Magiermacht (Mithgar 05)
Bolki hatte honigbraunes Haar und haselnussbraune Augen, Vekk hatte auch braunes Haar, wenn auch dunkler als das von Bolki. Borns Haar war rötlich, und Ralk hatte dunkles, kupferbraunes Haar, in dem sich bereits die ersten grauen Strähnen zeigten. Die Augenfarbe der letzteren drei kannte Tipperton nicht, weil Loric mit ihnen die Ponys holen gegangen war, nachdem die beiden Wurrlinge und Phais mit den verletzten Zwergen zu ihrem Lager marschiert waren. Tipperton sah sie jetzt zum ersten Mal in einer friedlichen Umgebung, wo seine Aufmerksamkeit nicht vollkommen vom Kampf mit dem Gezücht in Anspruch genommen war.
Ralk blickte ins Feuer. »Es wäre für uns ebenso wenig gut, gefangen genommen zu werden, wie für die Grg. Trotzdem …« Er griff in seine Satteltasche und zog ein kleines Päckchen heraus, »wenn Ihr die Flammen ein wenig dämpft, können wir vielleicht einen guten Tee genießen.«
Loric grinste und griff nach dem Paket. »Vekk und Born und ich«, fuhr Ralk fort, »stehen Wache.« Er stand auf, drehte sich zu den genannten Zwergen herum und brummte: »Trekant!«
Sie gingen ohne weiteren Kommentar in drei verschiedene Richtungen davon.
Tipperton stand auf, ging zu den Ponys und sattelte sie ab. Phais gesellte sich zu ihm, und kurz darauf rieben sie die Tiere mit geflochtenen Grashalmen trocken.
»Eine Mission, die Euch bis nach Aven führt, hm?«
»Ja.« Loric nickte Ralk zu.
»Oh«, meldete sich Beau. »Da fällt mir ein …« Er griff unter seinen Kragen, zog das Lederband mit der Zinnmünze heraus und gab es Tipperton. Der seufzte, streifte sich das Band über den Kopf und verstaute die Münze unter seinem Wams.
Ralk beobachtete die Übergabe über den Rand seines Bechers hinweg und stellte diesen dann auf den Boden. »Über diese Mission mögt Ihr Stillschweigen bewahren, aber habt Ihr Neuigkeiten über das, was Ihr unterwegs gehört und gesehen habt?«
Loric verständigte sich durch einen kurzen Blick mit Phais. »Modru von Gron hat einen Krieg entfacht, um die Herrschaft über ganz Mithgar an sich zu reißen«, sagte sie dann.
»Modru«, grollte Ralk. »Ja, das wissen wir.« Er bedeutete Phais mit einer Handbewegung, dass sie fortfahren möge.
»Die Feste Challerain ist gefallen, und der Hochkönig Blaine ruft alle Freien Völker auf, sich zu vereinen und die Rûpt zurückzuschlagen.«
Ralk nickte.
»Wobei er die Wurrlinge vergessen hat«, maulte Beau, was ihm einen flüchtigen Seitenblick von Phais eintrug, die seine Bemerkung ansonsten jedoch ignorierte. »Eloran«, fuhr sie fort, »hat Kunde von der Hohen Ebene gebracht: Der Übergang von der Neddra nach Mithgar wurde verschlossen.«
Ralk sah sie erstaunt an.
»Adon hat das getan«, erklärte Loric, »um den Angriff der Rûpt aufzuhalten. Jedenfalls sagte das der Herold.«
Ralk ballte seine schwielige Faust. »Gut!«, knirschte er. »Obwohl es etwas spät kommt«, setzte er dann hinzu.
Beau sah ihn erschrocken an. »Nicht zu spät, hoffe ich.«
Ralk runzelte die Stirn. »Das kann ich nicht sagen.« Dann bat er Phais mit einem Blick, fortzufahren.
»Der Crestan-Pass«, sprach die Elfe weiter, »wird von einer Kriegshorde Modrus gehalten. Der Weg ist blockiert.«
»Ah, deshalb habt ihr diesen Weg gewählt, um nach Aven zu gelangen. Aber es gibt einen Pass über den Quadra …«
»Er ist ebenfalls versperrt, und Drimmenheim wird von den Rûpt angegriffen«, erklärte Phais. »Anscheinend hat sich Modru außerdem der Gefolgschaft eines Drachens versichert. Denn Skail von der Ödnis kam und hat die Drimma mit Feuer belegt.«
Ralk spie bestürzt aus. »Kraggen-cor steht unter Belagerung, und die Drimma werden von einem Drachen bedroht?«
»Von einer Kriegshorde und einem Drachen«, verbesserte ihn Loric.
»Kruk!«, entfuhr es Raggi. Der Zwerg sprang auf und marschierte wütend hin und her.
»Ka ta det?« Bolki schaute Raggi verblüfft an, der nur lange genug innehielt, um seinem Kameraden in leisen Worten die Neuigkeiten beizubringen. Woraufhin Bolki entsetzt keuchte.
»Der Gûnarschlitz wird von einer kleinen Rotte Rûpt bewacht, obwohl wir einige getötet haben, als wir ihren Belagerungsring durchbrachen. Der Weiler am Anfang des Schlitzes wurde zerstört, wie auch das Dorf Annory.«
»Könnte es sein«, mischte sich Beau ein, »dass dasselbe Gezücht, welches Stede niedergebrannt hat, auch für die Vernichtung Annorys verantwortlich ist? Wenn ja, haben wir wenigstens diejenigen gerächt, deren Leichen wir in dieser
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