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Magietochter

Magietochter

Titel: Magietochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Bruns
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nichts davon mitbekam.
    Die vielen Menschen, die auf dem Steg umherrannten sahen aus dieser
Entfernung aus wie Ameisen und doch vernahm man ihre Rufe und ihr Lachen bis
hierher. Fässer und Kisten wurden hastig zu den Schiffen getragen, Anweisungen
wurden gebrüllt und ich entdeckte einen Kampf zwischen zwei Männern, die von
ihren Kammeraden angefeuert wurden.
    Das Wasser war still und rührte sich nicht. Nebelschwaden hingen über
dem dunklen, trüben Abgrund und versperrten die Sicht auf das freie Wasser
hinter der Bucht. Es wirkte irgendwie geisterhaft. Wann hatte sich das Wetter
so verschlechtert?
    Liv, Bari und Eldoras waren bereits abgestiegen und sattelten ihre
Pferde ab. Sie hatten ihre Umhänge umgebunden und die Kapuzen tief ins Gesicht
gezogen. Ich merkte, wie Kogan hinter mir etwas aus seinen Fellen wühlte. Wir
saßen immer noch auf Talas Rücken, er hatte mir Zeit gegeben die Stadt unter
uns zu betrachten und mir einen Überblick zu verschaffen.
    Seit dem Vorfall mit den Lichtfressern war es, als wäre der Kogan den
ich kannte verschwunden und durch seinen Zwillingsbruder ersetzt worden. Er war
in den letzten Stunden sehr höflich mit mir umgegangen, hatte mir wie
selbstverständlich immer wieder seine Fellflasche und getrocknetes Fleisch
gereicht.
    Auch jetzt als er mich ansah und mir meinen Umhang reichte, lagen kein
Hass und keine Wut in seinem Blick. Seine grünen Augen fesselten mich einen
Moment ehe ich mich hastig in den Umhang hüllte. Mir fiel auf, dass sie heller
waren, ohne die vielen Schatten glühten sie jetzt förmlich. Helles, kräftiges
Grün, mit kleinen gelben Sprengseln darin.
    Ich wollte gerade von Tala absteigen, da hielt er mich zurück.
    »Warte Elvin, setz deine Kapuze auf.« Verwirrt runzelte ich die Stirn.
So kalt war es doch nicht, dass ich sie aufsetzen musste…
    »Glaub mir, du willst nicht wissen, was diese Typen dort unten«, er
zeigte mit der Hand Richtung Drachental, »mit euch Menschen anstellen. Es hat
seinen Grund, wieso nur Dalan und ich zum Drachental aufbrechen! Zieh die
Kapuze auf, so erkennt man nicht zwingend, dass du ein Mensch bist.« Ich
blinzelte bei seinen Worten, beinahe klang er sogar ein bisschen besorgt, aber
das musste ich mir eingebildet haben.
    Ehe ich reagieren konnte, hatte er schon meine Kapuze ergriffen und sie
mir, für seine Verhältnisse, vorsichtig über den Kopf gezogen. Unsere Blicke
trafen sich erneut als seine Hand unabsichtlich meine Wange streifte. Schnell
zog er sie zurück, doch sie hinterließ trotzdem eine warme Spur auf meiner
Haut. Ich schluckte. Jetzt war es höchste Zeit für mich abzusteigen!
     
    Ich half Bari beim Absatteln.
    »Ist es nicht gefährlich, wenn sie Dalan sehen? Immerhin ist er
offensichtlich kein Wolf…«, fragte ich sie. Sie schüttelte den Kopf.
    »Das Drachental ist die Grenze zwischen dem südlichen Reich und dem
Drachensee. Es ist neutrales Gebiet. Hier können sich Wölfe und Meermenschen
gleichermaßen ohne Probleme aufhalten.« Interessant!
    »Warst du schon mal dort unten?« Ein verschmitztes Lächeln huschte über
ihr Gesicht ehe sie antwortete.
    »Natürlich! Wir alle waren schon im Drachental.«
    »Und wieso warten wir dann hier, anstatt mit Dalan und Kogan hinunter
zu gehen«, fragte ich stirnrunzelnd.
    »Naja, deinetwegen Elvin! Wir wollen dich nicht unnötig in Gefahr
bringen. Wir wurden zwar zu Kriegern ausgebildet aber es ist etwas anderes zu
kämpfen und gleichzeitig aufzupassen, dass dir nichts zustößt.« Ich errötete.
    »Oh, verstehe…das tut mir leid«, brachte ich dann hervor. Baris graue
Augen musterten mich.
    »Das muss es nicht! Glaub mir, ich bin nicht so wild darauf noch einmal
ins Drachental zu gehen!« Der klang ihrer Stimme machte mich neugierig.
    »Hat man entdeckt, dass du ein Mensch bist«, fragte ich prompt.
    »Ja!« Sie sah mich nicht an, sondern wendete sich ihrem Pferd zu.
    »Was ist dann passiert?« Ich stellte meine Frage vorsichtig, wusste
nicht, ob Bari sie beantworten würde.
    »Ich habe sie getötet!« Sie sagte das, ohne jegliche Spur von Reue, so
als würde sie mit mir über das Wetter reden. Es hatte für sie keine Bedeutung,
jemandem das Leben genommen zu haben. Ich schauderte. Es erinnerte mich wieder
daran, dass ich mit Kriegern zusammen war, die in ihrem Leben wahrscheinlich
schon viele Leben ausgelöscht hatten. Mörder. Das Wort schlich sich in mein
Bewusstsein, doch ich verdrängte es sofort wieder. Nein, sie waren keine Mörder,
sie töteten nur, um

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