Magietochter
sich zu verteidigen und nicht selber zu sterben, so musste
es sein.
Als ich nichts erwiderte, musterte Bari mich erneut.
»Es waren drei Männer. Wölfe. Als sie merkten, dass ich ein Mensch war,
folgten sie mir in mein Gemach und wollten mich zu ihrer Sklavin machen. Du
kannst dir sicherlich vorstellen, was sie mit mir angestellt hätten?! Also
tötete ich sie. Danach musste ich natürlich fliehen…Eldoras kam mit mir und
Kogan, Liv und Dalan erfüllten unseren damaligen Auftrag ohne uns.« Sie sprach
sehr ruhig und sachlich und ich errötete. Sie bemerkte mein Unbehagen, deutete
es aber falsch.
»Mach dir keine Sorgen, sicherer als mit uns kannst du in den
Wolfsgebieten eigentlich nicht reisen!« Ich lächelte sie dankbar an. Dann kam mir
noch eine andere Frage in den Sinn.
»Wie merken die Wölfe denn, dass wir Menschen sind?« Bari seufzte ehe
sie antwortete.
»Naja, rein äußerlich unterscheiden wir uns nur durch unsere Zähne
voneinander, doch die Sinne der Wölfe sind ausgeprägter als die von uns
Menschen. Sie riechen uns.« Verblüfft starrte ich sie an. Bari zuckte mit den
Schultern, verdrehte die Augen.
»Und wieso dann die Mäntel? Bringen sie überhaupt irgendetwas?«
»Soweit ich weiß nicht wirklich. Bei Liv und Eldoras verdecken sie das
Aussehen, außerdem können die Wölfe sie irgendwie nicht riechen…doch bei uns
wüsste ich nicht was sie bringen sollten…« So absurd es auch war, aber
plötzlich wünschte ich mir Kogan wäre wieder hier. Ich zweifelte zwar nicht im
Geringsten daran, dass die anderen mich auch beschützen würden, aber mit Kogan
würde ich mich noch sicherer fühlen…
Was waren das für Gedanken? Ich versuchte das Bild von hellgrünen,
gelben Augen aus meinem Kopf zu verdrängen, während ich mit Bari zu Liv und
Eldoras ging, die es sich inzwischen auf einem am Boden liegenden Baumstamm
gemütlich gemacht hatten. Langsam wurde es dunkel und der Nebel um uns herum
verstärkte die Dunkelheit noch. Wir setzten uns zu ihnen. Dann warteten wir.
Es wurde schnell kühler. Jetzt war ich doch froh über meinen Umhang der
mich warm hielt, denn für ein Feuer war es zu gefährlich. Jemand hätte uns
entdecken können. Bari kuschelte sich an Eldoras, der es sich nur allzu gerne
gefallen ließ. Sie unterhielten sich leise. Liv hing ihren eigenen Gedanken
nach, also tat ich dasselbe.
Es gab so vieles, worüber ich nachdenken musste. Wie es Belladonna wohl
ging? Ob sie sich schon eine neue Sklavin gesucht hatte? Nein, an sie wollte
ich jetzt nicht denken, ich würde früh genug wieder bei ihr sein…
Ich stellte mir in Gedanken die Gesichter von Bari, Liv, Dalan und
Eldoras vor. Sie waren die ganze Zeit so freundlich zu mir gewesen und hatten
mich herzlich aufgenommen. Sie waren unbeschwert und machten Späße miteinander.
Lachten und hatten keine Sorgen. Ich sah sie so, wie ich sie kennengelernt
hatte. Dann versuchte ich sie mir als eiskalte Mörder vorzustellen…und konnte
es nicht.
Bari, wie sie drei Männer auf einmal tötete? Nein. Sie war doch so
klein und zierlich, wie konnte sie es da mit drei Männern aufnehmen?
Eldoras, der mir so glücklich von seiner Kindheit erzählt hatte? Nein.
Konnte er überhaupt einer Fliege etwas zuleide tun?
Dalan, der immer ruhig und sachlich blieb, egal in welcher Situation?
Nein. Wie sollte man mit seiner Ruhe kämpfen können?
Liv, die sich so liebevoll um mich gekümmert hatte, als ich verletzt
war? Nein. Konnte jemand der Menschen heilt, auch Menschen töten?
Doch ich sah auch ihre Waffen, die sie stets bei sich trugen, ich hatte
sie beim Training gesehen, schnell und präzise waren sie vorgegangen. Sie
kannten nichts anderes, waren schon als Kinder zum Töten ausgebildet worden.
Und doch wollte ich es erst mit eigenen Augen sehen, bevor ich es richtig
glauben konnte.
Kogan…er hat mir von Anfang an bewiesen, wozu er fähig ist. Neben den
Verletzungen war er auch kurz davor gewesen mich zu töten. Er war so anders als
die anderen, bei ihm kannte ich nur diese mörderische Seite, mit Ausnahme
einiger Momente…
Ich erinnerte mich an Livs Worte »Es hat uns gewundert, dass du
überhaupt noch am Leben bist«. Hatte er etwa jeden Menschen getötet, dem er in
seinem Leben begegnet war? Frauen, Kinder? Das konnte doch nicht sein,…oder?
Ich schauderte.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich auf meine Handflächen starrte. Und
erstarrte, als mir ihr Anblick bewusst wurde. Sie glühten rötlich, nur ganz
leicht, nicht so wie bei dem
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