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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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glaubhaft anzudienen, um nicht eingesperrt zu werden, sondern meinen geheimen Auftrag fortführen zu können. Sie können sich nicht vorstellen, wie schwer mir das gefallen ist. Ich wäre innerlich beinahe daran zerbrochen.« Eine Träne rollte über ihre blasse Wange.
    Randolph schluckte. Er fühlte sich beschämt. Er mochte nicht gutheißen, was Potts all die Jahre getan hatte, aber zumindest hatte sie in den letzten Tagen großen Mut bewiesen. Auch er hatte mit Albert Dunholm einen Mann, den er achtete und mochte, sterben sehen. Aber Cheltenhams Tod musste noch ungleich schrecklicher für sie gewesen sein; Randolph erinnerte sich lebhaft an die grausigen Schreie, die Grigori, Sedgewick und ihn auf ihrer Flucht aus der Unteren Guildhall verfolgt hatten. »Es tut mir leid«, sagte er mit rauer Stimme. »Auf Ihre stille Art waren Sie vielleicht tapferer als alle anderen.«
    Potts schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. »Sie waren – auf Ihre laute Art – aber auch recht bemerkenswert, wenn ich das sagen darf. Ohne Ihren Angriff auf die Guildhall, der Wellingtons Anhänger völlig überrascht und schwer getroffen hat, wäre es mir vielleicht nie vergönnt gewesen, einen Einblick in die Unterlagen des Lordmagiers zu werfen. Allein die rasche Flucht aus der Unteren Guildhall, zu der Sie Wellington zwangen, ließ ihn nachlässig werden.«
    So hatte Randolph das noch nie betrachtet. Letzten Endes bedeutete das, dass sie sich jetzt nur deshalb auf dem Weg zur Wahren Quelle befanden, weil er sich damals zu einer verzweifelten Befreiungsaktion seiner zuvor von den Anhängern des Neuen Morgens eingesperrten Freunde entschlossen hatte. Wellington hatte sich also durch seine Taten und ihre Folgen selbst einen Bärendienst erwiesen. »Alles geschieht aus einem bestimmten Grund … «, murmelte er.
    »Daran glaube ich fest«, pflichtete Emma Potts ihm bei. »Und solange Er über uns wacht … « Sie warf einen bedeutungsvollen Blick zur Decke des Salons und darüber hinaus zum Himmel hoch. »… wird das Böse niemals auf Dauer siegreich bleiben.«
    Darauf antwortete Randolph lieber nichts.
    Auf der Brücke stand Lionida an der Seite von Holmes und von Stein und beobachtete, wie das Luftschiff langsam um die Dunstwolke am Berghang herumschwenkte und sich dem Kraterkessel näherte, dessen steile Hänge von saftigem Grün bewachsen waren und in dessen Mitte zwei kleine Seen lagen. Holmes hatte Watson auf dem Arm und streichelte der Geisterkatze abwesend über das silbergrau schimmernde Fell. Von Stein hatte sich darüber aufgeregt, dass sich ein Tier auf seiner Brücke herumtrieb, und wenn es auch eins sein mochte, durch das man notfalls hindurchgreifen konnte, wenn es auf einer wichtigen Instrumententafel saß. Daraufhin hatte Holmes Watson überredet, zu ihm zu kommen, und mit diesem Kompromiss hatte sich der Hauptmann zähneknirschend einverstanden erklärt.
    »Was für ein verwunschener Ort«, bemerkte Lionida, während sie den Blick über die stille, menschenleere Landschaft schweifen ließ. Die Westseite des Vulkankessels war bereits in lange Schatten getaucht, doch das Wasser der Seen glitzerte noch im letzten Licht der untergehenden Sonne.
    »Unter gewöhnlichen Umständen fände ich das eine schöne Umschreibung«, knurrte von Stein. »Dieser Tage hoffe ich jedoch, dass er nicht allzu verwunschen ist. Die Männer brauchen Zeit zum Atemholen.«
    »Der Krater sieht doch erfreulich friedlich aus«, fand Holmes. »Wenn also kein Ungeheuer von Loch Ness diesen beiden Seen entsteigt … «
    Der deutsche Offizier warf ihm einen unbehaglichen Blick zu. »Malen Sie bloß nicht den Teufel an die Wand!«
    Die Magieragentin wechselte in die Wahrsicht und überprüfte den Kraterkessel erneut. Wie überall sonst während der letzten Tage war auch hier das Fadenwerk stärker in Bewegung, als es eigentlich sein sollte. An den grasbewachsenen Hängen wimmelte es wie in einem riesigen Ameisenhaufen. Aber sie fand keinen Hinweis auf magische Konzentrationen, die stark genug gewesen wären, um auf irgendeinen weiteren erwachenden Schrecken aus Sagen und Legenden hinzuweisen. »Der Krater ist sicher«, verkündete sie.
    »Dann werden wir dort jetzt landen«, sagte von Stein. Er wechselte vom Italienischen ins Deutsche und gab seinen Steuermännern entsprechende Befehle. Sanft neigte sich der Bug des Luftschiffs nach vorne und hielt auf den Boden zu, während die Gladius Dei sich gleichzeitig träge in eine halbkreisförmige Kurve entlang des

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