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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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dass eine einfache Holzkonstruktion den tiefen Graben überbrückte. Wahrscheinlich bestand sie aus schwerem Kiefernholz, das mit den Chaos-Energien schnell in Brand gesteckt werden konnte.
    Ein fähiges Heer hätte diese Festung in wenigen Tagen gestürmt, allerdings nur, wenn der Herr kein Chaos-Meister war und wenn man überhaupt ein Heer so weit in die Westhörner hätte locken können.
    Mir lief es eiskalt über den Rücken. Dieser Ort strahlte mehr Unheil aus als ganz Frven und schien verlassener als die Wüste, die Antonin mit seiner Chaos-Energie zwischen Gallos und Kyphros geschaffen hatte, angeblich um dem Präfekten zu helfen, in Wahrheit jedoch zu seinem eigenen Nutzen.
    Kein einziges Banner flatterte auf dem weißen Bauwerk. Keine Rauchfahne kräuselte sich aus den acht Schornsteinen empor. Das schwere Tor aus weißer Eiche stand offen, die Straße führte geradewegs über die Holzbrücke in die Festung.
    Die weiße Festung vor den weißen Klippen wirkte wie ein vollkommenes Gemälde.
    Ich zögerte, doch dann dachte ich an das verkohlte Gesicht des kyphrischen Soldaten und den Kopf der blonden Soldatin auf der Mauer des Präfekten, den Chaos-Brunnen und vor allem die Selbstgefälligkeit der Bruderschaft, die einen isolierten Orden aufgebaut und Antonin so benutzt hatte wie dieser Justen.
    Es gab noch einen Grund. Man hatte mich ebenso wie Justen benutzt. Nur so ergab es einen Sinn. Durch meinen Kampf gegen den Präfekten hatte mein Bemühen um Ordnung zu noch größerer Unordnung und einer Verschärfung des Konflikts zwischen Gallos und Kyphros geführt. Kein Wunder, dass man mich bis zu meinem Verlassen der Stadt nicht belästigt hatte. Ich hatte genau das getan, was Antonin wollte. Beinahe hätte ich mich auf der staubigen Straße übergeben. Ich machte mir bittere Vorwürfe, so dumm gewesen zu sein.
    Doch dann hob ich den Kopf und marschierte geradewegs auf die Brücke zu. Ich schickte meine Sinne aus, um zu erspüren, wann Antonin seine Kräfte gegen mich sammelte.
    Ich hatte erwogen, um die Feste einen Schild des Gleichgewichts der Kräfte zu legen, aber das war auf diesem Gelände schwierig, ohne meine Ordnungs-Meisterschaft zu enthüllen. Dann wäre meine Anwesenheit wie ein Feuerwerk am Nachthimmel kund geworden. Ganz zu schweigen von meinen Fähigkeiten. Außerdem hätte dieser Schild meine Mission vereitelt.
    Ich musste Antonin von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Ich vermutete, dass er das zulassen würde, allein schon, um von mir zu erfahren, wie es mir gelungen war, ihm so lange Zeit zu entgehen. Es war riskant, aber nicht sehr. Mir blieb auch keine andere Wahl.
    Entschieden ging ich Schritt um Schritt weiter, fort von Gairloch, näher an die verborgenen Feuer, die hinter jedem Stein der weißen Festung schimmerten, näher an die Ängste heran, die drohten, mein Rückgrat zu lähmen.

 
LXV
     
    K eine Seele – nicht einmal ein Dämon – blickte vom leeren Wehrgang, als ich über die weiße Straße auf die Holzbrücke zumarschierte. Das Tor stand weit offen.
    Bei jedem Schritt wirbelte ich eine weiße Staubwolke auf. Kein Lufthauch gelangte ins Tal. Der Wintertag fühlte sich wie ein knochentrockener Sommernachmittag an. Die von Eis und Schnee bedeckten Gipfel der Westhörner glitzerten zu meiner Linken wie Kristall. Sie sahen ebenso teilnahmslos zu, was hier geschah, wie sie den Aufstieg und Fall Frvens oder den tödlichen Plan Recluces mitangesehen hatten.
    Mein erster Schritt auf der Holzbrücke hallte wie gedämpfter Donner wider. Der tiefe Graben war gespickt mit spitzen, messerscharfen roten Steinen. Zumindest lagen jedoch, soweit ich feststellen konnte, keine Gebeine darin.
    Ich hatte das Gefühl, auf dem weißen Holz wie auf einem riesigen Gong dahinzuschreiten. Antonins Kutsche musste beim Darüberfahren mit dem Donner gewetteifert haben.
    Das schwere Holztor in den massiven Bronzeangeln öffnete sich vor meinen Augen noch weiter.
    Niemand und nichts erschienen. Doch ich spürte die Geschöpfe des Chaos jenseits des offenen Tors: gespenstisch Weiße Wesen mit rotglühenden Kernen, gegen die die Dämonen in Frven armselig gewesen waren.
    Mit verschwitzten Händen umklammerte ich meinen Stab, der Schweiß rann mir über die Stirn. Die Feuchtigkeit rührte keineswegs nur von der Hitze her.
    Das trommelnde Echo von der Brücke sagte mir, dass meine Beine mir nicht ganz gehorchten. Ich unterdrückte ein Lachen, doch ich wusste nicht, warum ich das alles so komisch fand.
    Das

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