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Magiermacht (Mithgar 05)

Magiermacht (Mithgar 05)

Titel: Magiermacht (Mithgar 05) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. Mc Kiernan
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ist. Vermutlich wurde sie uns von Adon oder Elwydd verliehen. Die Gabe des Abschiednehmens.«
    Beau verknotete den Verband und sah Loric dann skeptisch an. »Ich verstehe das nicht. Meint Ihr eine Art Testament?«
    Loric seufzte. »Die Todesbotschaft ist eher eine letzte Nachricht. Wenn der Tod einen von uns Elfen überkommt, übersenden wir Gefühle, Visionen, Worte an einen Geliebten, ganz gleich, wie groß die Entfernung sein mag oder auf welcher der beiden Ebenen wir uns gerade befinden.«
    »Klingt mehr nach einem Fluch als nach einer Gabe«, bemerkte Beau.
    »Nay, mein Freund, es ist kein Fluch«, widersprach Loric. »Eher eine letzte Berührung der Seelen.«
    Phais musste sichtlich die Tränen zurückhalten. Sie holte tief Luft und schlenderte zum Rand des Waldes.
    Beau war damit fertig, Loric zu verbinden, und trat zurück. »So, das war alles. In zwei Tagen kontrolliere ich die Wunde noch einmal. Und jetzt trinkt den Güldminzetee, denn wir wissen ja nicht, ob der Pfeil der Rukhs vergiftet war.«
    Loric antwortete nicht, sondern sah Phais hinterher.
    Beau wedelte mit der Hand vor seinen Augen. »Habt Ihr mich gehört, Lord Loric?«
    Loric zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. »Nay, Herr Beau. Ich war mit meinen Gedanken woanders.«
    »Ich sagte, trinkt den Güldminzetee, weil wir nicht wissen, ob der Pfeil der Rukhs vergiftet war.«
    Loric nickte, nahm den Becher mit dem heißen Tee und trank in kleinen Schlucken.
    Beau wusch sich gründlich die Hände und trocknete sie ab. »Meine Tante Rose sagte immer, dass das Gezücht ohne Herz geboren wird, deshalb wären sie so hinterlistig und grausam und … sie hat sie mit tausend Eigenschaften belegt, und keine davon war besonders anziehend.«
    »Eure Tante Rose war ein kluger Waerling, Herr Beau. Die Rûpt empfinden von Natur aus kein Mitleid und haben auch kein Gewissen. Gyphon hat sie absichtlich so erschaffen.«
    »Aber warum? Warum hat er sie so gefühllos gemacht?«
    »Das ist nur ein Zeugnis seines eigenen Wesens. Ihm zufolge sollen die Starken von den Schwachen nehmen, die Mächtigen von den Machtlosen, die Verschlagenen von den Unschuldigen.«
    »Reizend!« Beau packte seine Instrumente wieder ein und verschloss seinen Medizinranzen. »Wo wir gerade vom Gezücht sprechen, glaubt Ihr, dass es uns heute Abend überfallen wird?«
    Loric zuckte mit den Schultern und verzog sofort schmerzerfüllt das Gesicht. »Nay. Die Rotte, die wir gesehen haben, ist bereits sehr weit gelaufen und wird uns vermutlich nicht mehr verfolgen. Und jene, denen wir an der Furt entkommen sind, werden ihre Wunden lecken. Sie werden es sich gut überlegen, ob sie uns jagen. Immerhin haben wir fast ein Dutzend von ihnen tot zurückgelassen …«
    »Ein Dutzend?« Beau war verblüfft.
    »Ja, ungefähr. Einige wurden von Eurer Schleuder getötet, andere von Herrn Tippertons Pfeilen oder den Hufen der Pferde. Zwei oder drei fielen unseren Schwertern zum Opfer.«
    »Meiner Treu!« Beau schaute unwillkürlich auf seine Hände, als erwarte er, dass sie mit Blut besudelt seien.
     
    Unter dem Licht des Sichelmondes schlenderte Phais zu der Stelle, an der Tipperton Wache hielt, und setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm.
    Der Wurrling blickte auf. »Wie geht es Loric?«
    Phais holte tief Luft. »Herr Beau hat die Wunde mit einer Salbe behandelt, die mit Güldminze vermischt war, um jedes Gift zu kurieren, das an dem Pfeil gehaftet haben mag. Loric wird eine Weile Schmerzen leiden, aber das geht schnell vorüber.«
    »Gut.« Tipperton atmete erleichtert auf. »Ich habe mir große Sorgen gemacht.«
    »Ich auch«, antwortete die Elfe.
    Sie ließen eine Weile schweigend ihre Blicke über das Land schweifen. »Ich glaube«, meinte Tipperton schließlich, »mein Herzschlag beruhigt sich allmählich wieder.«
    Phais drehte sich herum und setzte sich neben den Wurrling.
    »Himmel, aber unheimlich war es schon«, fuhr Tipperton fort, der die Gegenwart der Elfe seltsam tröstlich fand. »Obwohl ich es in dem Moment gar nicht bemerkt habe. Erst hinterher, als wir entkommen sind, hatte ich Zeit, darüber nachzusinnen, wie knapp wir dem Tod entronnen sind.«
    »So soll es sein, Herr Tipperton. Man mag vor der Schlacht Furcht verspüren und auch danach, aber währenddessen gibt es nur Handeln und Reaktion.«
    »Ihr hattet auch Angst?«
    »Sicherlich, und genau wie Ihr: Davor und danach, aber nicht während des Kampfes.«
    Sie schauten über die Straße in Richtung der Hâth-Furt, die etwa

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