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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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genau zu den Bänken passte, die Destrin für das Horn, die übelste Kaschemme in ganz Fenard, anfertigte, wo so viel zu Bruch ging, dass er mit seinen niedrigen Preisen ein ständiges, wenn auch armseliges Einkommen hatte.
    Destrin hatte bei meinem Vorschlag gebrummelt und gehustet, aber keine Einwände erhoben.
    Um Bostric zu fördern, hatte ich für ihn einen schlichten Kindertisch aufgezeichnet. Die Vorlage hatte ich Dormans phantastischem Buch entnommen. Ich erklärte Bostric alles mehrmals und erläuterte ihm auch die Zusammenhänge. Als er nickte, sah ich, dass er begriffen hatte.
    Der Tisch war recht gut geworden, allerdings stand er einen Achttag lang im Fenster. Dann kaufte Wryson ihn und die beiden dazugehörigen Stühlchen. Ich glaube, er tat es, weil Schnee die Straßen nach Kyphros verweht hatte und die Ladung Silberwaren aus Kyphros erst nach den Feiertagen eintreffen würde. Wahrscheinlich brauche Wryson ein Geschenk zum neuen Jahr für seinen Jüngsten.
    Ich legte meinen Anteil in die Geldkassette, die ich in der Aussteuertruhe versteckt hatte. Bostric kaufte sich ein Paar fast neue Stiefel dafür.
    Dennoch … der Tisch war ein Experiment gewesen, das beinahe nicht verkauft worden wäre. Das quälte mich. Wir konnten nicht damit rechnen, dass uns jedes Mal das Wetter rettete.
    Ich betrachtete die weiße Eiche, aus der ich ein Eckschränkchen baute. Weiße Eiche wirkte so sauber, das hieß aber, dass keinem geübten Auge ein Fehler entginge. Seltsamerweise traf das auch auf schwarze Eiche zu, doch aus dem entgegengesetzten Grund. Jeder betrachtete sie so genau, dass jeder Fehler unweigerlich entdeckt wurde.
    Mit einem stummen Seufzer blickte ich durchs Fenster in den trüben Wintermorgen hinaus.
    Dann legte ich noch ein Scheit in den Ofen.
    »Ich komme gleich wieder.«
    Destrin brummte seine Zustimmung. Bostric hob hinter ihm die Brauen und seufzte. Destrin war nicht sehr gesprächig, aber da Bostric einmal alles erben würde, musste er sich mit Destrins Eigenheiten abfinden.
    »Passt auf Euch auf, verehrter Geselle!« rief Bostric mir spöttisch hinterher.
    Ich grinste. Auf der Straße zog ich den Umhang fester, da es sehr kalt war. Ich ging in Richtung Marktplatz.
    Als ich auf dem einzigen steinernen Gehsteig dahinging, fühlte ich eine Spannung in der kalten feuchten Luft. Kein Windhauch war zu spüren. Beißender Rauchgeruch hing über Fenard.
    Lustlos schob ein Scherenschleifer seinen Karren zum Markt. Hinter ihm schlurfte ein weißhaariger Mann mit einem Ranzen daher. Keiner der beiden schaute auf, als ich sie überholte.
    Die Sonne war hinter den gestaltlosen grauen Wolken verborgen, die sich nicht zu bewegen schienen.
    Plötzlich hörte ich hinter mir eine Kutsche übers Pflaster rattern.
    Ich sah den Schimmer vergoldeten Holzes, als Chaos meine Gefühle ergriff und die Kutsche des Chaos-Meisters langsam vorbeirollte. Die zwei riesigen Rosse zogen den Wagen, den ich zum ersten Mal im vergangenen Herbst auf der Straße von Freistadt gesehen hatte. Der Kutsche folgten dieselben zwei Wächter auf Füchsen wie damals. Kutscher war noch immer der Mann mit dem Totengesicht.
    Hinter dem Kutschenfenster sah ich das Profil der verschleierten Frau aus der Herberge in Howlett. Die Kutsche rollte weiter, ehe ich meine Sinne auf die anderen Fahrgäste hatte richten können.
    Peng! Der Peitschenschlag traf mich wie Metall und war so heftig, dass ich beinahe auf der Straße zusammengebrochen wäre. Dumpfer Schmerz peinigte mich. Schnell zog ich mich hinter die Verteidigung zurück, die ich von Justen gelernt hatte, und zwang mich, ruhig weiter in Richtung Marktplatz zu gehen.
    »Hüüüü!« Die mechanische Stimme des Kutschers hallte von den Mauern wider.
    Ich unterließ es, mir die Stirn zu reiben, obwohl ich es gern getan hätte, und fragte mich, warum ich den flüchtigen Eindruck gehabt hatte, dass drei Personen in der Kutsche saßen, obgleich es nur zwei waren. Da war ich ganz sicher.
    Die Wachen des Präfekten patrouillierten vor den offen stehenden rostigen Toren zum Markt. Ich ging weiter zum Palast. Die schweren Eisentore waren bereits wieder geschlossen.
    Kopfschüttelnd kehrte ich zurück zu Destrin. Jedes Mal, wenn ich handelte, ohne zu denken, verriet ich mich. Jetzt wusste Antonin, dass es zumindest einen Ordnungs-Meister in Fenard gab. Der Kontakt war so kurz gewesen, seine Reaktion so schlagartig und gnadenlos erfolgt, dass ich nur hoffen konnte, dass er mich nicht als Fremden oder einen aus

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