Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt

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Mitte Dreißig – stand auf. »Sammel.« Er hatte eine beginnende Glatze, braune Haare und tiefliegende runde Augen.
    »Krystal.« Sie hatte schwarzes Haar, schwarze Augen, helle Haut und war sehr dünn. Ihr feines Haar fiel bis zur Taille.
    »Wrynn.« Blond, mit großen Augen, breiten Schultern und schwieligen Händen. Sie lehnte mich sofort ab.
    »Dorthae.« Leise Stimme, olivfarbene Haut, erdbeerfarbene Locken und ein goldener Ring an jedem Finger.
    »Myrten.« Hakennase, Augen eines Frettchens, verfilztes Haar wie ein Bison. Seine Stimme war hoch und schneidend.
    Ich nickte allen fünfen zu, nahm meinen Tornister ab und legte ihn vorsichtig in die Ecke neben dem leeren Platz am Ende der linken Bank. Meinen Stab lehnte ich auch in die Ecke.
    »Es soll noch jemand kommen, so hat man uns jedenfalls gesagt«, erklärte Sammel mit tiefer, ruhiger Stimme. Er setzte sich wieder.
    Ich setzte mich nicht. Meine Füße taten weh, aber Sitzen war langweilig. Außerdem hatte ich noch keine Gelegenheit gehabt, mich genauer umzusehen.
    Die Eingangshalle – oder die Wartehalle – war ungefähr zehn Ellen breit und nicht ganz so tief. Außer dem Eingang gab es noch drei Türen, jeweils in der Mitte einer Wand. Die Bänke standen an der Wand gegenüber der Eingangstür und der Treppe, die durch eine geschlossene Tür abgetrennt war. Alle Türen öffneten sich nach innen, weg von der Halle. Alle waren aus schwarzer Eiche und mit schwarzem Stahl beschlagen. Und alle waren geschlossen.
    Die Wände schienen aus Holz gezimmert und dann mit rechteckigen dunklen Eichenpaneelen verkleidet. Jedes Paneel hatte eine fingerbreite Einfassung. Die drei Innenwände zierte oben ein dreieckiges Kronenformstück. Die grau verputzte Decke wirkte gegen das viele Schwarz beinahe bläulich.
    Über jeder Bank hing ein Porträt – rechts eine Frau, links ein Mann. Selbstverständlich trugen beide schwarze Kleidung. Das Schwarz wurde allmählich langweilig.
    Niemand wollte etwas sagen. Das war mir klar. Ich blickte Krystal an. Sie trug eine rauchblaue Hose und eine ebenfalls blaue Kittelbluse. Sie blickte durch mich hindurch. Aber sie war mir zu dünn und sah etwas beschränkt aus.
    Wrynn starrte nur vor sich auf den Boden. Sie hatte hübsche Beine. Selbst die Fransenstiefel konnten das nicht verbergen.
    Dorthae hatte nur für Myrten Augen. Der dünne Mann erwiderte ihre Blicke.
    Sammel saß stumm und blickte traurig ins Leere.
    Und ich wanderte umher und versuchte herauszufinden, welche Werkzeuge die Arbeiter zum Schnitzen der Paneele verwendet hatten, da ich über die Ausbildung in der Gefahrenbrigade bisher nur wusste, dass ich sie ableisten musste.
    Welch ein trauriger Haufen!
    Schritte.
    Alle blickten dem Neuankömmling entgegen.
    Auch sie trug einen Stab. Er war so schwarz wie meiner, aber irgendwie mehr … benutzt! Ihr Haar war flammendrot, und sie hatte eisblaue Augen. Staub bedeckte das Gesicht mit den Sommersprossen, was sie jünger machte, als sie tatsächlich war. Man hätte sie für gleichaltrig mit mir halten können, aber sie war viel älter – zumindest fünf oder sechs Jahre.
    »Welch ein trauriger Haufen.« Ihre Stimme klang fröhlichhart.
    »Sprich für dich selbst.« Mir war erst klar, dass ich das gesagt hatte, als die Worte heraus waren.
    »Ich spreche durchaus für mich.«
    »Ich bin Lerris, wer bist du?«
    »Tamra reicht.« Ihr harten Augen musterten die anderen und kehrten dann wieder zu mir zurück. »Bist du nicht etwas zu jung, um hier zu sein?«
    »Bist du nicht etwas überheblich?«
    »Tamra … Lerris«, mischte sich Sammel ein und stand auf. »Jeder, der hierhergekommen ist, konnte das nur mit der Erlaubnis der Meister tun. Damit sollten wir es fürs erste belassen.«
    »Von mir aus.« Ich war bereit, das rothaarige Luder in den hochhackigen schwarzen Stiefeln, der dunkelgrauen Hose und der dunkelgrauen Tunika mit bloßen Händen zu erwürgen. Ihre Kleidung war so nahe an Schwarz, wie man es anständigerweise in Recluce tragen durfte, ohne bestraft zu werden. Und sie brüstete sich damit.
    »Die Meister dies, die Meister das … welchen Unterschied macht das schon?« fragte sie empört. Aber sie nahm den Tornister ab, als sie die Stufen herabstieg – genau wie alle anderen. Sie reichte mir nur bis zur Schulter, aber sie hatte einen Tornister getragen, der so schwer war wie meiner. Obwohl sie schlank war und feine Züge hatte, war sie nicht so dünn wie Krystal oder so muskulös wie Wrynn. Sie war so groß wie