Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
neidisch.« Er suchte nach einem guten Punkt, um seine Fadenbündel an der Hülle zu befestigen, doch die mit irgendeinem Metalllack bestrichenen Bahnen aus Baumwollgewebe erwiesen sich als unerfreulich glatt.
    »Neidisch? Ich?« Randolph schnaubte. »In Sachen Frauengeschichten würde ich im Leben nicht mit Ihnen tauschen wollen, Holmes.«
    Der Magier verzog das Gesicht. »Es war nicht alles schlecht«, murmelte er zu sich selbst. Mürrisch feuerte er ein Fadenbündel auf einen Verbindungsstreifen zwischen zwei Gewebebahnen ab und ließ die Gondelwand los, um sich zur Hülle hinaufzuziehen.
    Aber er hatte sich verschätzt! Das Fadenbündel dehnte sich kurz, wurde länger und dünner, als es sein durfte, dann riss es von der glatten Hülle ab. Holmes schrie überrascht auf, als er unvermittelt abwärts stürzte. Im nächsten Augenblick schon stoppten seine Sicherungsleinen den Fall, und auch Randolph war herumgewirbelt und hatte ihn mit einem kraftvollen Fadenbündel an der Schulter gepackt. Als er ihn zurück zur Hülle zog, sah er ihn tadelnd an. »Werden Sie nicht übermütig, Holmes. Das hier ist etwas anderes, als eine Häuserfassade in London zu erklimmen.«
    »Ich merke es gerade«, ächzte Holmes, während er sich mit klopfendem Herzen festklammerte. Sein Blick fiel erneut nach unten zur Wasseroberfläche, und obwohl er sie durch das Glitzern des Fadenwerks nur undeutlich wahrnehmen konnte, schwindelte ihm bei der Vorstellung, dort hinunterzustürzen und auf den aus dieser Höhe steinharten Fluten zu zerschellen. »Danke, Brown.«
    Dunholms ehemaliger Diener nickte nur.
    Deutlich vorsichtiger setzte Holmes seinen Weg fort. Sich unter der gewölbten Hülle der Gladius Dei entlangzuhangeln, war ein mühsames Unterfangen, aber nach ein paar Minuten hatten sie den Bug der Gondel erreicht und umrundet und hingen wie zwei riesige Spinnen oberhalb der breiten Brückenfenster am Rumpf. Randolph hielt sich linkerhand der Brücke bereit, Holmes war noch etwas weiter bis zur rechten Seite geklettert. Sie konnten nicht sehen, was im Inneren geschah, und Holmes wagte nicht, Spürfäden einzusetzen, um Carlyle nicht versehentlich auf sich aufmerksam zu machen. Also hofften sie einfach, dass Carlyle in Türnähe mit von Stein und Diodato verhandelte, während die Luftschiffer, vermutlich durch Fäden gefesselt, irgendwo in einer Ecke beisammen saßen.
    In der Ferne vernahm Holmes leisen Donner. Als er den Kopf nach rechts drehte und für einen Augenblick die Wahrsicht aufgab, sah er das Unwetter, von dem der deutsche Hauptmann berichtet hatte. Als weitläufige dunkle Wolkenfront kam es langsam von Süden her näher. Regenschleier hingen an den Unterseiten der Wolkenberge, und es erweckte den Anschein, als ob starke Winde die See darunter aufpeitschten. Hoffentlich kommt uns das nicht zu nahe, dachte Holmes. Andererseits war das Gewitter gegenwärtig ihr kleineres Problem.
    Randolph verrenkte den Hals, um einen Blick auf die Fensterfront unter ihnen zu werfen. »Diese Fenster sind gar nicht so groß, wie von Stein behauptet hat. Wir müssen aufpassen, sonst prallen wir unterhalb der Scheiben gegen das Metall und enden doch noch als Fischfutter.«
    »Zuversichtlich bleiben, Mister Brown«, ermunterte Holmes seinen Begleiter. »Ich bin sicher, das wird ein Kinderspiel.« Er zückte den Revolver, mit dem er die Scheibe auf seiner Seite der Brücke zu zerschießen gedachte. Denn so verrückt, durch eine intakte Fensterscheibe zu springen, waren sie dann doch nicht. »Fertig?«
    Randolph zog ebenfalls seine Waffe. »Fertig«, sagte er mit einem Nicken.
    Ein letztes Mal nahm Holmes Maß, dann ging er erneut in die Wahrsicht über und platzierte gezielt ein Fadenbündel etwas oberhalb der Brückenfenster. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Dunholms ehemaliger Diener es ihm gleichtat. »Wir zählen bis drei«, verkündete er.
    »Springen wir auf drei oder nach drei?«, fragte Randolph.
    »Machen Sie sich nicht lächerlich, Brown. Man springt immer auf drei und nicht nach drei, sonst wäre es ja auf vier.«
    Der Kutscher deutete ein Achselzucken an. »Ich wollte nur sichergehen. Bei Ihnen weiß man ja nie.«
    »Wie darf ich das denn verstehen?«, erkundigte sich Holmes indigniert.
    »Schon gut. Vergessen Sie es. Zählen Sie schon.«
    »Nein, das würde ich jetzt gerne klären.«
    »Holmes, wir haben eine Aufgabe!«
    »Das weiß ich auch. Und anstatt sie zu erledigen, machen Sie seltsame Andeutungen.«
    »Ich sagte nur … « Dunholms

Weitere Kostenlose Bücher