Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
unfertig, obgleich es zweifellos fertig war. Das Fehlen von Ordnung?
    Nach der Treppe ging der Diener nach links. Dann blieb er vor einer geschlossenen Tür stehen.
    Eichentüren dürfen nicht so knarren, doch die des Weißen Magiers knarrten laut. Kopfschüttelnd folgte ich dem Diener hinein.
    Ich warf einen Blick hinauf zum Deckengewölbe, das auf weißen Eichensäulen ruhte, die doppelt so nah beieinander standen, wie es nötig gewesen wäre. Unwillkürlich lächelte ich.
    Wie die übrige Feste war auch der große Raum weiß: weißer Marmorboden, weiß gestrichene Granitwände und weiße Türstöcke und Türen, teilweise auch weiße Paneele. Ohne genau hinzusehen, fielen mir die Unregelmäßigkeiten an den Kanten und Verbindungsstellen auf.
    Meine Nase juckte. Vielleicht wegen des weißen Staubs, den meine Stiefel beim Betreten des Raums aufgewirbelt hatten. Am Nordende erhob sich ein großer weißer Kamin aus Marmor. Ein Häuflein Asche lag darin, doch war die Asche kalt.
    Auch in diesem Raum gab es keinerlei Bilder, nur ein halbes Dutzend Messinghalterungen mit weißen Kerzen.
    Auch zwischen den vom Boden bis zur Decke reichenden Fenstern befanden sich diese Halter. Jedes Fenster bestand aus ungefähr zwanzig rautenförmigen bernsteinfarbenen Scheiben, in Blei gefasst. Obwohl sämtliche Fenster offen standen, erfüllte ein leicht goldgelbes Licht den Raum, und es roch nach Asche.
    Am Südende befanden sich die einzigen Möbel: ein schlichter runder Tisch aus weißer Eiche mit fünf passenden Stühlen und goldenen Kissen darauf. An der Wand standen zwei Tische zum Servieren von Speisen und Getränken, ebenfalls aus weißer Eiche. Auf dem linken standen mehrere Schüsseln mit Deckeln.
    Am Tisch saßen zwei Gestalten.
    Der stumme Diener marschierte zum Tisch, verneigte sich und ging wieder hinaus. Da stand ich nun, mit dem Stab in der Hand.
    Antonin und die schwarzhaarige Frau, Sephya, schauten auf. Dampf erhob sich von den Tellern vor ihnen.
    »Möchtest du uns beim Essen Gesellschaft leisten?« Seine Stimme war angenehm und freundlich, als wäre ich ein alter Bekannter, der zu Besuch gekommen war.
    Ich lächelte höflich, wie man es mir beigebracht hatte, aber mein Magen drehte sich wegen dieser Heuchelei.
    »Dieser Einladung fühle ich mich nicht würdig, Ihr überaus mächtigen Weißen Magier.« Ich verbeugte mich. Das Verbeugen machte mir nichts aus, denn mächtig waren die beiden – keine Frage.
    »Der junge Bursche hat Achtung, Sephya. Das musst du zugeben.« Antonin nahm einen Bissen vom Teller.
    »Er hat gute Manieren, Mylord. Das ist nicht dasselbe.« Ihr Ton war respektvoll, aber nicht unterwürfig – und mir seltsam vertraut.
    Ich blickte die Frau scharf an. Dunkle Haare, nicht ganz schulterlang, Augen, die zwischen grau und blau wechselten – und blasse Haut. Darunter … ich schluckte und zwang mich, an etwas anderes zu denken.
    Immer nur ein Problem, dann das nächste.
    »Er ist auch sehr wahrnehmungsfreudig«, fügte sie etwas zynisch hinzu und nahm einen Schluck aus dem Kristallglas. »Ein bisschen gefährlich. Wäre er nicht so ungestüm, hätte er ein würdiger Gegner sein können.«
    Ich begriff, dass sie versuchte, mich wütend zu machen. »Ihr tut mir zuviel Ehre an, Mylady.«
    »Dafür ist sie bekannt«, erklärte der Weiße Magier. »Bis jetzt hast du uns noch nicht erklärt, warum du meine Straßen benutzt und bis zu meiner Türschwelle vordringst – abgesehen von einigen weiteren kleineren Störaktionen.« Er hob eine Braue – die rechte. Dieser Trick nötigte mir Bewunderung ab.
    Doch was konnte ich ihm erklären? Dass ich beschlossen hatte, ihn zu vernichten? Ich entschied mich, gar nichts zu sagen.
    Während Antonin mit mir sprach, schienen seine Augen weißer zu werden. Ich blickte hinter ihn, um das Chaos abzumessen, das sich in und um diesen Raum bündelte.
    »Du hast ein interessantes Puzzle angefertigt, Schwarzstabler. Du könntest in mancher Hinsicht hilfreich sein.« Der Weiße Magier lächelte und hob den Arm. Eine kleine Feuerkugel erschien zwischen Zeigefinger und Daumen der rechten Hand. »Vielleicht möchtest du lernen, wie Feuer funktioniert, und der Menschheit noch mehr Wissen vermitteln?«
    Meine Haut juckte, und der Raum schien dunkler zu sein, obgleich draußen noch immer die Sonne am blauen Himmel strahlte.
    »Der gesamten Menschheit?« Ich quälte mir ein Lachen ab. Das war schwierig, weil meine Kehle so trocken wie die Wüste war.
    »Du bist zu mir gekommen,

Weitere Kostenlose Bücher