Magietochter
Er
ist immer viel zu verbittert oder nicht?« Fragend sah er mich an.
»Ja, etwas…«, gab ich zurück.
»Naja, lassen wir das. Ich wollte mit dir über deine Macht reden.
Sicherlich hast du einige Fragen.« Dankbar lächelte ich ihn an.
»Kogan hat mir erzählt, es gäbe vier Mächte, für jedes Element eins. Da
meine Macht in einem Grün erschienen ist, glaubst du, dass es sich um die
Erdenmacht handelt.«
»Das ist richtig. Wusstest du, dass du so eine Art von Macht besitzt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, ich hatte keine Ahnung. Ich wusste ja nicht einmal, dass es
Magie noch gibt.« Ratlos sah ich ihn an. Verständnisvoll und beruhigend fuhr er
fort.
»Es sollte auch eigentlich keine Magie mehr geben, sie wurde vor
Jahrzehnten, aus Angst vor ihrer Macht, vernichtet. Es grenzt beinahe an ein
Wunder, dass du diese Macht besitzt. Du solltest nur eins wissen! Wir vermuten,
dass viele versuchen würden sich deiner Macht zu bedienen oder dich zu töten,
wenn sie davon erführen. Du darfst es also niemandem erzählen, das ist sehr
wichtig.« Seine Stimme war eindringlich geworden. Nach meinem Nicken fuhr er
fort. »Kannst du die Macht kontrollieren?« Zerknirscht antwortete ich.
»Nein, sie ist einfach aus mir herausgebrochen, ich wusste nicht was
ich tat, es geschah alles von alleine und nachdem ich Kogan mit der Macht
berührt hatte, verschwand sie wieder.«
»Du musst deshalb nicht beschämt sein, Elvin. Es gab früher Magielehrer
und selbst mit ihnen brauchte man Jahre um die Macht richtig zu kontrollieren.
Ich weiß nicht, ob es heutzutage noch solche Lehrer gibt.«
»Selbst wenn es noch welche gäbe, würde Belladonna mich niemals zu
ihnen lassen und sie wäre die Letzte, der ich von meiner Macht erzählen würde!«
Meinen herausfordernden Ton beachtete Dalan nicht weiter.
»Es ist gefährlich eine Macht zu besitzen, aber nicht zu wissen, wie
man sie kontrolliert«, antwortete er ruhig.
»Ich habe aber keine andere Wahl, es sei denn ihr bringt mich nicht
wieder zu Belladonna sondern zu einem Magielehrer.« Jetzt war es Dalan, der
betroffen zu Boden schaute.
»Das geht leider nicht…« Das Schweigen zwischen uns dehnte sich aus, da
kam mir plötzlich ein eigenartiger Gedanke.
»Dalan, kann man immer nur eine der vier Mächte haben oder gab es auch
Magier, die mehrere Mächte besaßen?« Fragend sah er mich an.
»Gibt es etwa Anzeichen dafür, dass du noch eine der vier Mächte
besitzt«, fragte er eindringlich und ernst. Ich dachte kurz an den Traum im
Feuer zurück, schüttelte jedoch entschlossen den Kopf.
»Nein, keine Sorge, es hat mich bloß interessiert.« Ich versuchte so
überzeugend wie möglich zu klingen.
»Es gab in der Tat Magier, die zwei oder drei Mächte kontrollieren
konnten, aber soweit ich weiß, gab es nie jemanden, der alle vier Mächte
besaß.«
»Du scheinst sehr Weise zu sein«, ich lächelte ihn an und er errötete.
»Nein, als Weise würde ich mich nicht bezeichnen. Ich habe während
meiner Ausbildung nur sehr viel gelesen«, winkte er ab. »Lass uns zu den
anderen gehen, sie warten sicher schon. Wenn wir uns beeilen, erreichen wir das
Drachental noch vor Einbruch der Dunkelheit.«
Kapitel 9
»Dalan und ich werden in die Stadt gehen und uns ein Schiff besorgen«,
entschied Kogan, als wir die Lichter des Drachentals entdeckten. Wir hatten am
Waldrand gehalten und schauten jetzt in das neblige Tal hinab. Das Drachental
lag in einer Bucht direkt am Drachensee, ich konnte einen großen Hafen und
Schiffe in einiger Entfernung ausmachen. Die tanzenden, goldenen Lichter ließen
erahnen, welch Treiben dort in der Stadt vor sich ging.
Ich konnte die Umrisse der Häuser erkennen, sie waren anders als in
Terion. Weniger prachtvoll und doch eindrucksvoll. Anders als in der südlichen
Hauptstadt waren diese Häuser aus massiven Baumstämmen erbaut. Sie befanden
sich nicht alle auf gleicher Höhe, sondern waren willkürlich durcheinander zum
Teil auch übereinander gebaut worden. Die Eingänge waren mit Holzplanken und
wackelig aussehenden Strickleitern miteinander verbunden und führten auf den
großen Steg, welcher am Wasser lag. Am Rande des Drachentals standen kleinere
Hütten, die nur aus Bambusstäben erbaut waren. Hier hausten wohl die weniger
wohlhabenden Leute. Immerhin diese Tatsache ließ sich mit anderen Städten
vergleichen. Die Armen wohnen fast außerhalb der Stadt in einfachen Hütten…dort
wo man sich nicht mit ihrem Schicksal befassen musste, da man
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