das nicht gehört hat. Wir sind schon lange keine Inquisition im herkömmlichen Sinne mehr. Das Officium ist dem Schutz aller braven Bürger verpflichtet.«
    »Umso mehr überrascht mich Ihre Anwesenheit in dessen Reihen. Sie wirken mir nicht wie eine Vertreterin des braven Bürgertums.«
    Um Lionidas Mundwinkel zuckte es erneut. Dieser Holmes war dreist, keine Frage, insbesondere für einen britischen Gentleman. Irgendwie gefiel ihr das. »Ich nehme eine Art Sonderstellung im Officium ein«, gestand sie. »Meine Vorgesetzten dulden den Umstand, dass ich keine ›frömmelnde Fanatikerin‹ bin, wie Sie es ausdrücken, weil ich gewisse Gaben besitze, die für das Officium nützlich sind.«
    »Und welche Gaben wären das, Miss Buitoni?«, wollte Holmes wissen und beugte sich dabei etwas nach vorne.
    Lionida rückte ihrerseits ebenfalls näher. Der Tisch, an dem sie saßen, war nicht besonders groß, und mittlerweile trennten sie nur noch wenige Handbreit. »Zum einen bin ich eine Frau … « Mit einem Talent dafür, Männer um den Finger zu wickeln, Mister Holmes, fügte sie in Gedanken hinzu. »Und zum anderen habe ich die erstaunliche Eigenschaft, immer das zu bekommen, was ich will.«
    »In der Tat erstaunlich«, bestätigte Holmes in vielsagendem Tonfall. »Und … wonach verlangt es Sie im Augenblick?«
    »Nach nichts, was Sie nicht auch möchten, Mister Moriarty … « Sie ließ den Namen auf ihrer Zunge zergehen wie zuvor die Süßspeise aus dem mittlerweile fast leeren Schälchen vor ihr. Inzwischen waren sie noch näher zusammengerückt. Lionida konnte sehen, wie Holmes’ Augen funkelten. Seine Pupillen waren geweitet – ob vom Wein oder vor Verlangen, vermochte sie nicht zu sagen.
    »Sie bringen mich beinahe in Verlegenheit, Miss Buitoni«, sagte er leise. »Aber nennen Sie mich doch bitte Holmes, Jupiter Holmes. Zu Ihren Diensten. Mister Moriarty war nur eine Vorsichtsmaßnahme, da mein Name in gewissen magischen Kreisen nicht ganz unbekannt ist und ich anfangs nicht wusste, mit wem wir das Vergnügen haben. Ich denke aber, derlei Verstellung ist jetzt nicht mehr nötig.«
    »Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen, Mister Holmes«, hauchte Lionida. »Dann will auch ich aufrichtig zu Ihnen sein. Mein Name ist ebenso wenig Francesca Buitoni. Tatsächlich heiße ich Lionida Diodato. Auch nur eine Vorsichtsmaßnahme, versteht sich.«
    »Versteht sich … « Holmes zwinkerte ihr zu. »Wie mir scheint, sind wir beide vorsichtige Menschen.«
    Federleicht legte Lionida ihre rechte Hand auf seine Wange, strich mit den Fingerkuppen über seine warme Haut. »Und deshalb sollten wir nun vielleicht meine Kabine aufsuchen. Wir befinden uns nach wie vor im Salon der Gladius Dei . Jeden Augenblick kann einer der Luftschiffer hereinkommen. Was würde er denken?«
    »Er wäre wohl erstaunt über die ausnehmend guten Beziehungen, die das Britische Empire und der Vatikan in jüngster Zeit unterhalten.« Holmes lachte leise. »Aber was ist Politik ohne Risiko?«
    Ihre Gesichter waren nur noch einen Fingerbreit auseinander. Lionida glaubte, seine Lippen bereits auf den ihren zu spüren. Und so sehr sich auch ein kleiner Teil von ihr dagegen wehrte: Sie musste feststellen, dass diese Aussicht ihr Blut in Wallung brachte.
    In diesem Augenblick zerriss die Alarmsirene der Gladius Dei die Stille des Salons und störte den trauten Moment. Beunruhigt schreckte Diodato zurück und stieß dabei ihr Weinglas um. Ein wenig damenhafter Fluch kam ihr über die Lippen, als sich der Rest des Weins über ihr Kleid ergoss.
    Holmes fluchte ebenfalls, wenn auch lautlos. Er hatte Lionida beinahe so weit gehabt, ihre Verteidigungsschilde fallen zu lassen. Nach einem gepflegten Stelldichein in ihrer Kabine wäre sie Wachs in seinen Händen gewesen. Doch

Weitere Kostenlose Bücher