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Magiermacht (Mithgar 05)

Magiermacht (Mithgar 05)

Titel: Magiermacht (Mithgar 05) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. Mc Kiernan
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fünfzehn Meilen entfernt lag. »In meiner Jugend habe ich Krieger gespielt«, fuhr Tipperton fort. »Ich habe schöne Damen gerettet und mörderische Kreaturen besiegt und dergleichen. Aber jetzt habe ich nicht mehr das geringste Verlangen danach. Ich habe insgesamt fünf Pfeile abgeschossen, aber ich weiß nicht genau, ob auch nur ein einziger sein Ziel getroffen hat.«
    »Eure Worte erinnern mich an meinen ersten Kampf«, erwiderte Phais lächelnd. »Damals konnte ich mich auch nicht an die Zahl der Feinde erinnern, die ich getötet hatte.«
    »Nicht?«
    »Es war nach dem ›Fällen der Neun‹. Ich war bereits seit einigen Jahreszeiten Beraterin des Hochkönigs Bleys. Als die Kunde von der Zerstörung der Greisenbäume zu mir drang, war ich außer mir vor Zorn. Doch damals mussten wir uns gerade mit einer Blockade der Kistanier im Avagonmeer herumschlagen. Nachdem sie besiegt worden waren, bat ich um meine Entlassung, um den Lian vom Darda Galion dabei zu helfen, den Rûpt eine Lektion zu erteilen. König Bleys und ein Zug der Königsgarde begleiteten mich. Wir ritten zum Grimmwall nördlich von Drimmenheim, denn dort fand die Schlacht damals statt. Wir gesellten uns zu Coron Aldors Regiment, und kurz danach stieß eine Kompanie auf einen Stützpunkt der Rûpt. Wir haben ihren Anführer gestellt, ihren Cham, und ihm die Überreste seiner Gefolgsleute gezeigt. Wie ein Narr entschied er sich dennoch für den Kampf. Nach der Schlacht hat man mir gesagt, dass ich allein zwölf Feinde mit meinem Bogen niedergestreckt hätte. Ich selbst konnte mich nur an zwei erinnern.«
    »Ihr wart zu sehr damit beschäftigt, Pfeile aufzulegen und zu feuern, stimmt's?«
    »Ganz recht, Herr Tipperton. Ich hatte keine Zeit, mich lange umzusehen. Seit dem weiß ich, dass man in der Hitze der Schlacht gewöhnlich vieles vergisst.«
    Tipperton hob seinen Bogen auf und betrachtete ihn im Licht der Sterne. Dann schüttelte er sich. »Ich erinnere mich nur an den einen, den ich in den Hals getroffen habe. Von den anderen weiß ich nichts mehr, Lady Phais. Gar nichts.«
    Phais legte dem Wurrling den Arm um die Schultern und drückte ihn kurz an sich.
    Erneut schwiegen sie. Irgendwo schrie eine Eule, der eine andere von weiter weg antwortete.
    »Dort habe ich Alor Loric getroffen«, meinte Phais schließlich.
    »Dort? In der Schlacht?«
    »In dem Regiment, das die Vergeltung zu den Rûpt brachte.«
    »Ah, Ihr meint das Elfenregiment, welches die Rukhs verfolgt hat?«
    »Als ich ihn das erste Mal sah, wusste ich, dass ich ihn liebte. Doch er war damals mit einer anderen zusammen.«
    »Mit einer anderen«, wiederholte Tipperton überrascht.
    Obwohl er keine Frage gestellt hatte, antwortete Phais.
    »Ilora war ihr Name, damals eine Bardin wir Ihr. Doch der gemeinsame Grund, auf dem sie beide liefen, wurde immer kleiner, bis sie schließlich getrennte Wege gingen. Ilora folgte dem Ruf ihres Herzens zu den Glockenspielern in den Tempeln des fernen Osten, er lernte alles über Pferde auf den Steppen von Jord.
    Nach seiner Zeit in Jord, nach fünfhundert Sommern, kam er ins Ardental. Dort trafen wir uns wieder. Und er stellte fest, dass unser beider Herzen im Gleichklang schlugen, was ich schon die ganze Zeit gewusst hatte.«
    Tipperton seufzte. »Ich wünschte, ich würde die Dame meines Herzens finden.«
    »Vielleicht werdet Ihr das, Herr Tipperton. Vielleicht werdet Ihr das noch.«
    Sie lauschten noch eine Weile den Eulen, die schließlich verstummten. Nur das leise Rauschen des Windes war zu hören. »Eure Wache ist zu Ende, Herr Tipperton«, sagte Phais schließlich. »Zeit, Euch schlafen zu legen.«
    Tipperton seufzte, stand auf und ging zum Lager. Doch da rief Phais ihm leise nach: »Wisset dies, mein Freund, ich sah nur drei von Euren fünf Pfeilen fliegen, doch sie alle trafen ihr Ziel.«
     
    Kurz nach Tagesanbruch wurde Tipperton von einem feuchten Nieselregen geweckt. Doch mit dem fortschreitenden Tag verstärkten sich auch der Regen und der Wind. Sie hatten die Kapuzen aufgesetzt und ritten durch den Wolkenbruch in den Gûnarschlitz, den Eingang zu der gewaltigen Gûnarringschlucht. Sie bildete einen Pass durch den Grimmwall und verband so die Länder Rell und Gûnnar miteinander. An dieser Stelle änderte auch das Grimmwall-Massiv seine Richtung. Auf der einen Seite der Schlucht verlief es nach Westen, auf der anderen nach Norden.
    Sie ritten den ganzen Tag in dem tosenden Sturm durch die Schlucht, die an ihrer schmalsten Stelle sieben

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