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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Gold, die Haut schimmerte wie weiße Eiche, und sie hatte die Figur einer Tempelstatue. Mich störte es nicht, dass sie mir kaum bis zur Schulter reichte.
    »Kann ich Euch helfen? Der Sägemeister ist im Hauptgebäude …« Ihre Stimme war fest, aber auch glatt wie die gut bearbeitete Oberfläche einer schwarzen Eiche.
    Ich riss mich zusammen und nickte. »Ich bin Lerris, Geselle bei Destrin. Brettel bat mich, im Wohnzimmer auf ihn zu warten.« Ich machte eine Pause. »Seid Ihr Dalta?«
    »Ja, ich bin Dalta.« Sie lächelte höflich, aber natürlich und warm. Damit versprach sie nichts. Aus irgendeinem Grund dachte ich an Krystal. Ich hätte aber nicht sagen können, warum.
    »Er hat Rotbeerensaft erwähnt.«
    »Ich bringe ihn Euch ins Wohnzimmer.«
    Sie brachte mir ein Glas Rotbeerensaft, und ich saß auf einem Stuhl, den wahrscheinlich Dorman gefertigt hatte, da er dem Exemplar in seinen Entwurfbüchern entsprach, und fragte mich, wie Brettels Lebensgefährtin wohl aussah, um eine solche Tochter hervorgebracht zu haben.
    Dann dachte ich an Deirdre. Konnte ich verantworten, was ich plante? Ich erinnerte mich an Talryns bissige Bemerkungen über Anständigkeit und musste den Kopf schütteln.
    »Du siehst ja grauenvoll aus, Lerris.« Brettel kam mit einem Glas, aus dem Dampf aufstieg. Der Duft gewürzten Mosts füllte den Raum und mischte sich mit dem des brennenden Holzes im Kamin.
    »So fühle ich mich auch.«
    »Du siehst aus, als wolltest du eine ungewöhnliche Frage stellen.«
    Ich nickte.
    »Sag nicht, du willst Deirdre heiraten.«
    »Nein. Das wäre für uns beide falsch, aber sie ist ein Teil des Problems.«
    Brettel nippte an seinem Most und wartete darauf, dass ich weitersprach.
    »Ihr wisst, dass es um Destrins Gesundheit nicht gut steht.«
    »Er sieht schlecht aus.«
    »Ich kann das Geschäft nicht viel länger führen.«
    »Das überrascht mich nicht.« Sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Wartet! Ich gehe nicht so bald fort … aber ich bitte um einen Gefallen – und nicht nur für mich.«
    Er trank einen Schluck, dann machte er wieder ein beherrschtes Gesicht. »Warum fragst du ausgerechnet mich?«
    Ich beschloss, mit allem herauszuplatzen. »Ich muss einen Lehrling für Destrin ausbilden. Er muss aber etwas von Holz verstehen, er muss es fühlen können. Und er muss älter als ein gewöhnlicher Lehrling sein. Er muss vor allem zu Deirdre passen.«
    »Das ist eine große Bestellung. Wer hat dich zu Destrins Betreuer ernannt?«
    »Ich nehme an, ich selbst. Sonst hat ihm niemand geholfen. Jetzt habe ich dafür gesorgt, dass die Werkstatt etwas abwirft. Ich kann nicht einfach fortgehen. Aber die Zeit wird kommen …« Wieder zuckte ich mit den Schultern.
    »Warum kannst du nicht bleiben?«
    »Vorerst kann ich noch bleiben. Aber die Zeit wird kommen, und wahrscheinlich bald, dann …«
    »Du tust schrecklich geheimnisvoll, Lerris. Warum sollte ich das alles für dich tun?« Der Mann bedrängte mich, aber er war immer gut zu mir gewesen. Ich spürte, dass er Ordnung verkörperte.
    Ich blickte mich im Wohnzimmer um und dehnte meine Sinne aus. Niemand war in Hörweite. »Was wisst Ihr über Recluce?«
    Brettel nickte nur und schien nicht überrascht zu sein. »Du hattest immer schon etwas Außergewöhnliches an dir. Hilfst du Destrin?«
    Ich wusste, was er meinte. »Soweit ich kann, aber es ist hoffnungslos.«
    »Aber das willst du noch für ihn tun?«
    »Er ist ein guter Mensch. Kein besonders guter Schreiner, aber ein guter Mensch. Und er kämpft jeden Tag, weil er Deirdre nichts bieten kann.«
    Brettel kratzte sich hinter dem linken Ohr und trank einen großen Schluck. »Hast du eine Idee, wo man einen so außergewöhnlichen Lehrling finden könnte?«
    »Wie war’s mit einem der jüngeren Söhne eines Waldbesitzers, wo Ihr Holz schlagt? Ihr habt doch sicher eine Ahnung …«
    »Vielleicht … muss er unbedingt älter sein?«
    »Nein … aber nicht zu jung … und ein gutes Herz, möglichst stur, falls das möglich ist …« Ich brach ab, weil ich merkte, dass ich viel zuviel enthüllte.
    »Ihr habt Bedenken wegen mir?«
    »Ein bisschen«, gestand ich.
    »Zu Recht.« Er lächelte. »Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich Deirdres Taufpate bin. Und selbst wenn du aus der Hölle kommst, muss man etwas tun. Lass mich darüber nachdenken. Es gibt mehrere junge Männer, die in Frage kommen.« Er lachte und fügte hinzu: »Und deren Eltern glauben würden, dass wir ihnen einen Gefallen erweisen.«
    Während

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