Magische Insel
ebenfalls.
Hinter der Tür war kein Raum, sondern ein langer Korridor, der einzig durch die klare Glasdecke erhellt wurde. Ich blickte staunend nach oben, während ich Talryn folgte.
Gewölbte Scheiben waren in Rahmen aus dunkler Eiche gefasst. Diese Decke erstreckte sich über die gesamte Länge des Hauses. Durch das Glas sah ich, dass oben im Mittelpunkt des Gebäudes ein kleiner Garten angelegt war.
Auf jeder Seite des Korridors standen dicke Steinsäulen, die das Gewicht des Gartens stützten.
Irgendwie war ich enttäuscht. Der Entwurf und die Ausführung waren hervorragend durchdacht, und die Wirkung war sehr hübsch. Aber alles zeigte nur eines: gute solide Handwerksarbeit.
Talryn klopfte gegen die Tür aus schwarzer Eiche am Ende des Gartenkorridors und trat ein. Wir folgten ihm in den kleinen Raum.
Er wartete, bis wir alle beisammen waren.
»Hinter der Tür rechts von mir liegt der Waschraum für euch, meine Herren, links der für euch, liebe Damen. Bitte lasst eure Sachen in den offenen Spinden. Sie sind dort sicher. Nach dem Essen könnt ihr alles wieder abholen.«
»Warum zwei verschiedene Räume?« fragte Tamra.
»Weil auch in Recluce noch einige Menschen an der alten Legende festhalten, dass es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt, Tamra.«
»Das ist doch bloß eine Entschuldigung.«
»Möglich. Ihr könnt die Einrichtungen benutzen oder nicht, wie ihr wollt.« Talryns tiefe Stimme klang deutlich kühler. Er wendete sich von Tamra ab. »Sobald ihr euch gewaschen habt, geht ihr durch die Tür in der Mitte. Dann können wir essen. Während der Mahlzeit werde ich euch eine allgemeine Einführung zur Ausbildung in der Gefahrenbrigade geben – und was alles dazugehört.«
Talryn stand wie ein Posten vor der Tür und machte allen klar, dass Sauberkeit unerlässlich war. Ich wartete nicht lange, sondern ging zum Waschraum. Ich wollte mich nicht nur waschen, sondern auch erleichtern.
Myrten schlurfte hinter Sammel und mir hinein, als hege er tiefen Abscheu gegen Seife und Wasser. Das bestätigte meine Meinung über ihn.
Die Meister waren nicht nur gute Baumeister, sondern hatten auch für reichlich kaltes und warmes fließendes Wasser und dicke graue Handtücher gesorgt. Ich brauchte ziemlich viel Seife, um den Staub der Straße von Gesicht, Armen und Händen zu waschen. Eigentlich hätte ich eine Dusche vertragen, aber diese war in dem grau gekachelten Waschraum nicht eingebaut. Doch fühlte ich mich nach dem Waschen sehr viel wohler.
VII
D er Tisch war mit Platten reich beladen, auf denen hauptsächlich Obst und Gemüse lagen, dazu noch mehrere Sorten Käse und einige dünne Fleischscheiben. Auf zwei Platten lagen mehrere verschiedene Brote. Ich widmete mich dem Obst und nahm vor allem Äpfel, Goldpfirsiche, süßsaure Spieße und Rotbeeren. Die Teller bestanden aus schwerer grauer Keramik mit schmaler grüner Borte und glichen Arbeiten, wie sie Lehrlinge meiner Mutter nach einem Jahr herstellten.
Neben den Tellern standen passende Becher. Anstelle von Servietten gab es kleine Handtücher. Messer lagen nicht da, nur Löffel und Gabeln. Die Tischplatte aus schwarzer Eiche war auf Hochglanz poliert, doch kahl. Unter den Tellern lagen keine Platzdeckchen.
Talryn stand am Kopf des Tisches, der für acht Leute gedeckt war: drei auf jeder Seite und einer an jedem Ende. Der Platz neben ihm war leer. Links von ihm stand Dorthae, dann kam Myrten. Das Ende des Tisches war ebenfalls leer.
»Würdest du dich ans andere Ende setzen, Lerris …«
Da Talryn eine Art Meister war und seine Worte nicht direkt wie eine Bitte geklungen hatten, stellte ich mich ans Ende und wartete auf die anderen.
Als nächster kam Sammel. Seine kahle Stirn glänzte, die braunen Haare waren feucht. Ohne den Staub und Schmutz der Straße wirkte er jünger. Er lächelte Talryn scheu an.
»Würdest du dich in die Mitte setzen, Sammel …«
Sammel tat, was ich getan hatte. Er nickte und nahm seinen Platz ein.
Dann erschienen Wrynn und Krystal gemeinsam. Die beiden flüsterten wie Schulmädchen, verstummten jedoch, als sie Talryns Blick auffingen.
»Wrynn, würdest du dich zwischen Myrten und Lerris setzen … und du, Krystal, ihr gegenüber …«
Damit fehlte nur noch Tamra. Sie schien überall die letzte zu sein. Da sie noch nicht aufgetaucht war, würde sie neben Talryn sitzen. Irgendwie hielt ich das für keinen Zufall.
Talryn ließ uns noch eine Zeitlang stehen, ehe er nickte. »Bitte, nehmt
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