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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Experimente würde den gegenwärtigen Rahmen sprengen und unsere übrigen Mitstreiter nur langweilen.«
    Der Arzt neigte zustimmend den Kopf. »Dann freue ich mich auf ein späteres Gespräch.«
    Wellington gestattete sich ein hintergründiges Lächeln. »Ich möchte nur so viel vorausschicken, mein Freund. Der Trick ist ein lebendes Gehirn und … «
    In diesem Augenblick gewahrte er donnernde Schritte in der Andachtshalle, die rasch näher kamen. Er hielt inne. Einen Moment später schob sich Hyde-Whites massige Gestalt in den Türrahmen.
    Wellington setzte eine unwillige Miene auf. »Was soll die Störung, Hyde-White? Ich bin in einer Besprechung.«
    »Ich weiß, Meister. Aber da gibt es jemanden, mit dem Sie sich unterhalten sollten.«
    »Hat das nicht Zeit bis später?«, fragte der Lordmagier.
    »Ich denke nicht.«
    Unmerklich kniff Wellington die Augen zusammen. Er kannte Hyde-White gut genug, um zu wissen, dass er zwar leicht zu erzürnen, aber nicht leicht zu beunruhigen war. Jetzt allerdings lag ein deutlicher Hauch von Unruhe in seinem Auftreten. Irgendetwas gänzlich Unerwartetes musste sich zugetragen haben. Er wandte sich an seine Gäste. »Ich bitte um Nachsicht, aber mir scheint, als müssten wir dieses Gespräch vertagen. Bitte denken Sie über meine bisherigen Worte gut nach. Und denken Sie vor allem daran, dass nichts, was hier gesprochen wurde, zum gegenwärtigen Zeitpunkt dazu gedacht ist, diesen Raum zu verlassen. Ich vertraue also auf Ihr Stillschweigen.«
    »Selbstverständlich, Lord Wellington«, erwiderte Bowminster mit einer angedeuteten Verbeugung. »Rufen Sie einfach erneut nach uns, wenn Sie diese … Angelegenheit geklärt haben.« Der beleibte Adlige warf Hyde-White einen argwöhnischen Blick zu, den dieser gewohnt finster erwiderte.
    »Es war mir eine Ehre, mein Lord« , hauchte Miss Hollingworth zum Abschied.
    »Und mir eine Freude, Miss Hollingworth.« Wellington schenkte ihr ein Lächeln.
    »Bis später, Victor«, sagte Polidori. »Ich bereue nicht, zurückgekehrt zu sein. Mir scheint, dass Sie wahrlich im Begriff sind, Großes zu vollbringen.«
    »Ich hoffe, Ihre hohe Meinung von mir noch verbessern zu können.« Diesmal war das Lächeln echt.
    Dennoch verschwand es augenblicklich aus Wellingtons Miene, als seine Gäste gegangen waren. »Also, was gibt es, Hyde-White?«, wollte er wissen. »Dieses Gespräch war wichtig. Ich war soeben dabei, die Weichen für unsere Zukunft zu stellen.«
    »Trotzdem sollten Sie sich anschauen, was ich oben an der Quelle … gefunden habe.« Auf Hyde-Whites verzerrtem Gesicht blitzte ein freudloses Grinsen auf.
    »Schön, dann spannen Sie mich nicht weiter auf die Folter.«
    »Wie Sie wünschen, Meister.« Der silberne Koloss zog sich einen Schritt aus der Tür zurück, aber dann hielt er noch einmal inne. »Ich rate Ihnen nur das eine: Seien Sie vorsichtig. Sie ist sehr stark … auch wenn mir scheint, dass sie das selbst nicht weiß.«
    Der Erste Lordmagier quittierte diese Aussage mit einem stummen Heben der Augenbrauen.
    »Sie werden sehen.« Sein Schüler verschwand aus dem Türrahmen, und Wellington hörte ihn durch die Andachtshalle nach draußen stapfen. Mit einigen raschen Handbewegungen ließ Wellington alle heiklen Unterlagen auf dem Tisch in einer nahen Kiste verschwinden. Anschließend verschob er das mittig aufgestellte Möbelstück mit einer beiläufigen Geste in Richtung der hinteren Wand und ließ seinen Stuhl dahinterschweben, damit der Raum weniger einem Besprechungs- und mehr einem Arbeitszimmer glich. Er hatte sich kaum auf seinem Platz niedergelassen, als Hyde-White auch schon wieder auftauchte.
    »Hier ist sie, Meister.«
    Die Frau, die an dem stählernen Hünen vorbei den Raum betrat, war zweifellos eine ungewöhnliche Erscheinung. Im ersten Augenblick glaubte Wellington sich einer Chaosbewohnerin der Sphäre der Magie gegenüber: graue Haut, lederartige Schwingen und Augen so dunkel wie die Themse in einer mondlosen Nacht. Doch die Überreste ihrer Garderobe, die an die Modevorlieben der britischen Upper Class erinnerten, beruhigten ihn. Was immer dieser Dame widerfahren war, im Kern war sie menschlich – und mit Menschen wusste Wellington umzugehen.
    »Ich grüße Sie. Mein Name ist Lord Victor Mordred Wellington.« Er erhob sich und deutete eine höfliche Verbeugung an. Dabei warf er einen Blick in die Wahrsicht und sah Hyde-Whites Aussage bestätigt. Die Aura dieser Frau strahlte in der Tat enorme Stärke aus. Sie

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