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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Apfelscheiben.
    Myrten steckte zwei Brötchen und einen Apfel ein. Sammel runzelte die Stirn. Entweder wegen Talryns Abgang oder wegen Myrtens Mundraub … oder aus einem persönlichen Grund. Ich nahm noch einen Schluck Punsch, verzichtete aber auf ein weiteres Stück Käse. Genug war genug. Ich wollte herausfinden, was mir bevorstand.
    Tamra und ich standen als erste auf. Sie hatte ihren Teller auch nicht leergegessen.
    Als ich auf ihren Teller schaute, kreuzten sich unsere Blicke, denn sie musterte ebenfalls meinen Teller. Ich musste grinsen, und diesmal lächelte sie kurz, machte jedoch gleich wieder ein hartes, gelangweiltes Gesicht.
    Ich hielt ihr die Tür auf, doch sie schüttelte den Kopf. »Geh nur vor, Lerris. Ich öffne mir selbst die Türen.«
    »Wie du wünschst, schöne Dame.«
    »Und ich bin auf keinen Fall eine Dame, jedenfalls nicht so, wie du das meinst.«
    »Ich habe überhaupt nichts gemeint, sondern wollte nur höflich sein. Aber wenn du etwas gegen gute Manieren hast …« Ich ließ die schwarze Eichentür los und ging in den Waschraum, um meinen Stab und den Tornister zu holen.
    »Auch noch empfindlich! Du solltest rote Haare haben.«
    Ich überhörte ihre Bemerkung, spürte jedoch, dass ich rot geworden war.
    »Gesunde Blutzirkulation und sehr dünnhäutig.«
    Plagte das Luder alle mit ihren Sticheleien oder nur die, die sich vor ihr fürchteten? Ich wünschte, meine Gedanken wären so schnell wie ihre, aber es hätte die Situation nur verschlimmert, wenn ich mich auf Wortgefechte einließe.
    Der Stab war dort, wo ich ihn gelassen hatte. Das Holz fühlte sich härter als sonst an. Lag es daran, dass wir in Nylan waren? Reagierte der Stab eigenmächtig auf Magie oder Gefahr? Ich schüttelte den Kopf.
    »Warum schaust du so bedrückt drein?« fragte Sammel besorgt. Wahrscheinlich klang er immer besorgt. Es schien seine Berufung zu sein, Gutes zu tun, ganz gleich, ob man es wollte oder nicht.
    »Ich habe nur nachgedacht … all das Schwarz … bedeutet es Magie?«
    »Wahrscheinlich. Die Bruderschaft hätte den Hafen oder die Klippen nie ohne übernatürliche Hilfe erbauen können. Aber sie meinen es gut, glaube ich.«
    »Gut gemeint hat es auch Heldry der Wahnsinnige.«
    Sammel lächelte. »Die Bruderschaft hält keine Massenhinrichtungen ab.«
    Ich schulterte meinen Tornister. »Ihr reicht die Gefahrenbrigade und Verbannung. Dann sind andere Hände für den Tod verantwortlich.«
    »Du klingst ziemlich verbittert für jemanden, der so jung ist.«
    »Das ist leicht, wenn man aus unerfindlichen Gründen von einer Gruppe, die unausgesprochene Regeln mit unausgesprochenen Mitteln durchsetzt, zu etwas gezwungen wird.«
    Das brachte ihn lange genug zum Schweigen, dass ich um ihn herum und an Myrten vorbei hinausgehen konnte. Tamras Rücken war direkt vor mir. Sonst war niemand mehr am Tisch. Sogar Krystal hatte einige Apfelscheiben übriggelassen, die langsam braun wurden.
    Ich wollte Tamra ins Wartezimmer folgen.
    »… das ist keine Wahl«, sagte Dorthae zu Talryn.
    Talryn lächelte, doch seine schwarzen Augen waren so kalt und so hart wie die Steinplatten auf dem Boden. »Du kannst beides wählen. Deine Handlungen haben diese Wahl jetzt schon nötig gemacht.«
    »Was? Weil ich nicht bei einem Mann bleiben wollte, der sich als gefühlloser, hirnloser Rohling erwiesen hat?«
    »Nein, weil du ihn, ehe du ihn verlassen hast, zum Krüppel gemacht hast.«
    Ich zuckte zusammen. Dorthae hatte hart gewirkt, aber mir war nicht klar gewesen, wie hart. Trotzdem sah sie jetzt vor Talryn verwundbar aus, obgleich er nicht größer war als sie.
    Dorthae wendete sich mit fest zusammengepressten Lippen ab.
    Myrten und Sammel waren mir gefolgt. Nur Wrynn und Krystal fehlten.
    Dorthae schaute mich an. Ihr Blick fiel auf meinen Schwarzen Stab, dann auf Tamra, die ebenfalls ihren Stab trug. Dorthae wich mit entsetztem Gesicht von der Rothaarigen zurück.
    Tamra und ich blickten uns an. Sie zuckte mit den Schultern. Ich ebenfalls.
    Aufgrund meiner Begegnung mit Shrezsan und dem Händler war mir klargeworden, dass ich über irgendwelche geheimnisvollen Kräfte verfügte, die mit dem Stab zusammenhingen. Allerdings hatte ich keine Ahnung, welche. Unglücklicherweise glaubten alle anderen auch, dass ich über diese Kräfte verfügte, und waren misstrauisch. Großartig! Ich stürzte mich in die Ausbildung in der Gefahrenbrigade mit Fähigkeiten, von denen ich nie etwas gewusst hatte, und die ganze Welt war bereit, sich deshalb

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