Magierkrieg - Mithgar 07
Bestürzung weit aufgerissen. »Warum hat denn niemand überlebt?«
»Sie hatten keine Möglichkeit, Vorkehrungen zu treffen, als sie vor Sleeths Verwüstungen geflüchtet sind«, knurrte Bekki.
»Aber sie hätten doch Feuer machen oder Schutz suchen können, statt einfach so zu erfrieren!«
»Ach, Beau!«, meinte Tipperton, »hast du diesen tosenden Sturm vergessen, den blendenden Schnee? Hätten wir Bekki nicht bei uns gehabt, wir hätten selbst um unser Leben kämpfen müssen, und wir waren gut gegen die Kälte gerüstet.«
»Aye.« Phais lächelte Bekki an. »Es war Fortuna selbst, die uns mit der Gesellschaft dieses Drimm beschenkt hat.«
Bekki warf der Dara einen kurzen Seitenblick zu und starrte dann wieder auf die Straße. Offenbar irritierte ihn der Blick der Elfe.
Beau seufzte. »Ach, wohlan denn, aber es ist tragisch, dass so viele ein derartig schlimmes Ende gefunden haben.«
»Es ist nur ein weiteres Vergehen, für das sich Gyphon und seine Helfershelfer irgendwann zu verantworten haben werden«, erklärte Tipperton.
Loric sah Tipperton an. »Werdet Ihr immer noch von dem Verlangen nach Vergeltung getrieben, Kleiner?«
Tipperton schüttelte den Kopf. »Nein, Loric, aber trotzdem entsprechen meine Worte der Wahrheit.«
Loric nickte und sagte nichts mehr, während sie die Seestraße schweigend entlangritten.
Am nächsten Tag, dem kürzesten des ganzen Jahres, ließen sie die Erfrorenen endlich hinter sich und als in dieser Nacht der abnehmende silberne Mond am klaren Himmel stand, unterzogen sich Phais, Loric, Tipperton und Beau dem Elfenritus des Wintertages. Die Dara stand nach Norden ausgerichtet, und ihr gegenüber der Arlor und die Wurrlinge, die nach Süden blickten. Sie sahen sich an und Phais begann zu singen. Dann nahm Loric den Sprechgesang auf, in den überraschenderweise auch Tipperton, der Wurrling, harmonisch einfiel. Loric und Phais lächelten auf den Bokker herab, während Beau ihn erstaunt betrachtete.
In dem silbernen Licht des Mondes, das auf dem Schnee leuchtete, tanzten Phais, Loric, Tipperton und Beau die Schritte, die den Wechsel der Jahreszeiten symbolisierten.
Sie sangen und schritten langsam umher, folgten dem uralten Ritual, das bis in die Anfänge der Elfenrasse zurückreichte. Umhüllt vom Mondlicht und der Melodie und Harmonie und dem Kontrapunkt und den leise knirschenden Schritten im Schnee, begingen sie das Ritual, ernst und feierlich, doch aus vollem Herzen.
Schritt … Pause … Gewichtswechsel … Pause … Drehen … Pause … Schritt.
Gemächlich wechselten sich Schritt und Pause ab. Eine Stimme stieg an, zwei sanken herab, während sie eine eingängige Melodie aus dem Anfang der Zeiten sangen. Phais drehte sich, Loric und die Wurrlinge folgten ihr. Die Dara schritt an ihnen vorbei, der Alor blieb stehen, ebenso wie die Bokker. Kontrapunkt. Schritt … Pause … Schritt …
Alle waren vollkommen verloren in diesem Ritual … Schritt … Pause … Schritt.
Als der Ritus schließlich an sein Ende kam und die Stimmen verklangen, die Schritte langsamer wurden, bis alles ruhig und still war, standen die Lian und die Wurrlinge wieder wie am Anfang gegenüber, die Frauen nach Norden gewandt, die Männer nach Süden. Und als sie fertig waren, kam es ihnen vor, als wäre ihnen die schwere Bürde der letzten Tage von den Schultern genommen worden. Sie waren froh.
»Ich würde behaupten«, rief Beau atemlos, »dass wir fast wissen, wie es gemacht wird, stimmt's?«
Loric grinste, aber Tipperton schüttelte den Kopf. »O nein. Wäre Loric nicht gewesen, wir wären nur im Schnee herumgestapft.«
Beau grinste Loric an. »Trotzdem finden wir langsam hinein, oder nicht?«
»Aye«, erwiderte Loric. »Das tut Ihr, doch selbst wenn Ihr jeden Tag üben würdet, es kostete Euch sehr viel Zeit, bis Ihr Meister des Ritus werden würdet.«
»Wenn wir Zwerge wären, könnten wir es schneller beherrschen, hab ich recht?«, fragte Beau.
»Die Schritte, aye, aber den Sprechgesang, die Melodie, und ihre Verbindung mit den Schritten, das würde doch etwas mehr Zeit erfordern.«
»Da wir gerade von Zwergen sprechen«, meinte Tipperton und warf einen Blick über die spärlich bewaldete Lichtung. »Wo ist Bekki hingegangen?«
Phais streckte die Hand aus. Bekki stand auf einem Hügel in der Nähe und hatte die ausgebreiteten Arme zum Himmel gehoben. Sie hörten, wie er etwas sang.
»Was tut er da?«, erkundigte sich Beau.
»Das ist der Drimmen-Ritus zur Winternacht, eine
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