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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Verleger aus Boston«, begrüßte der Anzugträger die Anwesenden aufgeräumt und hielt dem Bebrillten die breite Pranke hin.
    »Benjamin Jefferson, sehr erfreut«, murmelte dieser und drückte die Hand kurz.
    »John Wilson, es freut mich ebenfalls«, gab Wovoka den Namen an, den er unter Weißen verwendete.
    »Doktor Timothy Boon«, stellte sich der Alte vor.
    »Prächtig, prächtig, Gentlemen«, verkündete Franklin und setzte sich breit neben Jefferson, wobei er gleich zwei der sechs Sitzplätze einnahm. »Sie fahren auch alle nach New York?«
    Wovoka und Boon nickten. »Nein, nur bis New Haven«, erklärte Jefferson. Er hatte eine sehr leise Stimme und war damit das genaue Gegenteil von Franklin.
    Dieser nickte selbstzufrieden. »Na, dann hoffen wir, dass wir alle gesund an unserem Ziel ankommen.«
    »Spricht etwas dagegen, Mister Franklin?«, erkundigte sich Jefferson, und auf seiner Miene zeichnete sich die leichte Besorgnis eines Mannes ab, der vor allem und jedem Angst hat.
    »Haben Sie nicht von dem Überlandexpress von Council Bluffs/Omaha nach San Francisco gehört, der vor ein paar Tagen auf der Höhe des Donner Passes in der Sierra Nevada einfach verschwunden ist?«, fragte Franklin.
    »Was meinen Sie damit: einfach verschwunden?«, wollte Jefferson wissen.
    Franklin breitete in einer Geste des Nichtwissens die Arme aus. »Genaues kann ich Ihnen auch nicht sagen. Mir wurde die Geschichte heute Morgen von einem anderen Zugreisenden erzählt, der sie am Bahnhof von Boston in der Zeitung gelesen hat. Es heißt, der Zug habe Council Bluffs/Omaha planmäßig verlassen, sei aber nicht an seinem Ziel angekommen. Der nächste Zug, der die Strecke in Begleitung einiger Soldaten nahm, kam unbehelligt an. Doch von dem ersten haben sie auf dem Weg nicht mal eine Radschraube gefunden.«
    »Es könnten Banditen gewesen sein«, mutmaßte Jefferson. »Oder Indianer.« Ihm fiel auf, dass ihm mit Wovoka ein Angehöriger dieser Völkergruppe direkt gegenübersaß, und ein verlegen wirkendes Lächeln trat auf sein Gesicht. »Entschuldigung. Nichts für ungut.«
    Wovoka betrachtete ihn einen Augenblick lang mit stoischem Gesichtsausdruck. »Wir greifen schon seit Jahren keine Züge mehr an«, sagte er schließlich.
    »Das glaube ich auch nicht«, pflichtete ihm Franklin kopfschüttelnd bei. »Und eine Banditenbande wäre ebenso wenig in der Lage, einen ganzen Zug spurlos verschwinden zu lassen. Selbst wenn es ihr gelungen wäre, ihn entgleisen zu lassen, könnte sie ihn nicht einfach auf einen Pferdekarren laden. Da steckt etwas anderes dahinter.«
    »Und was könnte das Ihrer Meinung nach sein?«, fragte Jefferson.
    »Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß« , bekannte Franklin.
    »Es sind seltsame Zeiten, seltsame Zeiten.« Boon schüttelte das graue Haupt. Sein Atem war merklich alkoholgeschwängert – Brandy, nahm Wovoka an.
    Franklin sah den Arzt neugierig an. »Haben Sie auch etwas zu berichten, Doc?«
    Boon öffnete seine Tasche, holte eine Flasche Selbstgebrannten daraus hervor und nahm einen kräftigen Schluck. Genussvoll leckte er sich über die Lippen, und sein Kopf pendelte dabei auf dem dünnen Hals vor und zurück wie bei einem Geier. »Oh ja, Sir. Das kann man wohl sagen. Ich sah einen Mann durch die Luft fliegen, drüben in Kansas, vor nicht einmal einer Woche.«
    »Fliegen?«, echote Jefferson ungläubig. »Wie machte er das? Flatterte er mit den Armen wie ein Vogel?« Er wechselte mit Franklin einen vermeintlich verschwörerischen Blick.
    »Und wie viel von diesem Fusel hatten Sie da schon getrunken?«, fügte der Verleger hinzu.
    »Ich war stocknüchtern, Sir, bei den Gebeinen meiner seligen Mutter«, beteuerte Boon, während er seine Mitreisenden mit blutunterlaufenen Augen treuherzig anblickte. »Ich ging eine Straße von Louisburg, Kansas, hinunter. Es war Abend und ich auf dem Weg zu meiner Unterkunft. Und auf einmal machte es Wusch, und dieser Kerl zischte wie der Blitz über mich und die Häuser hinweg.«
    »Wenn es Abend war, dürfte es doch dunkel am Himmel gewesen sein«, wandte Jefferson ein.
    »Das schon, aber aus einem nahen Saloon fiel Licht auf die Straße, und ich sah ihn genau.«
    »Einen fliegenden Mann … « Jeffersons Tonfall machte deutlich, dass er es immer noch nicht zu glauben bereit war.
    »Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe«, brummte Boon und setzte erneut seinen Flachmann an die Lippen.
    Franklin schaute auffordernd zu Wovoka hinüber. »Und was denken Sie darüber, Mister

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