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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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kontrollierte, übernahm die Kontrolle über dessen Körper.
    Aber … wenn das so war, könnte jeder jeden beherrschen. Doch das war nicht so.
    Also … man benötigte ein bestimmtes Talent … doch dieses Talent konnte abgeblockt oder verjagt werden …
    Ich öffnete die Augen. Wo war Justen? In der Hütte war er nicht. Ich schaute hinaus. Er striegelte Rosenfuß.
    Der Wind hatte sich gelegt. Durch ein Loch in der Wolkendecke fiel ein Sonnenstrahl auf die Hügel links von uns.
    »Justen, ist Selbsterkenntnis so etwas wie gutes, festes Gemäuer, wenn es sich dem Chaos widersetzt?«
    Er nickte. »Es gibt aber Gefahren.«
    Offensichtlich hatte sich meine Miene verfinstert.
    »Nicht einmal Antonin vermag sich eines armen Schafhirten zu bemächtigen, wenn dieser sich entschlossen widersetzt. Aber er verfügt über die Macht, ihn zu vernichten.«
    »Aber Ihr habt gesagt, Antonin könne sich meiner bemächtigen?«
    »Mittels der Versuchung.« Justen striegelte Rosenfuß, während er mit mir sprach. Das Haar des Grauen Magiers war jetzt beinahe vollständig dunkel. Sein Gesicht zeigte nur noch wenige Runzeln. »Er hätte dich als Lehrling annehmen und dir zeigen können, wie Ordnung funktioniert und wie du Chaos lenkst. Die Macht zu zerstören hätte dich vergiftet – stets für einen guten Zweck: um die Armen zu speisen, die Straßen sicher zu machen, bis der innere Konflikt zwischen Ordnung und Chaos dein Selbstbild aufgebaut und zerstört hätte. Dann hättest du keine Verantwortung mehr übernehmen wollen, und Antonin hätte dir diese Last abgenommen. Sephya und Gerlis sind weniger umständlich.«
    Mir wurde kalt. Zum ersten Mal sah ich klar, was er gemeint hatte. Und das alles wegen meiner Unkenntnis?
    Mit einemmal geriet ich in Wut. Ich schäumte vor Wut. Meine Augen brannten. Ich knirschte mit den Zähnen. Ich war so wütend, dass mir die kalte Luft eine willkommene Abkühlung gegen die innere Hitze war.
    Um irgendein unbedeutendes Chaos in Recluce zu vermeiden – einem geringfügigen Ärger zu entgehen –, hatte man mich, Tamra, Krystal und die anderen außer Landes geschafft, ohne uns ein Sterbenswörtchen über das Problem der Versuchung zu sagen, obwohl man genau wusste, dass alle Gefahrenbrigadiere nach Antworten suchten, nach Macht strebten oder irgend etwas wollten. Und dieser Durst machte uns zu möglichen Opfern aller Antonins dieser Welt!
    Justen betrachtete mich und lächelte amüsiert.
    »Was ist daran so komisch?«
    »Du. Du hast ein paar Seiten gelesen und bist sofort bereit, ganz Recluce in der Luft zu zerreißen.« Er lächelte weiter.
    »Woher wisst Ihr das?«
    »Ich habe auch ein paar Mal so gefühlt.«
    »Dann kommt auch Ihr aus Recluce?«
    »Das habe ich nicht gesagt, nur dass ich dieses Gefühl kenne«, verbesserte er mich freundlich.
    Gairloch stieß mich mit der Schnauze gegen die Schulter und schnaubte auffordernd.
    Ich nahm Justens Striegel – noch ein Gegenstand, den ich brauchte, wenn ich für ein Pferd sorgen wollte. Dann dachte ich an meine dahinschmelzenden Geldmittel und hätte am liebsten laut gestöhnt. Alles schien irgendetwas zu kosten … und viel mehr, als ich es für möglich gehalten hatte.

 
XXX
     
    D ie Rothaarige nestelt gedankenverloren an ihrem grünen Halstuch. Dann lässt sie die linke Hand sinken und blickt in den Kamin, in dem kein Feuer brennt.
    Ihre Gedanken drehen sich – wie so oft in der Vergangenheit – um unbeantwortete Fragen. Warum war der Weiße Magier so bereit gewesen, sein Wissen mit ihr zu teilen und sie als gleichwertig anzusehen, während die Meister in Recluce ihr selbst das kleinste Fünkchen Wissen missgönnt hatten?
    Der Stab in ihrer Hand wird wärmer, während sie grübelt. Sie beachtet den Weißen Magier nicht, der in dem Sessel sitzt, der ein wenig von dem Tisch mit den Intarsien abgerückt ist. Jetzt verfinstert sich seine Miene. Sie schaut ihn an. Es ist das erste Mal, dass sie ihn nicht lächeln sieht.
    »Warum diese finstere Miene?« fragt sie. »Hier wohnen wir auf alle Fälle besser als in der Herberge in Hydolar. Anscheinend sorgt der Vicomte gut für diejenigen, welche Gutes tun.«
    »Du bist immer noch misstrauisch«, meint Antonin. Seine weiche Stimme klingt freundlich. »Wessen bedarf es, um dich zu überzeugen? Vielleicht noch eine Methode, mit der du dein Verstehen weiter verbessern kannst?«
    Ihre Lippen verziehen sich. Es ist kein Lächeln, auch kein Zorn – aber von beidem etwas.
    »Ich kann dir das ebensoleicht

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