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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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alten Gras und den Blättern genug habe.
    Ich schnallte Decke und Tornister fest und stieg in den alten Sattel. »Wie weit ist es nach Weevel – oder wie immer das Nest heißt?«
    »Weevett. Wir müssten vor Mittag dort sein … das hängt natürlich von der Straße ab.« Justen ritt locker dahin, ohne die Zügel einzusetzen. Er rutschte auch nicht im Sattel hin und her wie ich.
    Der Wind kam aus Westen. Der schwache Rauchgeruch stieg mir bereits in die Nase, ehe über den flachen Hügeln vor uns ein grauweißes Rauchwölkchen emporstieg. In den Tälern erstreckten sich entweder Weiden oder Wiesen. Nirgends sah ich Äcker oder Obstbäume.
    Wir hatten noch keine Meile zurückgelegt, als wir an einer primitiven Hütte vorbeikamen. Sie stand in einiger Entfernung rechts von der Straße und war von einem Bretterzaun umgeben, hinter dem einige Schweine umherliefen. Jemand in weiter Lederkleidung goss Wasser in einen großen Trog. Weiter hinten weideten mehrere Dutzend Schafe.
    »Wann haben wir Montgren verlassen?«
    »Noch gar nicht. Die Herzogin herrscht zwar über Frven, aber das zählt nicht. Dieses Land will keiner. Die Grenze zwischen Montgren und Certis verläuft auf der anderen Seite von Weevett.«
    »Wieder Grenzposten, vermute ich.«
    »Nein, keine Posten, nur zwei steinerne Säulen. Die Herzogin ist Realistin. Sie lässt nur diejenigen hängen oder erschießen, die ihr missfallen, und ihre Soldaten erwischen nur wenige, da sich ihre bescheidene Truppe in Vergren aufhält.«
    Laut den Karten, die ich studiert hatte, lag Vergren irgendwo nordwestlich von uns.
    Eigentlich war ich noch nicht weit gereist, und doch war ich im Begriff, bereits das dritte Königreich oder Herzogtum oder was auch immer zu betreten. »Sind alle so klein wie Montgren?«
    Justen schüttelte den Kopf. »Nur manche. Freistadt zum Beispiel. Hydlen und Gallos erstrecken sich über zweihundert Meilen nach Norden und Süden. Kyphros ist noch größer und das einzige Herzogtum, das man mit Fug und Recht ein Königreich nennen dürfte. Das ärgert den Präfekten von Gallos, seit sein Vorgänger aus den umliegenden Königreichen soviel Land eroberte.«
    Die Namen Gallos und Kyphros klangen vertraut, aber mehr nicht. Im Fall Kyphros war das irgendwie anders, doch wusste ich im Augenblick nicht, warum.
    Wir ritten an einer zweiten primitiven Hütte vorbei. Diesmal stand sie südlich der Straße. Wieder umschloss ein roher Zaun einen Pferch mit einem Trog und Schafen mit schwarzen Köpfen, die sich überhaupt nicht von denen unterschieden, die nördlich der Straße weideten.
    Auf den Hügeln standen mehr als genug Bäume, damit Zäune gebaut werden konnten und um Balken und Bretter für die wenigen Hütten und Häuser zu liefern, die es in Weevett oder Howlett geben mochte. Selbst Vergren – die kleinste Hauptstadt Candars, die wegen ihrer vielseitigen Wollerzeugnisse berühmt war – hätte kaum eine Lücke in dem Baumbestand hinterlassen, aus dem man Holz für ihre Häuser schlug, besonders da es viele rote und schwarze Eichen gab.
    Nach einem Weilchen sah ich immer mehr menschliche Behausungen. Langsam wurden aus den ärmlichen Hütten Blockhäuser mit Reetdächern.
    Inzwischen stand die Sonne hoch und hell am Himmel; dennoch blieb der Boden gefroren. Obgleich mein Atem keiner Dampfwolke mehr glich, steckte ich die Hände abwechselnd in die Tunika, um sie zu wärmen.
    Justen ritt mit offenem Umhang ohne Handschuhe und schien sich dabei wohl zu fühlen.
    Mir tat der Hintern weh. Meine Hände waren aufgesprungen und eiskalt. Immer wieder litt ich unter Krämpfen in den Beinen, obwohl ich ab und zu in den Steigbügeln aufstand, um sie zu strecken.
    Jetzt ritten wir wieder einen endlosen Hügel hinab. Allmählich verschwand der rote Lehm der Straße und wich gefrorenem Sand und Kies mit tiefen Furchen. Gairlochs Hufe klapperten laut. Ich machte mir Sorgen, dass ein spitzer Stein unter sein Hufeisen geraten könnte.
    Ringsum lagen Felder mit abgeernteten Maisstrünken und Äcker mit aufgeworfener Erde, aus denen die Rüben und Kartoffeln geholt waren. Die Bauernhäuser standen jetzt näher beieinander. Dann erreichten wir einen kleinen Fluss, der größer als alle Bäche war, die ich seit meiner Ankunft in Freistadt gesehen hatte. Entlang des Ufers standen zwar Büsche, aber ich sah keine Bäume – weder nach Norden noch nach Süden.
    Sobald die Straße durch ebenes Gelände führte, lief sie pfeilgerade auf eine alte Steinbrücke zu, die den Fluss

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