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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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erkennen.
    »Deinen Grund, Nylan zu betreten?«
    »Gefahrenbrigade«, sagte ich langsam.
    »Dein Name?«
    »Lerris.«
    »Woher?«
    »Aufgewachsen in Wandernicht, Lehre in Mattra.«
    »Beinahe pünktlich.« Ihre Stimme war höflich, doch gelangweilt. »Nach dem Tor gehst du nach links und dann direkt zu dem kleinen Gebäude, wo neben der Tür ein grünes Dreieck hängt. Geh nirgendwo anders hin.«
    »Und was passiert, wenn ich es doch tue?«
    »Nichts. Gar nichts. Aber du würdest nur Zeit verschwenden – deine und die eines anderen, wenn man dich suchen muss. Jeder, der dich sieht, wird dir den Weg zum Orientierungsgebäude weisen.« Sie sprach so sachlich, dass es mir kalt über den Rücken lief.
    »Danke.«
    Sie sagte nichts, sondern nickte nur, als ich durchs Tor schritt, dessen Bogen sich fünfzehn Ellen über meinem Kopf befand. Die Mauern waren dicker, als ich geschätzt hatte. Vielleicht waren sie so dick wie hoch. Aus der Nähe sah jeder Stein wie Granit aus, aber ich hatte noch nie schwarzen Granit gesehen. Im Torbogen empfand ich den Schatten und die kühle Brise vom Wasser her als sehr angenehm.
    Wieder zurück im Sonnenlicht, blieb ich einen Moment lang auf der Straßenkreuzung stehen, um einen Blick auf Nylan zu werfen. Eine Straße führte nach rechts zu einem massiven viereckigen Gebäude. Eine andere führte nach links, und die breiteste teilte sich und umschloss eine schwarze Eiche, ehe sie gerade nach Westen verlief.
    Die Stadt war in mancher Hinsicht enttäuschend, aber auch faszinierend. Überall in Nylan standen Bäume, eine willkommene Augenweide nach den langweiligen Feldern und Wiesen an der Hohen Straße. Einige waren uralt – wie die riesige schwarze Eiche vor mir. Sie war höher als die Mauer. Ich ging einige Schritte nach links und blickte neugierig umher. Die Wege waren mit den gleichen schwarzen Steinen gepflastert wie die Mauern. Alle Gebäude waren niedrig und eingeschossig und ebenfalls aus den schwarzen Steinen erbaut. Die Dächer waren mit schwarzen Schieferschindeln gedeckt.
    Kein Gebäude stand näher als fünfzig oder sechzig Ellen zum nächsten, obgleich mehrere sehr weitläufig waren.
    Das Gras leuchtete smaragdgrün, ganz anders als die von der Sonne gebleichten Wiesen, die ich von der Hohen Straße und dem östlichen Recluce kannte. Es waren nur wenig Menschen unterwegs, und die meisten trugen Schwarz.
    Nylan erstreckte sich weiter nach Westen, als ich gedacht hatte. Es waren über drei Meilen bis zur Spitze der Halbinsel, wo der von Mauern geschützte Hafen der Bruderschaft liegen musste. Das Gelände senkte sich sanft nach Westen hin, und ich sah, dass das Muster der Anlage vor mir sich dort wiederholte. Aber die Bäume und Parkanlagen erschwerten die Sicht.
    Abgesehen von all dem Schwarz sah alles recht freundlich aus, beinahe wie eine Oase. Doch konnte man das Schwarz schlecht übersehen. Es war nicht bedrückend. Es war einfach da.
    Ich rückte den Tornister zurecht, packte den Stab fester und marschierte auf der schwarz gepflasterten Straße los. Seltsam, dass die Frau sich die Mühe gemacht hatte, mich auf das grüne Dreieck neben der Tür des Hauses hinzuweisen. Die Straße endete rechtwinklig an einer breiteren Straße, die nach Westen führte. Es stand nur ein Gebäude da: das Haus mit dem Dreieck. Wahrscheinlich dienten die bunten Symbole zur besseren Unterscheidung, denn wie sollte man sonst jemandem Auskunft geben, wenn alle Häuser und Geschäfte die gleiche Farbe trugen und gleich gebaut waren? Alles kam mir ziemlich stumpfsinnig vor, beinahe langweilig. Warum war alles gleich gebaut, wenn man so mächtig war wie die Meister?
    Die Tür aus schwarzer Eiche stand offen, also trat ich ein. Die Tür war – wie alle anderen aus Holz gefertigten Dinge – hervorragend gearbeitet, beinahe so gut wie alles, was Onkel Sardit anfertigte. Allerdings würde ich mich zu Tode langweilen, wenn die Meister nur schwarze Eiche und schwarze Steine verwendeten.
    »Noch einer …«
    Ich wendete den Blick von der Täfelung. Ich stand in einer Eingangshalle. Am Fuß von drei breiten Steinstufen saßen fünf Leute auf zwei langen Bänken – drei Frauen und zwei Männer.
    Ich nickte und stieg die drei Stufen hinab. Abgesehen von der blonden, ziemlich muskulösen Frau war ich viel jünger als die anderen. Außerdem trug ich als einziger einen Stab. Alle hatten ihren Tornister vor den Füßen abgestellt.
    »Lerris«, stellte ich mich vor.
    Ein älterer Mann – ich schätzte ihn auf

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