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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Ruhepause oder boten einen Unterschlupf bei schlechtem Wetter.
    Nachdem ich die Stiefel ausgezogen und mir die Füße massiert hatte, nahm ich einen Schluck warmen Wassers aus der Flasche und setzte mich auf die Steinbank, die am nächsten in Richtung Nylan stand – sie war die kühlste. Dann öffnete ich den Beutel mit dem Proviant, den mein Vater mir eingepackt hatte. Die Reste der gebratenen Ente schmeckten immer noch gut. Außerdem waren zwei Blätterteigtaschen dabei, eine ohne Füllung und eine mit Kirschmarmelade. Ich aß noch einen der beiden Spieße mit sauren Früchten und hob den anderen für später auf.
    Beim letzten Bissen spürte ich, dass jemand kam. Ich blickte nach Westen. Tatsächlich, ein Mann führte ein Pferd vor einem Planwagen. Er sah zwar aus wie ein Händler, trotzdem zog ich aus Vorsicht meine Stiefel wieder an. Die Blasen taten schrecklich weh. Dann verstaute ich den Proviantbeutel im Tornister und warf ein paar Krümel für die Vögel auf die Straße.
    Mein Stab lehnte an der Bank, wo ich ihn jederzeit ergreifen konnte. Auch mein Tornister war gepackt. Nur ich war nicht bereit, weiterzumarschieren.
    »Hallo!« rief der Mann. Er war für einen Händler sehr jung, jünger als Onkel Sardit. Er hatte strähniges schwarzes Haar und einen kurzgeschnittenen Vollbart. Seine kurzärmelige Tunika war aus verblasstem gelblichen Leder, ebenso wie Stiefel und Hose. Er trug einen breiten braunen Gürtel. Daran hing ein Band mit mehreren Messern. Er hatte breitere Schultern als Onkel Sardit und die dazugehörigen Muskeln.
    »Guten Tag«, sagte ich höflich und stand auf. »Kommst du aus Nylan und ziehst weiter ins Landesinnere?«
    »Woanders könnte ich kaum herkommen, oder?« Er lachte und band sein Pferd, einen dunkelbraunen Wallach, an die Stange. »Und du?«
    »Aus dem Osten …«
    Er war mit dem Ross fertig und kam die beiden Steinstufen herauf. »Du bist ziemlich jung, nicht wahr?«
    Aus irgendeinem Grund störte mich sein Ton. Ich trat zurück und war bereit, meinen Stab zu ergreifen. »Man könnte so sagen.«
    »Ich habe noch nie so ein Land wie Recluce gesehen. Keiner reist hier.«
    »Nicht viele.«
    »Du bist so freundlich wie der Rest. Ich schätze, ihr haltet nicht viel von der übrigen Welt, stimmt’s?«
    »Darüber weiß ich tatsächlich nicht viel«, bekannte ich freimütig.
    »Du bist der erste, der zugibt, dass es außerhalb dieser zugewachsenen Insel noch eine Welt gibt.«
    Dazu konnte ich nichts sagen.
    »Schon ein seltsamer Ort. Die Frauen schauen dich nicht an, wenn du nicht dreimal die Woche badest, und sie reden auch sonst nicht mit dir, wenn sie nicht etwas kaufen oder verkaufen. Diese Typen in Schwarz haben allen Angst eingejagt, nehme ich an. Selbst das Imperium legt sich nicht mit ihnen an.«
    »Imperium?«
    »Hast du nicht von Hamor gehört? Das Imperium des Ostens?« Inzwischen hatte der Händler einen Fuß auf das Ende der Bank gestellt.
    Er war wie alle anderen Händler. Langweilig. Er hatte etwas gesehen, das ich nicht gesehen hatte, und deshalb fühlte er sich überlegen.
    »Du magst mich nicht, mein Junge? Genau wie alle anderen. Falls du meine Juwelen kaufen möchtest oder mir etwas verkaufen willst: Tira! Aber du hast wohl nichts, was sich zu verkaufen lohnt – abgesehen von diesem Wanderstab. Gute Arbeit.«
    Er griff nach dem Stab, als stünde ich gar nicht da.
    Irgendwie befand sich der Stab in meiner Hand, obgleich ich mich nicht erinnerte, danach gegriffen zu haben. Und ich hatte ihm damit auf das ausgestreckte Handgelenk geschlagen.
    Krach. Sssss!
    »Du verfluchte Ausgeburt der Hölle …« Er wich zurück. Die unversehrte Hand lag an seinem Messergriff.
    Offensichtlich überlegte er, ob er das Messer werfen sollte oder nicht. Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Ich hatte den Mann nicht schlagen oder das tun wollen, was der Stab getan hatte.
    »Den Meistern gefiele es nicht, wenn du es tätest.« Nur mühsam brachte ich die Worte über die Lippen.
    »Die Teufel sollen deine Meister holen …«, stieß er hervor. Aber er warf das Messer nicht, sondern musterte mich mit einem eingehenden Blick.
    Ich stellte den Stab zu Boden. Er fühlte sich warm an, als hätte er in der Sonne oder neben einem Feuer gestanden.
    »Du gehörst also auch zu denen …« Langsam wich er vor mir zurück, obwohl ich mich nicht bewegt hatte.
    »Ich bin niemand … noch nicht.«
    »Verfluchte Insel …« Jetzt stand er neben seinem Pferd.
    Ich schwang den Tornister auf den

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