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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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sie. Gegen diesen Sog würde sie niemals ankommen. Nur noch ein Weg existierte, und dieser führte in den Abgrund hinein, der vor ihr aufklaffte. Mit einem wilden Kreischen stürzte sie kopfüber in die Tiefe und verschwand in den tosenden Fluten der gelb gleißenden Energien.
    25. April 1897, 22:38 Uhr GMT (19:38 Uhr Ortszeit)
    Mittelatlantischer Rücken, etwa 1600 Seemeilen vor der afrikanischen Küste
    Mit finsterer Miene starrte Duncan Hyde-White auf die Wahre Quelle der Magie. Es hatte ihn einiges an Mühe gekostet, seinen schweren, gepanzerten Leib vom Anlegeplatz der Nautilus an der felsigen Küste des Eilands, das ihr verblichener Kapitän Charles Gordon Bennett für Atlantis gehalten hatte, bis hierher zu schleppen. Weder die verwitterten, sandbedeckten Straßen zwischen den Gebäuderuinen des vor Tausenden von Jahren in den Fluten des Meeres versunkenen Stadtstaats noch die steilen und von mittlerweile vertrockneten Algen bedeckten Treppenstufen in der Flanke der gewaltigen, zentral gelegenen Pyramidenstruktur waren für die klobigen Eisenschuhe geeignet, die Wellingtons Schüler fest an den Füßen trug, seit er mit seinem Taucheranzug buchstäblich verschmolzen war.
    Doch Duncans schlechte Laune war nur zum Teil in der körperlichen Strapaze begründet, die längere Märsche für ihn bedeuteten. Viel mehr ärgerte ihn, dass es den Fischmenschen tatsächlich gelungen war, die ihnen von Wellington gestellte Aufgabe zu erfüllen, was Duncan der Möglichkeit beraubte, eines der abstoßenden Geschöpfe zu maßregeln. Bergeweise hatten sie Ziegel und Mauerwerk aus der untergegangenen Stadt geborgen und rings um die tosend in den Abendhimmel aufsteigende Magiequelle aufgetürmt. Duncan wusste nicht ganz genau, was Wellington mit all dem vorhatte, aber er nahm an, dass es etwas mit seinen Bestrebungen zu tun hatte, das ungebändigte Sprudeln der Quelle einzudämmen und sich diesen machtvollsten aller magischen Orte auf der Erde untertan zu machen.
    Wann wird der Meister hier eintreffen? , fragte ihn eine der Kreaturen, die einstmals Menschen gewesen waren, heute allerdings mit ihren riesigen Glubschaugen, der von feinen, silbrig schwarzen Schuppen bedeckten Haut und den Schwimmhäuten zwischen ihren breiten Händen und Füßen eher wie bizarre und nach altem Fisch stinkende Meeresbewohner aussahen. Hyde-White konnte sie nicht ausstehen, so nützlich und ergeben sie auch sein mochten.
    »Bald«, knurrte der gepanzerte Hüne. »Er ist noch beschäftigt.«
    Was wird er vollbringen, wenn er hierher zurückkehrt?
    »Das werdet ihr sehen, wenn es so weit ist. Und jetzt geht zurück an eure Arbeit!« Er machte eine unwirsche Handbewegung, und der ehemalige Hüter der Quelle, der jetzt nicht viel mehr als ein Sklave war, zog sich gehorsam zurück. Das Fischwesen sammelte seine Freunde, und zusammen machten sie sich einmal mehr an den Abstieg, um weiteres Baumaterial heranzuschaffen. Missmutig starrte Duncan ihnen nach. Er konnte gar nicht so genau sagen, warum er eine derartige Abneigung gegen die Fischmenschen hegte. Sie hatten ihm nichts getan, und sah man davon ab, dass sie bei ihrer ersten Begegnung versucht hatten, Wellington umzubringen, waren sie bisher auch verlässliche Verbündete gewesen.
    Möglicherweise lag es daran, dass sie ihm den Spiegel vorhielten: Genau wie er hatten sie einst ein normales menschliches Leben geführt, bevor sie durch die Kraft der Magie zu Monstern geworden waren – zu »einer Beleidigung für die Sinne«, wie Wellington sie mal seinem Schüler gegenüber bezeichnet hatte. Duncan schaute nicht mehr in den Spiegel, seit er selbst sich verwandelt hatte, aber ihm war klar, dass auch er alles andere als schön anzusehen war. Allein sein Zorn und seine immensen Kräfte sicherten ihm seinen Status in den Reihen des Neuen Morgens. Wäre ich so schwach wie ihr, müsste auch ich jetzt vor anderen im Staub kriechen , dachte er düster.
    In diesem Augenblick vernahmen seine geschärften Sinne hinter ihm ein schwaches Kreischen im Tosen der magischen Fluten, die aus der Quelle strömten. Es klang auf eine Art widernatürlich, die Duncan sofort in Alarmbereitschaft versetzte. Stampfend drehte er sich um und hob die massiven, in harte Greifklauen auslaufenden Arme abwehrbereit vor sich. In der gleichen Sekunde fiel ein geflügelter Körper vom Himmel und landete mit einer Wucht, als habe die Schwerkraft der Erde seinen Besitzer irgendwie unvorbereitet getroffen, keine zehn Schritte von Duncan

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