Magiermacht (Mithgar 05)
schliddernd bereiteten sie ihre Pferde für die Weiterreise vor, wobei sie sich bemühen mussten, nicht ständig zu fallen.
»Wir müssen sie am Zügel führen«, erklärte Tipperton. »Denn wenn sie den Halt verlieren und mit uns stürzen, werden sie sich nicht nur ihre eigenen Beine brechen. Übrigens, du weißt doch, wie man Knochenbrüche schient, oder? Du kannst dich nämlich darauf verlassen, dass du deine Fähigkeiten bald unter Beweis stellen kannst, wenn ich mir die Gegend hier so anschaue.«
Beau stöhnte. »Ich habe schon den einen oder anderen Knochen geschient, Tip, aber es wäre mir lieber, wenn ich unter diesen Umständen darauf verzichten könnte. Also pass auf. Am besten geht man mit kleinen Schritten über Eis.«
»Sag das lieber den Ponys«, knurrte Tipperton.
Kurz darauf waren die Pferde gesattelt. Tipperton sah sich um. »Also, Wurro, brechen wir auf.«
Sie gingen vorsichtig und mit kleinen Schritten, wie Beau es empfohlen hatte, zur Straße hinunter. Die Ponys rutschten zwar gelegentlich mit ihren Hufen auf dem Eis aus, folgten ihnen aber gehorsam.
Sie kamen nur langsam über die Querlandstraße voran, weil sie sich so vorsichtig vorwärts bewegen mussten. Die Ponys staksten langsam Schritt für Schritt weiter, während die Wurrlinge über das Eis schlidderten und selbst die kleinsten Neigungen der Straße hinabrutschten. In dem hügeligen Gebiet bildeten die Anhöhen die größten Hindernisse, ganz gleich, ob die Bokker sie hinauf- oder hinabsteigen mussten. Gelegentlich konnten sie durch den Wald gehen und kamen dann etwas schneller voran, denn hier fanden sie durch die Zweige am Boden und das Unterholz ein bisschen mehr Halt. Die Hufe der Ponys brachen zwar durch die dünne Schicht, aber die Füße der leichteren Wurrlinge nicht. Manchmal jedoch kamen sie jedoch nur auf der Straße weiter, weil steile Abhänge oder Felsbrocken im Wald ihnen den Weg versperrten oder das Dickicht einfach undurchdringlich war. Außerdem war es gefährlich, die Straße zu verlassen, denn gelegentlich gab ein großer Baum unter der Eislast nach und stürzte donnernd um. Dann flog das Eis in der Gegend herum wie zerschmetterte Glasglocken und der Lärm hallte durch die eisige Kälte.
Sie schafften von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nur zehn Meilen.
»Himmel«, sagte Beau mit matter Stimme, »ich bin zwar vollkommen erledigt, aber können wir nicht einfach weitergehen? Es kann doch nicht mehr so weit bis zum Ende des Waldes sein, oder?«
»Noch zehn Meilen, würde ich sagen«, antwortete Tipperton. »Aber es hat uns den ganzen Tag gekostet, so weit zu kommen, und es würde die ganze Nacht dauern, bis wir den Waldrand erreicht haben. Außerdem ist es einfach zu gefährlich, in der Dunkelheit zu reisen, und ich bin zu erschöpft, um auch nur einen Schritt weitergehen zu können.«
Als die Sonne im Westen unterging, schlugen sie nördlich der Straße ihr Lager auf. Sie waren vollkommen ausgelaugt und hofften inständig, dass ihnen kein Baum auf den Kopf fallen würde. Tipperton übernahm die erste Wache. Es gelang ihm nur mit Mühe, die geschätzten acht Kerzenstriche lang wach zu bleiben, während er den Sichelmond betrachtete und die funkelnden Sterne zählte.
Beau folgte seinem Beispiel.
Tippertons zweite Wache näherte sich gerade ihrem Ende, als die angebundenen Ponys plötzlich unruhig wurden. Sie rissen die Augen weit auf und blähten die Nüstern. Tipperton starrte im dürftigen Licht der Sterne angestrengt in das dichte Unterholz, aber er konnte weder etwas hören noch sehen. Trotzdem weckte er Beau und legte ihm einen Finger auf die Lippen.
»Was …?«
»Leise!«, zischte Tipperton. »Die Ponys wittern etwas. Mach deine Schleuder fertig.«
Tipperton legte einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens, trat hinter einen Baumstamm und wartete.
Die Ponys stampften immer noch unruhig auf dem Eis hin und her, und ihr Atem bildete kleine Wolken, als sie schnaubten.
Beau schlich zu einem Baum gegenüber von dem, hinter dem Tipperton stand. Er hatte einen Stein in die Schleuder gelegt und hielt sie nun wurfbereit in der Hand.
Jetzt hörten es auch die beiden Wurrlinge. Etwas Schweres, Massiges näherte sich aus dem Unterholz. Das Eis unter den Schritten des Wesens krachte und brach.
Die Ponys wieherten schrill und trampelten vor Furcht hin und her. Ihre Hufe klapperten laut auf der gefrorenen Erde. Eines riss sich los, wirbelte herum und wollte weglaufen, aber es rutschte aus und gab ein
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