Magiermacht (Mithgar 05)
Meilen breit war, und siebzehn an ihrer breitesten. Die blanken Felswände der Berge stiegen steil an, als wären sie mit der Axt hineingeschlagen worden. Der Boden der Schlucht war bewaldet, obwohl die vier auch gelegentlich längere Zeit über blanken Stein ritten. Sie folgten der Straße, der Gapstraße, die fast fünfundsiebzig Meilen durch die Gûnarringschlucht verlief. Nach einem Drittel des Weges schlugen die vier in gutem Abstand von der Straße ein Nachtlager zwischen einigen Bäumen auf.
Es regnete immer noch, und der Wind blies ebenfalls. Die hohen Felswände der Schlucht wirkten wie ein Schlot.
Loric errichtete ein Zeltdach, während Phais die Pferde versorgte. Aber das notdürftige Dach vermochte kaum, die wirbelnden Regenschauer abzuhalten.
Am nächsten Tag regnete es immer wieder, und auch in den kurzen Pausen hingen schwere Wolken drohend am Himmel.
»Meiner Treu«, meinte Beau, als der Regen einmal kurz aussetzte, »ich wünschte, wir hätten Ponys.«
»Oder wenigstens noch ein anderes Pferd«, meinte Tipperton. »Ich habe nichts dagegen mit dir zu reiten, Beau, aber sollte das Gezücht uns erneut überfallen, behindere ich dich gewiss im Umgang mit der Schleuder.«
»Wir würden uns gegenseitig behindern, Wurro«, sagte Beau. »Du hast recht, ein zweites Pferd käme uns wahrlich sehr gelegen. Zu schade, dass meines den schwarzen Pfeilen zum Opfer gefallen ist.«
»Ach, so ist das passiert?«
»Ja, die Pfeile sind direkt hinter der Vorhand in seinen Leib eingedrungen.«
»Also wurde es ins Herz getroffen?«
Beau nickte. »Vermutlich. Es muss den Pfeil abbekommen haben, als wir gerade ihre Linie durchbrochen haben. Ich glaube, es ist noch zwanzig Schritt gelaufen, bevor es zusammenbrach. Aber ich war zu sehr damit beschäftigt, die Schleuder zu laden.«
»Du auch? Mir ging es genauso, Beau. Ich habe die ganze Zeit nur daran gedacht, meine Pfeile abzuschießen. Ich weiß nicht einmal, wie viele Rukhs ich getroffen habe. Phais meinte, das wäre ganz normal.«
Beau seufzte. »Ich erinnere mich nur an den Hlök, den ich als Letztes getötet habe. Loric hat gesagt, wir alle zusammen hätten fast ein Dutzend Feinde getötet, und seinen Worten zufolge haben deine Pfeile und meine Bleigeschosse dabei den Hauptteil erledigt.«
»Bei Adon!«, hauchte Tipperton. »Wir sind schon ein blutrünstiges Paar, wir beide, was?«
»Sag so etwas nicht, Tip!«
Im selben Moment setzte erneut der kalte Regen aus den grauen Wolken ein.
Sie lagerten an diesem Abend in einem dichten Wäldchen weitab von der Straße.
»Noch ein Tag, dann sollten wir das Ende des Schlitzes erreicht haben«, erklärte Loric, als er Dörrfleisch und Mian verteilte.
»Gibt es in der Nähe des Ausgangs eine Stadt?«, erkundigte sich Beau. »Ich würde gerne wieder einmal in einem richtigen Bett schlafen und ein heißes Bad nehmen.«
»Ja. Stede liegt etwa einen Werst entfernt. Es ist jetzt zwar nur noch ein Weiler, aber einst war es eine bedeutende Stadt. Damals, als die Handelskarawanen noch durch Rell reisten.«
»Und? Gibt es dort noch eine Herberge?«
Loric lächelte. »Vielleicht, kleiner Mann, vielleicht.«
»Falls nicht«, fügte Phais hinzu, »wird uns sicherlich einer der Dorfbewohner freundlich aufnehmen.«
»Ich könnte wirklich ein Bier gebrauchen«, erklärte Tipperton. »Nach dem Bad und vor dem Bett.«
»Ich hoffe, wir können dort ein Pferd kaufen«, meinte Loric. »Und neue Vorräte beschaffen. Wir haben viele nützliche Dinge verloren, als unser Packpferd getötet wurde.«
»Ja, sicher, ein Pferd wäre nicht übel. Aber erst ein Bad, ein Bier und ein Bett, wenn es Euch nichts ausmacht«, meinte Beau.
Bei diesen Worten öffneten sich die Himmelsschleusen erneut und überzogen die Gefährten mit einem Regenguss.
Am nächsten Tag nieselte es ebenfalls, und feiner Dunst stieg im Schlitz auf.
»Himmel«, sagte Beau. »Selbst wenn wir kein Bad, kein Bier und kein Bett bekommen, würde es mir schon genügen, endlich Schutz vor diesem Regen zu finden.«
»Wirklich«, stimmte Tipperton ihm zu. »Ich wäre schon froh, einfach nur an einem Feuer sitzen zu dürfen.«
»Mit einem heißen Tee.«
»Und einer Suppe.«
»Oder einem Eintopf.«
»Hauptsache warm«, erklärte Tipperton, als der kalte Wind wieder auffrischte.
»Meiner Treu!«, stieß Beau hervor. »Was ist denn hier passiert?«
Sie waren abgestiegen und betrachteten die geschwärzten Ruinen im schwachen Licht des zur Neige gehenden
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