Magiermacht (Mithgar 05)
die Treppe zum Obergeschoss und stiegen einige Stufen hinauf, damit sie den Raum überblicken konnten. Als die Männer sie erkannten, machten sie ihnen bereitwillig Platz.
Hinter dem Tresen stand Bürgermeister Prell und hämmerte mit einem Holzhammer wiederholt auf die Platte, während er verzweifelt um Ruhe bat. Vor ihm standen zwei Männer in Reitkleidung. Ihre Umhänge waren noch schneebedeckt.
Beau wandte sich an Tipperton. »Kennst du die beiden?«
»Der eine ist Willoby«, zischte Tipperton. »Ein Bauer aus der Nähe der Querlandstraße. Ich mahle sein Getreide. Der andere ist sein ältester Sohn, Harl ist sein Name, glaube ich.«
Während Beau nickte, wurde es plötzlich ruhig, und Prell legte mit finsterer Miene den Hammer beiseite. Dann sah er den Bauern und seinen Sohn an. »Wie viele?«
»Ohne die Rukha waren es fünf«, antwortete der Ältere.
Erneut wurden Wutschreie laut, die jedoch rasch verstummten, als Prell den Hammer erneut auf den Tresen sausen ließ.
»Was will dieses Gezücht denn so weit im Westen?«, schrie jemand aus der Menge.
Prell schlug erneut mit dem Hammer auf das Holz und brachte den Frager mit einem finsteren Blick zum Schweigen. Erneut sah er den Bauern und seinen Sohn an.
»Auf mich hat das wie ein Rückzugsgefecht gewirkt, Bürgermeister«, fuhr Willoby fort. »Zuerst haben wir einen Toten zwischen den niedergemähten Rukha gefunden …«
Tipperton sog vernehmlich die Luft ein und sah Beau an. Der hatte die Augen weit aufgerissen, schwieg jedoch, als Willoby weiter sprach. »… und eine oder zwei Meilen später den Nächsten, und so ging es immer weiter, den Wildberg entlang, tote Rukha und Lökh und ebenso tote Menschen. Zerstückelt. Und ihre Pferde waren ebenfalls getötet worden.
Als die Nacht anbrach, haben wir die Suche abgebrochen und sind hierher geritten, weil wir dem Ruf zu den Waffen folgen wollten. Außerdem glaubten wir, dass diese ganzen Toten vielleicht auch etwas mit Gabelhain zu tun haben könnten.«
»Vor allem wegen des Signalfeuers«, fügte Harl hinzu.
Der Bürgermeister schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass …«
»Ach, noch etwas!«, unterbrach Harl ihn. »Einige dieser Reiter sind auf Pferden des Hochkönigs geritten.«
Die Anwesenden sogen hörbar die Luft ein, und ein aufgeregtes Murmeln bereitete sich aus. Wieder sahen sich Tipperton und Beau an, während Bürgermeister Prell mit dem Hammer für Ruhe sorgte.
»Glaubst du …«, begann Tipperton, verstummte jedoch, als allgemeines Schweigen einkehrte und die Leute zuhörten, wie Prell den Bauern befragte. »Seid Ihr sicher, Willoby? War es König Blaines Brandzeichen?«
»Es war die Krone, ganz sicher«, bestätigte der Bauer. »Jedenfalls auf den Pferden, die erschlagen worden waren.«
Als würde er von ihren Augen angezogen, begegnete Prells Blick dem von Beau und Tipperton, die auf den Stufen seitlich vom Tresen saßen. Mit einem Seufzer sah der Bürgermeister wieder Willoby und seinen Sohn an. »Also waren es mindestens sechs Männer, denn ein weiterer wurde draußen vor der Mühle umgebracht.«
Wieder murmelten die Versammelten, doch zwei Stimmen erhoben sich deutlich über dem Gewirr.
»Heda, Bürgermeister, was hatten die Männer des Königs denn wohl hier draußen zu suchen?«
»Vielleicht hat das alles ja etwas mit dem Signalfeuer am Leuchtfeuertor zu tun!«, rief ein anderer.
Wilde Spekulationen machten die Runde, und etliche Leute äußerten lautstark ihre Vermutungen. Bürgermeister Prell hörte eine Weile nachdenklich zu, bis er wieder seinen Hammer zur Hand nahm.
»Möchtet Ihr noch etwas hinzufügen?«, fragte er Willoby und seinen Sohn. Die beiden sahen sich an und zuckten nur mit den Schultern. »Gut, dann wäre das fürs Erste alles.«
Dann wandte sich Prell an die ganze Versammlung. »Männer, über das, was hier vorgeht, können wir im Augenblick nur spekulieren. Wenn mein Junge mit Nachrichten vom Leuchtfeuertor zurückgekehrt ist, werden wir vielleicht wissen, was zu tun ist und wohin wir gehen sollen. Möglicherweise werden wir dann auch erfahren, was die Rukha und ihresgleichen hier im Wildland zu suchen haben. Bis dahin bleibt uns nur übrig, wachsam zu sein. Ich möchte, dass Ihr jetzt zu den Ställen geht und Euch ausruht. Alle, bis auf diejenigen, die zum Wachdienst eingeteilt sind. Wenn etwas passiert, wird jemand den Feuergong schlagen. Dann formieren wir uns und treten jedweder Herausforderung oder Gefahr entgegen. Irgendwelche
Weitere Kostenlose Bücher