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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Jonathan, dass sie ihn aus reinem Instinkt angreifen würde. Dann entspannte sich Kendras verkrampfter Körper, und sie kehrte in die Normalsicht zurück. Sie drehte sich zum rückwärtigen Teil der Kammer um. »Bitte verzeihen Sie, Meister Fu. In den letzten Tagen sind zu viele Männer ungebeten in meine Gedanken eingedrungen.«
    Die Luft flimmerte kurz, und ein kleiner, dürrer Mann wurde sichtbar, der im Lotussitz auf einem Kissen saß. Er trug eine einfache braune Stofftunika und weite Hosen, und auf dem Kopf saß ein kreisrunder Hut. Dunkles Haar, das von zahlreichen grauen Strähnen durchzogen war, lag zu einem Zopf geflochten über seiner linken Schulter. Auf die rechte kletterte derweil der kleine pelzige Schatten, dessen Neugierde offenbar stärker war als seine Furcht. Es handelte sich um einen Affen mit klugen Augen und einem eigenartigen gräulichen Kopf- und Nackenfell, das an eine Kapuze oder Haube erinnerte.
    In einer beschwichtigenden Geste hob der Mann die Hände, die zuvor auf seinen Knien gelegen hatten. »Eine Entschuldigung ist nicht nötig. Es wurde nichts zerstört, das nicht wiederhergestellt werden kann.« Mit einigen fließenden Gesten ließ er die zu Boden gefallenen Kerzen in die Luft schweben und zündete sie an den verbliebenen wieder an. Auf seinen faltigen, bronzefarbenen Zügen lag ein Ausdruck von heiterer Nachsicht, der Jonathan an die Statue eines Buddhas erinnerte, wenn auch an einen, der ziemlich lange gefastet hatte. »Sorgen müssen wir allerdings dafür, dass Kraft, die in Ihnen liegt, nutzbar für Sie wird. Es bedarf Schleuse, um inneren Energien einen Kanal zu geben, ohne dass Staudamm, der Ihre Gefühle zurückhält, brechen muss. Und Sie … « Er wandte sich Jonathan zu. »Ah, große Kraft schlummert in Ihnen und großes Talent. Doch Sie wissen nicht einmal, was Sie vermögen. Wir müssen Pfad finden in Tiefen Ihres Geistes, damit Sie der Mann werden können, der Sie sein sollten. Es war gut, dass Sie gekommen sind.« Der Asiat nickte bekräftigend. »Ich werde Sie lehren, Schleuse zu bauen und Weg zu finden.«
    »Meister Fu«, sagte Jonathan, »das hört sich alles ganz wunderbar an. Aber ist Ihnen bewusst, dass uns nur drei oder vier Tage bleiben, bevor wir die Wahre Quelle der Magie erreichen? Was immer Sie uns beibringen möchten, es muss schnell gehen und leicht zu erlernen sein. Wichtig ist vor allem, dass wir die Begegnung mit Lordmagier Wellington so lange überstehen, dass wir das Quellschloss in die Quelle werfen können.«
    Fu blinzelte zweimal. Er wirkte ein wenig ernüchtert. Offensichtlich hatte ihn die Aussicht, zwei Schüler zu bekommen, in das asiatische Äquivalent freudiger Erregung versetzt, und nun erhielt diese Begeisterung einen herben Dämpfer. »Ah. In dem Fall muss innerer Frieden wohl warten. Machen wir Sie vielmehr zu Wasser, das sich zielstrebig Weg sucht und dabei jedes Hindernis umfließt.« Er breitete die Arme aus und deutete auf die Plätze zu seiner Rechten und seiner Linken. »Setzten Sie sich. Ich werde Ihnen helfen, so gut ich kann.«
    25. April 1897, 20:01 Uhr GMT (19:01 Uhr Ortszeit)
    Atlantik, etwa 1300 Seemeilen westlich der Meerenge von Gibraltar (unweit der Azoren)
    Der Sturm hatte sie die ganze letzte Nacht und weite Teile des darauffolgenden Tages nicht aus seinen Fängen entlassen. Einmal hatte von Stein einen Ausbruch nach oben versucht. Doch mit drei beschädigten Motoren und mindestens zwei leckenden Traggaszellen – den Folgen ihres Kampfes gegen den Flugsaurierschwarm – war es ihnen nicht gelungen, weit genug aufzusteigen, um über das Unwetter zu gelangen. Also war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als abzuwarten, bis die Schlechtwetterfront so weit an Kraft verlor, dass man sich hindurchkämpfen konnte. Nun zog das Unwetter weiter in Richtung Europa, während die Gladius Dei nass glänzend und angeschlagen wie ein Preisboxer nach der zehnten Runde über dem Atlantik trieb.
    »Eines ist klar«, stellte von Stein fest, als sie zu fünft auf der Brücke um den Kartentisch standen. »In diesem Zustand werden wir die Wahre Quelle der Magie deutlich langsamer erreichen, als es uns lieb sein könnte. Abgesehen davon ist durch den Verlust zweier Backbordmotorgondeln und einer an Steuerbord unsere Manövrierfähigkeit spürbar eingeschränkt. Ich rate dringend dazu, den Schaden zu beheben, bevor wir uns in den nächsten Kampf werfen.«
    »Können die Gondeln und die Lecks nicht auf der Reise repariert werden?«, wollte

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