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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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überquerte.
    »Diese Brücke markiert den Rand Weevetts«, erklärte mir Justen.
    »Ist das wichtig?« Mich langweilten die immer gleich aussehenden Hütten und Häuser und die verdrossenen Menschen, die immer wegschauten, wenn wir vorbeiritten, und das sich stets wiederholende Graubraun der Hügel und Täler. Immer wieder Schafe, die gleich aussahen und gleich rochen.
    »In gewisser Weise schon«, antwortete der Graue Magier, »da die Soldaten der Herzogin in den Städten Montgrens keine Justizgewalt haben.«
    Justizgewalt? Wieder ein Schlag. Justen hielt mir immer wieder vor Augen, wie wenig ich wusste und wie viele Fallstricke es in Candar gab.
    Ehe wir über die Brücke nach Weevett ritten, begrüßte uns aus Westen der starke Geruch von Schafen und Wolle. Hinzu kam noch ein irgendwie ranziger Gestank, über dessen Ursprung ich Justen nicht zu fragen wagte.
    Das Frühstücksbrot in meinem Magen wurde zu einem Bleiklumpen.
    Plötzlich musste ich laut rülpsen. Doch Justen lächelte nicht. Er lenkte Rosenfuß um einen kleinen Wagen herum, der von einem Maultier gezogen wurde. Eine Frau in der weiten grauen Kleidung einer Hirtin stapfte neben dem Maultier einher. Sie würdigte uns keines Blickes, selbst dann nicht, als Rosenfuß an ihr vorbeitänzelte.
    Das Maultier schnaubte laut zur Begrüßung. Dann waren wir vor dem Wagen auf der Straße direkt vor der Brücke. Eine Viertelmeile hinter der Brücke standen dicht gedrängt Hütten auf beiden Seiten der Straße.
    »Man erwartet uns in der Herberge der Weber.«
    »Wir werden erwartet?«
    Justen lächelte und schüttelte den Kopf. »Lerris. Im Gegensatz zu deinen Vorstellungen streifen Graue Magier nicht ziellos durch die Lande. Wie alle anderen Menschen müssen auch wir unseren Lebensunterhalt verdienen.«
    »In Weevett?«
    »Genau.« Er setzte sich im Sattel zurecht, als Rosenfuß auf die Granitsteine des Brückenpflasters trabte.
    »Darf ich fragen, wie Euer Auftrag dort lautet?«
    »Oh, wie zartfühlend ausgedrückt!« Justen lachte. Ja, er lachte tatsächlich – wenn auch nur für einen Moment. »Ich mag kein großes Aufsehen. Mir sind gute Arbeit und angemessene Bezahlung lieber. Vor mehreren Jahren habe ich mit dem Herzog von Montgren ein Abkommen getroffen. Er wollte, dass sein Herzogtum wegen irgend etwas berühmt würde, und ich wollte ein sichereres Einkommen. Ich machte ihm einen Vorschlag, und er warf mich um ein Haar hinaus.
    Dann änderte er seine Meinung, und ich hob den Preis an. Schließlich besitzen Graue Magier auch Würde. Deshalb sind wir jetzt hier.«
    »Eigentlich habt Ihr mir gar nichts erklärt«, sagte ich.
    »Die Schafe«, fügte Justen hinzu. »Die berühmten Schafe und die Wolle Montgrens.«
    »Ich weiß. Die Schafe sind berühmt. Selbst Weber in … einige Weber, die ich kenne … loben die Wolle.« Ich machte eine Pause. »Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr damit etwas zu tun habt?«
    »Es mag unbescheiden klingen, aber ja, so ist es. Deshalb sind wir hier.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Da du bei mir bist, kannst du helfen.«
    Das klang in meinen Ohren gar nicht gut, aber ich war Justen zu Dank verpflichtet. »Wie?«
    »Keine Angst. Es ist niedrige Arbeit, doch völlig ordnungsgemäß.«
    Ich wartete.
    »Gesunde Schafe gebären gesunde Lämmer und bringen gute Wolle. Jedes Jahr untersuche ich die Schafe und Zuchtwidder, um sicherzustellen, dass sich nur die gesunden vermehren«, erklärte er mir. »Deshalb muss ich viermal im Jahr für mehrere Tage Montgren besuchen. Im Herbst besichtige ich auch die Lämmer.«
    So einfach konnte es nicht sein, aber ich wusste zu wenig, um Fragen zu stellen. Daher schwieg ich und ritt hinter Rosenfuß her.
    Die gepflasterten Straßen in Weevett waren schmal. Die Häuser standen ein Stück weit entfernt. Jedes Grundstück war eingezäunt. Der Plan der Stadt war übersichtlich: Zwei Hauptstraßen – eine Nordsüd, eine Ostwest – trafen sich auf einem zentralen Platz. Es gab kaum mehr als zwei Dutzend anderer Straßen. Die eine Hälfte davon verlief Nordsüd, die andere Ostwest, wodurch ein Gittermuster entstand.
    Am Südrand der Stadt sah ich hinter den niedrigen einstöckigen Katen große Lagerschuppen oder Werkstätten.
    »Spinnereien«, sagte Justen lakonisch.
    »Für Wolle«, fügte er dann noch hinzu.
    Offenbar war der Graue Magier in Gedanken weit weg. Ich sah mir daher die Stadt an. Häuschen mit buntbemalten offenen Fensterläden, bunte Kieswege, sauber beschnittene Hecken, leere Blumenbeete

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